Nach vier Jahren Planung freuen sie sich auf den Narrentag (von vorne): Christoph Bechtold, Georg Hauser, Frank Huber und Stefan Roth.  Foto: Narrenzunft

Narren kribbelt's im Bauch: Noch acht Tage bis zum großen Event. Größter Kostenblock sind Toiletten-Anlagen.

Rottweil - Jetzt sind es noch die Details, die das Team der Narrenzunft Rottweil vor dem Narrentag beschäftigen. Vier Jahre Vorbereitung liegen hinter den vielen Helfern.

"Vierundzwanzigtausendvierhundertachtzig." Zunftschreiber Frank Huber lässt sich diese Zahl sprichwörtlich auf der Zunge zergehen. Und schüttelt den Kopf: "Hätte mir jemand vor vier Jahren gesagt, dass der größte Kostenblock des Narrentages 2017 der für zwölf mobile Toiletten-Anlagen ist, ich hätte ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt." Doch genau das Beschaffen der WC-Anlagen, die Miete und das Betreiben inklusive Reinigung im Zwei-Stunden-Takt kostet die Zunft sage und schreibe knapp 25.000 Euro. Ein finanzieller wie organisatorischer Aufwand, der für die vergangenen Wochen und Monate symptomatisch ist.

Die Checkliste, die bis zum 21. Januar abgearbeitet sein muss, scheint unendlich lang zu sein: Mittlerweile dürften etwa 8000 ehrenamtliche Einsatz-Stunden auf der imaginären Uhr der Ausschüsse und Unterausschüsse der Narrenzunft stehen, zu den 24 Ausschussmitgliedern und den Ehrenmitgliedern kommen noch viele Helfer dazu, die in unzähligen Sitzungen, Telefonaten, Abstimmungen tätig waren. Dass dabei in den drei Jahren Vorarbeit geschätzte 75 000 E-Mails durchs Netz gewandert sind, überrascht mittlerweile niemanden mehr.

"Ich bin mir sicher, wenn wir tatsächlich gewusst hätten, was da auf uns zukommt, hätten wir es uns vermutlich noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Am Ende freuen sich nun wirklich alle auf diese zwei außerordentlichen Tage. Man muss bei allem aber betonen: Wir haben auch einfach ein immenses Glück, dass wir einen aktiven Ausschuss haben, der hochengagiert, konzentriert und ohne Heck-Meck die Themen abarbeitet. Dieses Team harmoniert einfach, die Fähigkeiten ergänzen sich optimal. Das gilt natürlich auch für die Sponsoren und die unzähligen Helfer, die uns unterstützen – im technischen und im organisatorischen Bereich. Wir rufen jemand an, der sich zu dem Thema auskennen könnte und bekommen sofort ein Antwort oder sogar gleich eine Lösung", erklärt Georg Hauser mit zufriedenem Blick.

Man spüre, so sind sich die vier Vorstände einig, dass eine ganze Stadt mitfiebert, mithilft, mitmacht, um ein beeindruckendes Gesamterlebnis zu schaffen. Das gelte im Besonderen für die Zusammenarbeit mit der Stadt: Auch hier hätten sich schnelle und unkomplizierte Entscheidungswege eingespielt, trotz der ein oder anderen formale Frage vonseiten der Stadtverwaltung. "Das ist schließlich der Job der dort Verantwortlichen", so Zunftschreiber Huber. "Aber am Ende stand und steht immer die unkomplizierte Lösung."

Was im Augenblick die Checklisten noch einmal wachsen lässt, sind jetzt die Fragen im Detail. Die Logistik für die Versorgung der über 60 Besenwirtschaften muss überprüft werden, die technischen Versorgungen müssen auch bei deutlich zweistelligen Minusgraden gewährleistet werden und schließlich müssen alle wichtigen Telefonnummern in ein zentrales Verzeichnis, damit der Informationsfluss am Narrentag selbst reibungslos funktioniert.

Weitere Aspekte gilt es zu klären: Wo und wann müssen welche Absperrgitter zur Verfügung stehen, wo können sich die Jungnarren fürs lebige Bild beim Empfang der Narrenzunft umziehen? Wie werden die Plätze für Menschen mit Behinderung frühzeitig abgesperrt und gekennzeichnet? Wann kann im Kapuziner die Deko angebracht werden – vor, während oder nach der Verlegung des Spezial-Teppichbodens, der dem Schutz des historischen Sonnensaals dient? Sind die 18 Zahlstellen optimal platziert, reicht die Zahl der Personen aus, um Zuschauer dennoch schnell und unkompliziert in die Stadt zu lassen? Wurden alle Innenstadt-Anwohner informiert, dass Stellplätze wegfallen, dafür aber spezielle Parkplätze am Nägelesgraben für Innenstadt-Bewohner ausgewiesen wurden? Muss das Pferdegespann, dass den Narrenbaum in die Stadt befördert, von der Polizei eskortiert werden oder reichen ein paar wache Wadelkappen? Gibt es noch Lücken bei den Unterkünften, wird das Auslegen der Doppelsporthalle mit einem Spezialboden rechtzeitig fertig? Gibt es noch Feinheiten im Bus- und Verkehrskonzept zu beachten? Ist allen wichtigen Ansprechpartnern klar, dass die Innenstadt ab Samstag 10 Uhr für den Verkehr abgeriegelt wird? Und, und, und...

