Foto: Patrick Nädele

ThyssenKrupp führt "Meilenstein der Aufzugstechnik" vor. Systen verzichtet auf Seile. Mit Videos und Kommentar

Rottweil - Weiße Strandkörbe, Palmen, Obstsalat im Glas – und eine technologische Sensation: Thyssen-Krupp Elevator hat am Donnerstag das neue Aufzugssystem Multi in Rottweil der Weltöffentlichkeit präsentiert. 200 Gäste sahen zu, wie sich der seillose Aufzug im Testturm bewegte.

"Its’s magic", es ist magisch, sagt ein Journalist aus China. Er ist wie rund 50 andere internationale Pressevertreter nach Rottweil gekommen, um mitzuerleben, wie sich der Multi lautlos und in Blitzgeschwindigkeit durch den Turm bewegt – vertikal und horizontal. "Es ist wie in einem Zukunftsfilm", meint der chinesische Kollege auf englisch. Überhaupt wird auf dem Berner Feld, wo der Multi entwickelt wurde, an diesem Tag nur englisch gesprochen. Architekten, Planer, Bauherren – all jene, die auf der ganzen Welt Wolkenkratzer nach oben wachsen lassen, erfahren, warum es sich lohnt, beim nächsten Projekt einen Multi-Aufzug einzuplanen.

Auf dem Land hat das Internet seine Tücken

Und Thyssen-Krupp Elevator (TKE) zeigt, wie so eine Präsentation im Weltformat aussehen kann: Nach dem chilligen Empfang im Freien mit Obstsalat und Parmaschinken-Rucola-Röllchen, unter weißen Segeln, die bei 30 Grad angenehmen Schatten spenden, geht es ins klimatisierte, kugelförmige Eventzelt. Die Bühne gehört hier zunächst Ben Hammersley. Er ist britischer Journalist und Experte für das Informationszeitalter, tätowiert, mit hippem Schnurrbart, derzeit wohnhaft in Los Angeles. Er entschuldigt sich kurz für die nicht allzu gute Internetverbindung, hier, "mitten auf dem Land", und schildert dann mitreißend wichtige technologische Meilensteine: die Erfindung des Autos, des Microchips, der Programmiersprache – kurz: Dinge, die die Welt verändert haben.

So wie der Aufzug, der seit 160 Jahren aber keine wirklichen Entwicklungssprünge gemacht habe. Andreas Schierenbeck, Vorstandsvorsitzender von TKE, versichert den Gästen, dass dies mit dem Multi ein Ende hat. Mit der Neuentwicklung, für die in Rottweil 40 Millionen Euro investiert worden seien, beginne "eine neue Ära". Nun sei es möglich, die Herausforderungen der "Urbanisierung" effizient zu meistern.

Und um zu erklären, was das genau bedeutet, ist Antony Wood aus Chicago nach Rottweil gekommen. Er ist Executive Direktor von CTBUH, einer weltweit agierenden Vereinigung, die sich mit hohen Gebäuden und städtischem Lebensraum beschäftigt. Hohe und vor allem innovative Bürogebäude baut der Niederländer Coen van Oostrom, Gründer und Chef der OVG Real Estate, der als nächster die Bühne betritt. Er ist fasziniert von neuen Technologien, berichtet, wie diese sich schon heute in großen Gebäuden einsetzen lassen. Kein Wunder, dass er bereits einen Multi für sein neues Projekt in Berlin geordert hat.

Dann Trommelschläge, eine Sängerin schreitet durch die Reihen, dramatische Musik, flackerndes Licht: Der Multi wird endlich präsentiert. Weil nicht alle 200 Gäste auf einmal vor die Multi-Kabinen im Turm passen, übertragen mehrere Kameras live ins Zelt, wie die Hauptpersonen den Countdown herunterzählen und bei "Zero" den blauen Button drücken.

Passende Kulisse für Hollywood-Filme

Die Multi-Kabine schwebt förmlich aus 200 Metern Höhe den Schacht herunter, öffnet die Türen, schließt sie wieder und wechselt dann in den danebenliegenden Schacht. Allerdings fährt keiner der Herren mit, was ein bisschen seltsam aussieht.

Wie auch immer, beim anschließenden Rundgang in Gruppen können sich alle von der Technik aus nächster Nähe überzeugen. Allein die mit Technologie vollgestopften Aufzugsschächte sind schon beeindruckend, dazu die Fenster mit atemberaubender Aussicht – wäre kaum verwunderlich, wenn sich Hollywood hier demnächst eine neue Filmlocation suchen würde.

Oberbürgermeister Ralf Broß, Bürgermeister Christian Ruf, Wirtschaftsförderer André Lomsky und der Mann für Sonderprojekte, Alfons Bürk, die beim Event dabei sind, hätten sicher nichts dagegen.

Ein italienischer Journalist, der für ein Finanz-Fachblatt in Mailand schreibt, ist ebenfalls begeistert – von der Technik und vom ganzen drumherum auf dem Berner Feld. Nur die hohen Investitionskosten, die so ein High-Tech-Aufzug mit sich bringt, lassen ihn noch zweifeln, ob sich der Multi an breiter Marktfront durchsetzt. Er wird die Neuentwicklung aus Rottweil auf jeden Fall weiterverfolgen, versichert er, und lässt sich dann das erlesene Essen aus dem Schwenninger "Ochsen" schmecken. Es gibt Ricotta-Spinat-Bällchen, Tagliatelle mit Gemüse und Geschnetzeltes. "Amazing", findet ein Architekt aus den USA. Es ist einfach toll in Rottweil.

Kommentar: Welcome!

Von Corinne Otto

Der Kollege aus Mailand schildert begeistert seine Eindrücke aus Rottweil, mit einem Journalisten aus China lässt es sich gut über Wolkenkratzer in Asien plaudern und ein Architekt aus den USA erkundigt sich, ob das Wetter immer so gut ist im Süden Deutschlands. Nein, das nicht unbedingt, die wirtschaftliche Großwetterlage ist aber hervorragend. Die Multi-Präsentation von Thyssen-Krupp Elevator auf dem Berner Feld hat wieder einmal gezeigt, was Rottweil sich da für einen dicken Fisch geangelt hat. Die älteste Stadt Baden-Württembergs wird nun weltweit mit hochkarätiger Technologie in Verbindung gebracht. Tradition und Innovation – ein Mix, der jede Menge Potenzial hat. Und Redner Antony Woods aus Chicago erklärt, dass ihm der Besuch in Rottweil eindrucksvoll deutlich gemacht habe, dass die Welt eben nicht nur aus Wolkenkratzern besteht. Auch schön.