Die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch wird gerne genutzt. Foto: Fleig

Fünfte Jobbörse im Kapuziner findet regen Anklang. Austausch steht im Mittelpunkt.

Rottweil - Arbeitsmarkt einmal wörtlich genommen: Bei der fünften Jobbörse von Arbeitsagentur und Jobcenter treffen Arbeitssuchende mit regionalen Unternehmen zusammen. Im persönlichen Gespräch eröffnen sich dabei neue Perspektiven.

Auf dem Rottweiler Wochenmarkt bieten Händler allerlei Waren an, Menschen drängen sich an den Ständen. Dennoch bleibt beim Kauf genug Zeit für einen kurzen Plausch. Nur ein paar Straßen weiter geht es am Mittwoch im Sonnensaal des Kapuziners ähnlich kommunikativ zu. Etwa 30 regionale Unternehmen aus Industrie, Handel und aus der Zeitarbeitsbranche sowie Dienstleister präsentieren dort auf der Jobbörse ihre Stellenangebote. Viele Arbeitssuchende nutzen die Möglichkeit, im persönlichen Gespräch zu überzeugen.

"Es war eine neue Idee: eine andere Art der Kommunikation zu ermöglichen", sagt Klaus Helm, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen. "Eben wie auf einem Marktplatz – oder einem Wochenmarkt."

Nach und nach füllt sich der Saal mit potenziellen Anwärtern auf freie Stellen. Einige lassen sich zunächst durch die Gänge treiben und studieren Stellwände und Unternehmensvertreter aus einiger Entfernung. Andere steuern zielstrebig auf bestimmte Stände zu und suchen das Gespräch.

So auch eine 27-Jährige, die nach einem abgeschlossenen Mathematik-Studium Vertreter von Zeitarbeitsfirmen anspricht. Ihr Ziel sei es, auf der Börse viele Kontakte zu knüpfen. Als Berufseinsteigerin wolle sie praktische Erfahrungen sammeln, erklärt die Akademikerin.

"Ich sage immer, wer arbeiten will, der findet auch etwas", sagt ein gelernter Schreiner, der nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann. Er ist seit einem halben Jahr ohne Anstellung. "Man merkt, einige wollen wirklich die Stellen", erzählt Pol Ekincioglu, der ein mittelständisches Unternehmen auf der Jobbörse vertritt. "Und diese Arbeitskräfte wollen auch wir." Dabei sei es gerade im ländlichen Raum zunehmend schwierig, ausreichend Fachkräfte zu finden. Andere Arbeitgeber formulieren es drastischer: "Händeringend" seien sie auf der Suche nach Arbeitnehmern.

Helm bestätigt die hohe Nachfrage an Arbeitskräften in der Region. Statistiken der Arbeitsagentur zufolge hat der Raum Schwarzwald-Baar-Heuberg derzeit mit drei Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote im Land. Bundesweit belege der Wirtschaftsstandort Platz sechs, erklärt der Pressesprecher. So eröffnen sich auch für regionale Arbeitgeber neue Perspektiven auf der Jobbörse. Im unverbindlichen persönlichen Gespräch verschaffen sie sich abseits des schriftlichen Bewerbungsverfahrens einen Eindruck von den Arbeitssuchenden.

"Das ist eine Besonderheit in der ganzen Region", sagt Erika Faust, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. "Es sind viele Branchen vertreten", ergänzt Sylvia Naumann vom Jobcenter Landkreis Rottweil. "Wir sind dieses Jahr nochmals breiter aufgestellt."

Zusätzlich informieren Vertreter des Jugendamts über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das soll vor allem alleinerziehenden Müttern helfen, erklärt Naumann. Außerdem sind Vermittlungsfachkräfte der Initiatoren vor Ort und stehen Bewerbern wie Arbeitgebern beratend zur Seite. Und so reihen sich wie auf dem Wochenmarkt die Stände im Kapuziner aneinander. Angeboten werden hier freie Stellen, der persönliche Austausch in ungezwungener Atmosphäre soll neue Perspektiven eröffnen.