Vor allem Kupfer- und Messingmaterial war im Visier der sechsköpfigen Diebesbande. Foto: Endig/freepik.com; Montage: Rörsch

Schwerer Bandendiebstahl: Sechs Rumänen müssen sich vor dem Landgericht verantworten. Kupfer und Messing von Firmenhöfen geklaut.

Rottweil - Sechs Rumänen zwischen 19 und 41 Jahren müssen sich seit Donnerstag wegen schweren Bandendiebstahls vor dem Landgericht Rottweil verantworten. Vom Standort Dortmund aus hatten sie im vergangenen Herbst in der Region Firmen heimgesucht, um Fahrzeuge zu stehlen für den Abtransport von Beute bei metallverarbeitenden Betrieben. Die Staatsanwaltschaft verwies gestern beim Prozessauftakt vor der 1. Großen Jugendkammer des Landgerichts Rottweil auf Taten zwischen Ende September und Anfang November 2013, wobei die Angeklagten unterschiedlich oft an den Raubzügen beteiligt waren. Einige sollen bis zur Festnahme durch Kommissar Zufall Anfang November – bei einer Kontrolle war ein Polizist beim Namen eines der Angeklagten hellhörig geworden – kaum zwei Wochen in Deutschland gewesen sein.

Tonnenweise wurden wertvolle Materialien wie Messing und Kupfer von Firmenhöfen weggeschafft. Von Mönchweiler über Zimmern o. R. – im Interkommunalen Gewerbegebiet – und Rottweil über Gosheim, Wehingen, Reichenbach bis nach Rietheim-Weilheim zieht sich die Spur der gewerbsmäßig organisierten Raubzüge.

Das Muster ist immer das Gleiche: Von einem Firmenhof werden Transporter gestohlen, mit denen es zu einem Betrieb mit größeren Messing- und Kupfervorräten geht. Dankbare Abnehmer der heißen Ware gibt es im Raum Dortmund/Bochum und in Holland.

Dass bei den Taten meist mit großer Gewalt gewütet wurde, zeigt die Tat in der Nacht zum 19. Oktober 2013 bei der Firma Baier Drehtechnik an der Oswald-Klein-Straße in Rottweil. Nachdem der Betrieb schon einmal heimgesucht worden war, versuchte der Inhaber, die Zufahrt zum Gelände durch ein Fahrzeug zu blockieren. Doch dieses wurde auf rustikale Weise aus dem Weg geschafft.

Wie beim Prozessauftakt deutlich wurde, stammen die Angeklagten, die – zumindest größtenteils – der Volksgruppe der Sinti und Roma angehören, aus zerrissenen Familienverhältnissen. Schulbildung gab es kaum, auf einen ordentlichen Schulbesuch und eine Berufsausbildung verweist nur der 41-jährige Angeklagte. Exemplarisch für das wilde Leben der Bandenmitglieder ist vielleicht die bisherige Lebensgeschichte des 19-Jährigen. Mit etwa zwölf Jahren wurde er vom Vater mit zur Arbeit nach Spanien genommen. Ein paar Jahre später sei sein Vater in England als Hilfsarbeiter tätig gewesen. Er selbst habe in den Tag hineingelebt, zuckt der junge Mann bei der Frage des Vorsitzenden Richters, was er sich von der Zukunft erhoffe, die Schulter.

Die etwas älteren Angeklagten, die meisten verheiratet und mit Kindern, blicken ebenfalls eher hilflos, als sie vom Richter nach ihren Zukunftsabsichten befragt werden. Einige sagen, sie wollen zu ihren Familien nach Rumänien zurück.

Erst einmal müssen sie – weiter in Untersuchungshaft – auf die Prozess-Fortsetzung am 6. Mai warten. Dann will das Gericht zunächst erklären, ob durch Absprachen der Beteiligten das Strafverfahren abgekürzt werden kann.