Mit dem neuen Leiter Andreas Frankenhauser soll die VHS Rottweil attraktiver werden. Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

VHS-Leiter Andreas Frankenhauser verteidigt das Streichen der Schnuppermöglichkeiten / Hecht: Keine Angst vor unpopulären Themen

Von Anja Schmidt

Rottweil. Schneller, mehr, jung und selbstbewusst – Andreas Frankenhauser, der neue Leiter der Volkshochschule (VHS) brachte Neues auf den Weg, erntet dafür aber nicht nur Lob.

"So viele Veranstaltungen gab es noch nie", informierte Andreas Frankenhauser im Juli. Zu diesem Zeitpunkt führte er gerade mal ein knappes Jahr die Rottweiler VHS. Und er konnte noch weitere Rekorde verkünden: Noch nie zuvor sei das Heft so früh erschienen und noch nie wurde so viel Bildung geboten. Mit insgesamt 216 Veranstaltungen wirbt das Herbstheft.

Neue Sprachangebote von Latein, Griechisch bis hin zu Ungarisch, zusätzliche Kurse im Bereich Geschichte und Betriebswirtschaft, selbst Fasnetsveranstaltungen und das Semester-Schwerpunktthema Judentum umfasst das Angebot. Der frühere Stadtarchivar Winfried Hecht lobt den neuen VHS-Leiter in vollen Zügen. Frankenhauser sei im vergangenen Jahr, als er den Posten neu angetreten hatte, mit einem interessanten und vor allem aktuellen Thema auf ihn zugekommen: Er wollte ihn als Referenten über die Türme von Rottweil. Alte wie neue. Umso bemerkenswerter, weil Hecht nicht unbedingt ein Befürworter des ThyssenKrupp-Turms ist. Der neue VHS-Leiter traue sich an unpopuläre Themen, und habe ihn in allen Belangen unterstützt, berichtet Hecht. So auch in diesem Jahr. Hecht widmet sich in seinem neuen Kurs dem Ersten Weltkrieg, und will mit zahlreichen Beispielen darstellen, dass nicht alle Deutschen mit Begeisterung in den Krieg zogen. Hechts Kurs wird auch stattfinden, aber viele andere nicht.

"Ein Schwund ist immer", sagt Andreas Frankenhauser. Normal seien zwischen 15 und 20 Prozent. Und wie viele blieben dieses Mal von den 216 übrig? Frankenhauser weiß es nicht, setzt sich aber bereitwillig an den Rechner. Bislang 149. "67 Ausfälle, das ist viel", gesteht er. Eine Ausfallquote von 30 Prozent.

Beirren lässt er sich dennoch nicht. Neue Angebote zündeten nicht immer sofort, weiß er. Gerade beim umfangreichen Sprachangebot müsse zunächst taxiert werden, ob Bedarf da ist. Latein und Griechisch beispielsweise fanden keinen einzigen Interessenten. Aber vielleicht im nächsten Heft. Erst dann werde entschieden, ob ein Kurs ganz gestrichen wird. Für "Technisches Englisch" habe sich im zurückliegenden Semester keiner angemeldet, im Herbstsemester "läuft der Kurs". "Etwas Geduld, dann wird es schon funktionieren, man muss es jedenfalls versuchen", erklärt er selbstbewusst. Aber klar sei auch: "Am Ende entscheidet der Kunde."

Als er die VHS vor einem Jahr übernommen hat, kam er mit dem Ziel, sie moderner und attraktiver zu machen, erzählt er. Seither präsentiere sich die VHS mit einem neuen Internetauftritt, einer VHS-App, auf Facebook und mit einem komplett neu gestalteten Programmheft. Einige Monate kämpfte er auch um ein Stechschild für die Fassade, das groß genug ist, um es von der Hochbrücktorstraße aus sehen zu könne. Nicht jeder finde die VHS nämlich auf Anhieb. Das Schild sei inzwischen vom Gemeinderat genehmigt worden, und werde noch in diesem Jahr angebracht.

Doch nicht alle Änderungen stoßen auf Gegenliebe. Für die Sprachkurse richtete sein Vorgänger Ludwig Kohler Schnupperkurse ein. Zwei Wochen lang konnten Interessierte nach Herzenslust probieren. Dabei wurden nicht nur die Fähigkeiten getestet, sondern auch, ob die Chemie im Kurs stimmt, berichteten VHS-Kunden unserer Zeitung. Aber Frankenhauser strich die Schnupperkurse. Er wisse, dass er sich damit nicht bei jedem beliebt machen konnte. Vor allem bei den Teilnehmern, bedauert er, die seit vielen Jahren die Sprachkurse belegen. Jedoch wären Schnupperkurse auch in anderen, zumindest der ihm bekannten Volkshochschulen nicht üblich.

Dass Frankenhauser sich auskennt, glaubt man ihm gern. Jahrelang führte er eine private Sprachschule in Tuttlingen. Schnupperkurse wären bei den Dozenten "extrem unbeliebt", teuer und für seine Mitarbeiterinnen, die erst nach der zweiwöchigen Probephase erfahren, ob ein Kurs stattfinde und mit wie vielen Teilnehmern, mühsam. Die VHS biete andere, "professionellere" Möglichkeiten, mit denen die eigenen Fähigkeiten eingeschätzt werden können. Über das Internet gebe es kostenlose Möglichkeiten, seine Sprachkenntnisse zu testen, um zu erfahren, welche Kursstufe zu einem passt. Für denjenigen, der das ablehnt, bestehe die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch mit ihm.