Aufmerksame Zuhörer hat der 87-jährige Helmut Gundert (rechts) bei seinem spannenden Vortrag in Rottweil. Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Helmut Gundert fasziniert im Gemeindehaus mit seiner Lebensgeschichte

Rottweil (czh). Mit seiner Lebensgeschichte begeistern und zeigen, dass auch kleine Dinge etwas bewegen können, das gelang Helmut Gundert mit seinem Vortrag im evangelischen Gemeindehaus in Rottweil.

Das zumindest war das Fazit eines Zuhörers bei der "Baustelle Zukunft", von der Helmut Gundert seine Vorstellungen für ein zukunftsfähiges Leben aufzeigte. Mehr als 50 Gäste hörten gespannt zu.

In seinem langen Leben hatte der 87-jährige Gundert auf drei Kontinenten gelebt und war in mehreren Berufen tätig gewesen. Dabei sei ihm klar geworden, "es geht auf keinen Fall so weiter, wenn es so weitergeht", wie es schon Erich Kästner formuliert hatte. Weil es kein ständiges Wachstum geben könne, sei ein Wandel von Werten und Lebensstil notwendig. Ihm sei wichtig zu zeigen, dass ein anderes Leben möglich ist.

Helmut Gundert wuchs als Kind deutscher Auswanderer auf deren Teeplantage in Sumatra in einer anderen Kultur auf, wurde bei den Einheimischen aber nie als Fremder behandelt. Als Jugendlicher erlebte er den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und gegen Ende als Flakhelfer den Untergang der Wilhelm Gustloff mit Tausenden Ertrunkenen in der eisigen Ostsee. Seine schlimmen Erfahrungen mit Krieg, Fremdenhass und Rassismus wurden noch verstärkt als landwirtschaftlicher Verwalter einer Farm in Namibia in den 60er-Jahren. Wegen der Apartheid kehrte er mit seiner Frau nach Baden-Württemberg zurück und arbeitete fast 20 Jahre bei Brot für die Welt in der kirchlichen Entwicklungspolitik.

Bei mehr als 30 Dienstreisen nach Asien, Afrika und Lateinamerika habe er Hunger und Armut erlebt, als eine Kehrseite unseres Überflusses. Nahrungsmittelhilfe könne Hunger nur kurzzeitig stillen, besser sei Hilfe zur Selbsthilfe für eine Selbstversorgung mit guten Lebensmitteln.

Weil das auch für die reichen Länder gelte, hat sich Helmut Gundert in den 80er-Jahren als Vorruheständler als ehrenamtlicher Geschäftsführer bei Bioland für den ökologischen Landbau eingesetzt. Neben der Geschäftsstelle im eigenen Haus nahmen er und seine Frau einen Asylbewerber auf, zu dessen Familie bis heute ein enger Kontakt besteht. Sein Auto machte er zum Nachbarschaftsauto, mit dem mehr als 100 Fremde über 30 000 Kilometer zu günstigen Preisen und ohne jeden Schaden zurücklegten. "Die kleinen und einfachen Schritte führen zu Veränderungen und jeder kann sie tun", zieht Helmut Gundert seine positive Bilanz.