Der "Punkt Markt" in Neukirch lockt viele Durchreisenden an. Foto: Schmidt

Orts-Check: Im Ladengeschäft trifft sich halb Neukirch. Gegründet vor 90 Jahren von Maria Roming.

Rottweil-Neukirch - Mittagszeit in Neukirch. Vor dem Ladengeschäft sind ein paar Tische aufgestellt, und es herrscht reger Betrieb. Manche nehmen Platz und genießen die Mittagssonne, aber die meisten holen sich nur rasch ihr Vesper.

Aufs Foto will nicht jeder: "Mein Chef muss ja nicht wissen, dass ich hier Pause mache", lacht ein Lastwagen-Fahrer. Aber sie kommen gern: "Die Qualität hier ist hervorragend", lobt ein Kunde. Vor allem der Kaffee schmecke ausgezeichnet. Stefanie Maier freut’s. "Kaffee ist hier mit das Wichtigste". Sieben Jahre arbeitete sie in der Bäckerei Hölle, und seit der Übernahme vor einem knappen Jahr nun für den "Punkt Markt". Helmut Preuhs ist Inhaber der kleinen Kette und weiteren Dorfläden in der Umgebung. Mit dem Standort mitten in Neukirch und direkt an der Bundesstraße ist er zufrieden. Der Durchgangsverkehr mache das Geschäft aus. Aber auch etwa 50 Prozent der Neukircher würden regelmäßig einkaufen. Eine davon ist Simone Mink. Sie ergänze im "Punkt Markt" ihren Großeinkauf, sagt sie. Zu finden sind alle Grundnahrungsmittel. Aber insbesondere verschiedene Snacks auf die Hand bis hin zum Kartoffelsalat. Spaghetti hätten ihr heute gefehlt, erzählt Simone Mink. "Ich muss ja nur über die Straße springen, dann bin ich da". Der Laden sei ein Grund zur Freude. Das würden in Neukirch viele so sehen.

Vor 40 Jahren gab es noch einen zweiten Tante-Emma-Laden im Ort. Die Inhaberin sei ihre Oma gewesen, erzählt sie, und die hieß tatsächlich Emma. Im Mittelpunkt habe aber immer der heutige "Punkt Markt" gestanden. Früher trafen sich hier die Jugendlichen und noch immer beginnen alle Vereinsausflüge vor dem Laden.

Gegründet wurde das Geschäft vor 90 Jahren von Maria Roming. "Das war meine Mutter", erzählt Gretel Müller, die mit ihrem Mann Oskar im angrenzenden Haus wohnt. Den Eltern von Maria Roming, später Maria Zeiser, gehörte der "Adler". Schon da wurden in einem Nebenzimmer Kleinigkeiten wie Essig, Öl, Zucker und Salz zum Verkauf angeboten. Im neugegründeten Geschäft habe sie schon frühzeitig der Mutter geholfen, erzählt die heute 81-Jährige. "Wir hatten ja auch noch Landwirtschaft. Das war für meine Mutter allein nicht leistbar". Ab 1963 führte sie den Laden dann gemeinsam mit ihrem Mann Oskar. Die Landwirtschaft wurde aufgegeben, die Scheune umgebaut und der Laden dadurch vergrößert. Später folgte ein erneuter Ausbau, auf dann 100 Quadratmeter Verkaufs- und 20 Quadratmeter Lagerfläche.

"Meine Frau stand mit Leib und Seele hinterm Ladentisch", erinnert sich ihr Mann. Von morgens um sieben bis spät in die Nacht. Tagsüber war keine Zeit zum Auffüllen, erklärt die "Ladengretel", wie sie damals von allen genannt wurde. Das Geschäft lief immer gut, und das Sortiment sei umfassend gewesen. Neben Lebensmittel fanden sich auch Schreibartikel und Textilien, und ihr Mann, gelernter Schuhmacher, bot außerdem sein Handwerk feil.

Seit mehr als 20 Jahren steht die "Ladengretel" nun schon nicht mehr im Geschäft. "Ich fand es damals zu früh aufzuhören", blickt sie etwas wehmütig zurück. Der Laden wird seither verpachtet. Jutta Ohnmacht habe ihn 15 Jahre geführt, danach wurde das Geschäft zur Bäckerei Hölle und nun zum "Punkt Markt". "Und er läuft immer noch sehr gut", freuen sie sich. Ein wenig Familienblut blieb dem Laden erhalten: Seit ihrer Kindheit arbeite ihre Tochter Angelika Buob als Halbtagskraft mit.