Die Narrenzunft Rottweil ändert die Strecke des Montagssprungs. Künftig gibt es nur noch eine für alle drei Sprünge sowie den Umzug am Sonntag. Foto: dpa

Nur noch eine Strecke für alle Umzüge: Reaktion auf viele Teilnehmer und Überlänge. Mehr Zeit zum Aufsagen.

Rottweil - Die Narrenzunft wagt sich an die "heilige Kuh", wie es Narrenmeister Christoph Bechtold  ausdrückt: Die Route des Narrensprungs am Montagmorgen wird geändert. Künftig gibt es nur noch eine für alle drei Sprünge sowie den Umzug am Sonntag: Sie verläuft vom Schwarzen Tor bis zur Hauptstraßenkreuzung, dann geht es rechts in die Hochbrücktorstraße, bis zur Volksbank, anschließend  die Grafengasse hinunter, vorbei am Konvikt bis zum Spital, bevor die Narren die Untere Hauptstraße hoch bis zum Friedrichsplatz laufen.

Das Thema ist brisant, das wissen auch die Oberen der  Narrenzunft. Es gab bereits Änderungen in der Sprungführung – dienstagnachmittags. Das allerdings führte bei manchem Teilnehmer zu Verwirrung: Wann geht es jetzt wo hin? Und nicht jede neue Route hat sich bewährt. Am Montagmorgen, dem  Narrensprung, bei dem mancher Rottweiler seit seiner Kindheit die "Stadt nab" juckt, blieb alles beim Alten. Bis jetzt. Das Thema sei emotional schwierig gewesen, sagt Bechtold, aber: "Wir mussten was tun." Jahr für Jahr seien mehr Narren dazugekommen, am Ende waren es 4100, die durchs Schwarze Tor gingen.

Der Narrensprung am Montag dehnte sich deshalb immer weiter aus, dauerte von 8 bis 13.30 oder gar 14 Uhr. Zum Aufsagen bleibt da nicht mehr viel Zeit, um 18 Uhr sollte schließlich  Schluss sein. Nicht nur bei der Strecke, auch bei der Zeit will die Rottweiler Narrenzunft deshalb eine Veränderung. Angestrebt wird ein Ende des Sprungs gegen 12 Uhr.

Das soll auch den Musikkapellen zugute kommen. Manche müssen mittags noch in ihren Heimatorten spielen, sagt Bechtold. Wer dann schon 60 Mal in Rottweil den Narrenmarsch geblasen hat und dort bis bald 14 Uhr im Einsatz ist, schafft das nur schwerlich.

Auch den Tochterzünften in der Altstadt, in Bühlingen und Zimmern soll etwas Zeitdruck nehmen: Sie sollen es rechtzeitig zu ihren eigenen Umzügen schaffen, selbst wenn sie in Rottweil mitlaufen. Die Tochterzünfte seien bereits befragt worden zum Thema und würden die Änderung begrüßen, erklärt Zunftschreiber Frank Huber.

Weiteres Argument für die Streckenverkürzung aus Sicht der Zunft: Den Jungnarren bleiben überlange  Pausen, wie sie bei den Montagssprüngen zuletzt entstanden sind, erspart. Gleichzeitig will die Zunft wieder mehr Narren aus den Privathäusern in die Straßen und Gasthäuser bringen, um dort aufzusagen. "Viele Häuser sind überrannt worden von Narren, die sie kaum kennen, und die Wirtschaften sind leer – oder die Straßen", meint der Narrenmeister. Aber ob durch die Veränderung mehr Kleidlesträger aufsagen? "Das wissen wir nicht, aber wir hoffen es", sagt Zunft-Vize Georg Hauser. Zumindest bleibe nun genug Zeit dafür. "Das ist schon ein massiver Einschnitt", gibt Frank Huber unumwunden zu. Aber die Zunft hätte nach der "sozialverträglichsten Lösung" gesucht.

Weitere Informationen: Um den Narren in Sachen neue Strecke auf die Sprünge zu helfen, hat die Narrenzunft den Infoflyer "Wo goht’s lang?" erstellt. Er beschreibt die Veränderungen und ihre Gründe sowie die angestrebten Zeiten.