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Wenn der Stall zum Wohnzimmer wird: Piano-Legende tischt seinen Freunden in Rottweil nur das Beste auf.

Rottweil - Es war ein besonderer Abend am Samstag beim Jazzfest: Monty Alexander spielt in der Alten Stallhalle. Und ein bisschen ist es, als wäre es bei ihm zuhause, wo er gute Freunde empfängt – und ihnen nur das Beste serviert.

Der Pianist macht nicht viel Aufhebens. Sein Team – Schlagzeuger Obed Calvaire, der an diesem Abend gerne ein bisschen Oldschool-Sound, voll und quasi "zum Anfassen" bringt, und Bassist Hassan Shakur, auch einer, der die Musik nicht ätherisch durchstylt, sondern, durchaus sehr sensibel, sinnlichen Ausdruck findet – ist gut gelaunt. Der Pianist nimmt Platz ans seinem Arbeitsplatz und legt los. Schnell wird klar: Da kommt vieles zusammen an diesem Abend. Bis hin zum perfekten Sound.

Alexander lässt den Flügel ein bisschen singen, ein bisschen perlen. Er schmeißt verschmitzt und lässig ein paar Akkorde in die Klaviatur, knapp und doch so, dass sie voll den Raum einnehmen, diesen Raum, der an diesem Samstagabend voller Erwartungen ist. Er muss die Akkorde nicht scharf spielen. Das Publikum schenkt seinem Spiel seine ganze Aufmerksamkeit. Bereits bei den ersten Stücken können auch Calvaire und Shakur ihr Können zeigen. Auch sie als wären sie unter Kumpels und lieferten sich nicht etwa einen Hochleistungswettkampf, sondern einen angeregten Diskurs – auf denkbar hohem Niveau und mit viel Spaß. Monty Alexander macht sich derweil daran, die Welt der Musik zu fantasieren. Seine Stücke, wirken wie eine Perlenkette, auf die er fädelt, was ihm gerade einfällt, ein bisschen Reggae hier, dann Swing, ein bisschen romantischer Salon dort, ein bisschen zackigen Hardbop, der unvermittelt an einer Akkordfolge zerbricht, die aus einem Chanson stammen könnte: präzise alles und doch beseelt, unaufgeregt und leidenschaftlich.

Er erzählt von Rottweil, dass er die Gegend kennt, seit ihn Hans Georg Brunner-Schwer in den 1970er-Jahren nach Villingen holte – "um Klavier zu spielen!" Für das legendäre Label MPS. "In Villingen!", betont er noch einmal. Und dann spielt er "Sweet Lady" eine Hommage an Brunner-Schwers Ehefrau Marlies.

Später wird aus dem Trio ein Quartett: Sängerin Caterina Zapponi bringt noch einmal eine andere Facette ins Spiel – das Trio kann auch italienisch! Als Monty Alexander sich verabschiedet, sind fast eineinhalb Stunden vergangen, charmant und reich gefüllt – und doch wie im Flug. Er verabschiedet sich an dieem Abend noch ein paar Mal, holt die Melodica hervor, spielt mit einer Dynamik als wär sie ein Bandoneon, setzt sich wieder an den Flügel. Es scheint ihm zu gefallen.