Dass in Rottweil derzeit also die Telefondrähte glühen und E-Mails Weihnachten und Silvester zum Trotz hin- und hergeschickt werden, scheint für die Organisatoren längst Routine geworden zu sein. So entsteht gerade auch der finale Einsatzplan, der zu jeder einzelnen Aktivität festlegt, wie viele Personen gebraucht werden und wer verantwortlich ist. "Wir bereiten beispielsweise noch ein spezielles Ereignis zum Abschluss vor: Am Ende des großen Umzugs am Sonntagnachmittag schleusen wir die vier Stadtkapellen Richtung Straßenkreuz und dann werden mehr als 220 Musiker alle vier Narrenmärsche spielen", erklärt Christoph Bechtold und ihm ist dabei jetzt schon die Vorfreude anzusehen. "Wer da kein Kribbeln im Bauch bekommt..."

Dass am Ende auch wirtschaftlich kein zu großes Risiko für die Narrenzunft als Verein entsteht, dafür sorgt Stefan Roth, wenn auch mit einigen schlaflosen Nächten. "Wenn ich sehe, welchen immensen finanziellen Aufwand wir als Narrenzunft betreiben und in welch unglaubliche Vorleistung wir gehen, kommt man schon ins Grübeln", gesteht er. Dass die Zunft aber unkomplizierte und großzügige Sponsoren gefunden habe, mache es auch wieder leichter. Am Ende müsse man das Ganze einfach mit Verstand und kühlem Kopf immer wieder durchrechnen – darin sind sich die Vorstände einig. "Wir haben deshalb bewusst auch auf den ganzen Vermarktungsschnickschack verzichtet. Außer den Plakaten, den Plaketten und den Eintrittsbändeln gibt es nichts. Wir wollen schließlich ein Fest feiern und keine Merchandising-Schlacht veranstalten", betont Bechtold.

Dabei mussten sich die vier Hauptverantwortlichen anfangs noch die eine oder andere zynische Bemerkung zum Motto "Zu Gast bei Freunden" anhören. Diese Stimmen seien aber seit Monaten verstummt. Mehr noch: Die Resonanz aus dem Viererbund sei voll des Lobes und viele Menschen aus der Stadt kämen zurzeit aktiv auf die Narrenzunft zu und bedankten sich mit hohem Respekt für das, was da geleistet würde. "Den Dank nehmen wir sehr gerne entgegen, es freut einen immer, wenn man für seine Arbeit auch was zurückbekommt", so Hauser.

"Am Ende ist es aber die ganze Stadt, die mit Leidenschaft und viel Kraft etwas Tolles, Einzigartiges bewegt – so gesehen hat unser Motto längst gegriffen. Und ich bin sicher, wir werden unseren Gästen eine Willkommenskultur anbieten, die sich in die unbeschreibliche Atmosphäre des Viererbundes einreiht", wagt Narrenmeister Christoph Bechtold einen Blick auf das bevorstehende Narrentags-Wochenende.

Seite 2: Programm

Diesem Wochenende fiebern nicht nur Fasnetsbegeisterte entgegen: In Rottweil ist am Samstag und Sonntag, 21. und 22. Januar, Narrentag. Einige Programmpunkte gibt es bereits tags zuvor, am Freitag.

Freitag: Die Ausstellung "Vierfalt" im Dominikanermuseum wird am 20. Januar um 18 Uhr eröffnet. Dort sind unter dem Motto "Ortswechsel – Altes in neuem Licht" historische Narrenkleider zu sehen. Um 19 Uhr folgt die Vernissage im Forum Kunst, wo die Schau "Willi Bucher – Larventurm" gezeigt wird.

"Ortswechsel – Die Schnitzerwerkstatt Erich Hauser" lautet der "Vierfalt"-Beitrag im Stadtmuseum. Darüber hinaus sind in Schaufenstern in der historischen Innenstadt Stücke zum Thema "Fasnet im Fenster – Narrenbücher und Handhebete" ausgestellt. Auch Besenwirtschaften und Gastronomiebetriebe sind bereits am Freitagabend geöffnet. Fast 70 Besen und Imbissstände gibt es über den Narrentag in der Innenstadt.

Samstag: Um 11 Uhr geht es mit dem Narrenbaumstellen der Zimmermannsgilde Überlingen los. Dieses findet im Kapellenhof statt, die Tagwachkapelle begleitet das Ereignis musikalisch.

Um 19 Uhr beginnt der Sternlauf in der Stadtmitte. Die Oberndorfer Narren starten auf der Hochbrücke, die Überlinger an der Predigerkirche, die Rottweiler und die Elzacher am Schwarzen Tor. Höhepunkt wird das Schuttigfeuer auf dem Hauptstraßenkreuz sein.   Sonntag

Eine Narrenmesse findet ab 9.30 Uhr in der Kapellenkirche statt. Gegen 11 Uhr, nach Ende des Gottesdiensts, beginnt dann das Frühschoppenkonzert der vier Stadtkapellen im Kapuziner.

Um 14 Uhr startet der große Umzug. Er verläuft vom Café Herz bis zum Dominikanermuseum. Zum Schluss spielen die vier Stadtkapellen am Hauptstraßenkreuz.

Eintritt und Anfahrt: Zuschauerplaketten kosten fünf Euro. Sie sind bei Elektro Wiest, Lederwaren Spitznagel, Intersport Kirsner und Haushaltswaren Kopf sowie am Narrentag beim Einlass in die Stadt erhältlich. Die Plaketten berechtigen zum Besuch beider Umzüge. Zudem dürfen die Extra-Buslinien benutzt werden. Die Busse verkehren aus etlichen umliegenden Dörfern nach Rottweil.

Weitere Informationen: www.narradag.de