Vier Jahre warten mit der Hängebrücke? Werner Fischer schlägt es vor. Foto: Graner Foto: Schwarzwälder-Bote

Offener Brief: Fischer will belastbare Zahlen für Entscheidung

Von Patrick Nädele

Rottweil. Die Entwicklung der Touristenzahlen durch den Testturm abzuwarten und erst dann die Entscheidung über die Hängebrücke zu fällen, schlägt der Rottweiler Werner Fischer in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Ralf Broß und die Stadträte vor. "Stadtverwaltung und auch Gemeinderat müssen sich die Zeit nehmen, die für eine Genehmigung dieses besonderen Bauwerkes erforderlich ist", meint er.

Nicht zum ersten Mal wendet sich Fischer zu aktuellen Themen an den Oberbürgermeister und die Öffentlichkeit. Nach der ersten Ankündigung beim Neujahrsempfang, eine 900 Meter lange Hängebrücke könnte den Testturm und die Innenstadt verbinden, und der Einwohnerversammlung im Mai fehlen Fischer nach wie vor Zahlen und Fakten. Die erhofften Vorteile seien von Broß hervorgehoben worden – "zu den mit dem Bau und Betrieb der Hängebrücke verbundenen Nachteilen und insbesondere den städtischen Finanzierungskosten konnte oder wollte er jedoch nichts sagen", schreibt Fischer.

"Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist", laute die Devise des Oberbürgermeisters, der bei der Versammlung in der Stadthalle darauf verwiesen habe, dass die finanziellen Spielräume der Stadt immer kleiner würden. Fischer stellt in seinem Brief einen anderen Sinnspruch gegenüber, den er für passender hält: "Gut Ding braucht seine Zeit", denn wenn einmal die Hängebrücke stehe, dann hätten die Einwohner Rottweils neben eventuellen Vorteilen auch die damit verbundenen Nachteile und Lasten auf Jahrzehnte zu tragen.

Fischers dringende Bitte an die Stadtverwaltung und den Gemeinderat deshalb: "Warten Sie die touristischen Entwicklungen beim Testturm in Rottweil sowie bei der Hängebrücke in Reutte in den nächsten drei bis vier Jahren ab. Erst dann haben Sie belastbare Zahlen, die dem Abwägungsprozess und einer Entscheidung zugrunde gelegt werden können." Nach der Eröffnung des Testturms im Frühjahr 2017 – das ist auch der anvisierte Zeitpunkt für den Baubeginn der Hängebrücke – werde sich zeigen, "wie die Besucherzahlen sich im ersten Jahr und dann im Laufe der nächsten Jahre entwickeln". Gleichzeitig könne in Reutte/Österreich beobachtet werden, wie dort die Hängebrücke angenommen wird.

Drei oder vier Jahre zuzuwarten, hält Fischer für machbar. Bei der Hängebrücke "handelt es sich um kein Projekt, das eilbedürftig und unabdingbar ist und schon im nächsten Jahr fertiggestellt sein muss". Ein rasches Durchwinken der Hängebrücke, wie im Fall des Testturms, dürfe jedenfalls nicht passieren. Es müsse ein Abwägungsprozess erfolgen und die Bürger müssten darüber vollumfänglich informiert werden.

"Sollten Stadtverwaltung und Gemeinderat jedoch schon jetzt, also ins Blaue hinein, eine Entscheidung für die Realisierung der Hängebrücke treffen wollen, so ist hierfür vorab das Votum der Bürger im Rahmen eines Bürgerentscheides einzuholen", fordert Werner Fischer in seinem Brief. Und er schließt: "Ob Testturm und Hängebrücke für Rottweil ein wirtschaftlicher Erfolg werden, ist sehr ungewiss. Aber sicher ist, dass besonders die Innenstadt großen Belastungen und Nachteilen (Rummel, Lärm, Dreck, Luftverpestung durch Autoabgase usw.) ausgesetzt sein wird. Wir Bürger haben aber ein Recht darauf, dass unsere Stadt liebenswert und lebenswert bleibt. Denn wie sagte doch OB Broß beim Neujahrsempfang 2016: ›Wir haben die Lizenz zum Glücklichsein‹."