Wird am Sonntag eingeweiht: die neue Synagoge in Rottweil. Foto: Schönfelder Foto: Schwarzwälder-Bote

Amtseinführung: Israelitische Kultusgemeinde hat am Sonntag zweifachen Grund zum Feiern

Am morgigen Sonntag hat die Israelitische Kultusgemeinde Rottweil/Villingen-Schwenningen doppelten Grund zur Freude. Nicht nur, dass die neu erbaute Synagoge eingeweiht wird, auch wird erstmals seit vielen Jahrzehnten ein neuer Rabbiner in sein Amt eingeführt.

Rottweil. Levi Yitzchak Hefer ist erstaunlich jung, gerade einmal 25 Jahre, und doch wird er die Gemeinde in die Zukunft führen.

Er kam in einem Dorf nahe Tel Aviv zur Welt. Die Mitglieder jüdischen Gemeinde dort sind auf der ganzen Welt verstreut, und so war auch für Hefer früh klar, dass er diese Gemeinden besuchen wird. So verbrachte er ein Jahr in Brooklyn/New York, am Hauptsitz der Gemeinde. Vor zwei Jahren lernte er dann in Israel seine jetzige Frau Dinah kennen, die aus Frankfurt stammt. Inzwischen hat das junge Paar zwei Kinder.

Auf der Suche nach einer jüdischen Gemeinde, in der er als Rabbiner wirken wollte, fiel der Blick schnell auf Deutschland. Seine Frau spricht natürlich deutsch, während er noch etwas Übung braucht, und sie ist, so Hefer, "mit der Mentalität vertraut".

Auch seinen Großvater, der ebenfalls aus Deutschland stammt, hatte es vor vielen Jahren wieder nach Berlin gezogen. Er wurde jedoch Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Konstanz und schließlich Landesrabbiner von Baden. Sein Enkel kam schließlich auch an den Bodensee. Schon immer bestanden von dort gute Kontakte zur Kultusgemeinde in Rottweil, die sich vor rund 15 Jahren gründete.

Schließlich bewarb er sich an den Neckar. Die Gemeinde entschied sich für den jungen Mann, der am Sonntag in seine erste Stelle als Rabbiner eingeführt wird. Es sei seine Lebensmission, so Hefer, als Rabbiner zu wirken.

Levi Yitzchak Hefer will auch Kontakt zu Kirchen suchen

Hefer lobt den große Zusammenhalt in der kleinen Gemeinde in Rottweil. Es gebe ein sehr aktives Gemeindeleben und die Gemeinde bewege sich in eine "gute Richtung", zeigt sich Hefer überzeugt. Er prophezeit ihr eine "sehr gute Zukunft". Deshalb hoffe er, so Hefer, dass er sein ganzes Leben bleiben möge. Er sei sehr froh und sehr zufrieden, dass das Gemeindezentrum am Nägelesgraben nun die besten Voraussetzungen für ein aktives Gemeindeleben biete.

Gleichwohl werde er auch den Kontakt zu den christlichen Gemeinden der Stadt suchen, denn die religiöse Kraft, die jedem Glauben innewohne, habe auch etwas Verbindendes.

Zwar sei die Synagoge in erster Linie für die Gemeinde da, aber jeder, der die Gemeinde besuchen wolle, um etwas über die jüdische Religion zu lernen, sei jederzeit willkommen, betont der künftige Rabbiner.

Nach Deutschland zu kommen, da habe er keine Bedenken gehabt. Das Land sei aus seiner Sicht auf einem guten Weg. Zwar dürfe man die Vergangenheit nicht vergessen, aber für die Zukunft sei er zuversichtlich.

Die jungen Menschen in Deutschland bezögen gegen jede Art von Faschismus Stellung. Deshalb sei es an der Zeit, nicht nur zurückzublicken, sondern nach vorn zu denken. Bisher habe er von Deutschland nur Gutes gehört. Levi Yitzchak Hefer freut sich auf diese Zukunft in Rottweil, denn er zeigt sich überzeugt: "Gott ist mit uns."  Die Rottweiler Synagoge wird am morgigen Sonntag eingeweiht. Ab 16 Uhr werden aus diesem Anlass die Thorarollen durch die Stadt getragen: von der alten zur neuen Synagoge. Im Gotteshaus folgt dann unter anderem die Amtseinführung von Levi Yitzchak Hefer. Am offiziellen Festakt für geladene Gäste nehmen anschließend auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Josef Schuster, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, teil.