Das Mehrfamilienhaus im Birkenweg wird abgerissen. Foto: Otto

Gemeinderat will zunächst Pläne sehen. Stadt investiert auf Hegneberg und Birkenweg.

Rottweil - Die Stadt hat genug von langwierigen Sanierungsprojekten. An zwei Standorten soll neu gebaut werden: Im Birkenweg und auf dem Hegneberg. Dort sind zwölf Wohnungen für Flüchtlinge geplant. Der Gemeinderat ist überrascht.

Am Mittwoch stellte der Chef des Eigenbetriebs Stadtbau Rottweil, Peter Hauser, dem Gremium den Wirtschaftsplan für 2016 vor. Und gleich zu Beginn machte er deutlich: "Durch den Zustrom von Flüchtlingen verändert sich einiges." Die Situation auf dem Mietwohnungsmarkt sei angespannter, die Zahl der vorgemerkten Mietinteressenten liege mittlerweile bei 130, so  Hauser. Die Stadtbau sieht deshalb nicht nur eine Hauptaufgabe darin, ihren Wohnungsbestand stetig instandzuhalten und zu modernisieren, sie will auch neuen Wohnraum schaffen – eben auch mit Blick auf die Flüchtlinge.

Zwei Projekte zauberte Hauser aus dem Hut:  Zum einen soll das Gebäude Birkenweg 4 abgerissen und durch einen neuen Komplex mit zehn Wohnungen ersetzt werden, zum anderen soll "am höchsten Punkt des Hegnebergs", auf dem stadteigenen Grundstück Überlinger Straße 64, ein Neubau mit zwölf Wohnungen für Flüchtlinge entstehen. Anreiz hierzu gibt ein Förderprogramm des Landes, das Projekte dieser Art mit 25 Prozent bezuschusst – das sind   bei zwei Millionen Euro Gesamtkosten in diesem Fall 500 000 Euro. Trotz dieser Tatsache war die Begeisterung am Ratstisch höchst verhalten. Hubert Ernst (CDU)  meinte,  man sei sich doch eigentlich einig gewesen, dass die Stadtbau nicht mehr "ins Baugeschäft" einsteige. Peter Hauser erläuterte, dass frühere Verluste als Bauträger eingefahren worden seien, nun gehe es aber darum, eigene Wohnungen zu bauen.

Ob denn nicht ein anderer das Grundstück am Hegneberg bebauen kann?, stellte sich im Gremium die Frage. Damit hätte der Stadtbauchef kein Problem – nur: Das Grundstück will kein Investor haben. Eigentumswohnungen seien dort "nicht vermarktbar", und den sozialen Wohnungsbau, so Hauser auf unsere Nachfrage, wolle sich sonst kaum einer antun. "Das ist kein Geschäft, an dem wir groß verdienen. Ich bin froh, wenn wir da Null auf Null rauskommen."  Die Stadtbau habe hier auch eine Verpflichtung. "Eigentlich dachte ich, die Stadträte loben uns", schmunzelt Hauser.Während auf dem Hegneberg explizit Flüchtlinge einziehen sollen – das ist auch Bedingung, um Fördermittel zu erhalten –, sollen am Birkenweg Bestandsmieter zum Zug kommen. Die dadurch frei werdenden Wohnungen stehen dann ebenfalls Flüchtlingen zur Verfügung.

Überzeugt sind die Gemeinderäte noch nicht: Über beide  Bauprojekte wurde auf Antrag von Martin Hielscher (FWV) im Wirtschaftsplan  ein  Sperrvermerkt verhängt. Erst will der Gemeinderat genauere Pläne sehen. Warum zum Beispiel am Hegneberg ein Aufzug vorgesehen ist, der vermutlich nur Probleme macht, leuchtete Hermann Breucha (FWV)  nicht ganz ein. Auch in den Neubau am Birkenweg soll ein Aufzug kommen. Barrierefreiheit sei heute unabdingbar, betonte der Stadtbau-Chef.

Schließlich sei der demographische Wandel eine der großen Herausforderungen, der man sich künftig stellen müsse. Deshalb lohne es sich auch kaum mehr, alte Gebäude aufwendig zu sanieren, so Hausers Erkenntnis nach mehreren nun abgeschlossenen Sanierungsprojekten. Beispiel Hochwaldstraße: Die beiden Wohnblöcke auf Vordermann zu bringen habe ebenso viel gekostet wie ein Neubau – und die Nachteile bleiben: schlechter Schallschutz, kein Aufzug. Hauser will erste konkrete Planungen nun in der Sitzung am 27. Januar vorlegen.  Insgesamt fand der  von ihm vorgelegte Wirtschaftsplan  übrigens Zustimmung.  Die "schwarze Null" ist das darin ausgegebene Ziel.