Darf’s ein bisschen mehr sein? Bei Koch Peter Gulde und seinem Mensa-Team an der Maximilian-Kolbe-Schule können die Schüler sagen, wie groß der Hunger ist. Dementsprechend wird dann geschöpft – und auch leer gegessen. Foto: Otto

SPD-Stadtratsfraktion will Attraktivität für Schüler verbessern. Reaktionen darauf sind geteilt. Mit Pro und Contra.

Rottweil - Selten war das Thema Schulmensa so aktuell wie derzeit – leider hauptsächlich negativ behaftet: uncool, ungesund, schmeckt nicht. In Rottweil versucht man verzweifelt, die Mensa attraktiv zu machen – zur Not mit der Allzweckwaffe Internetzugang. Ganz anders an der Maximilian-Kolbe-Schule in Hausen: Hier läuft das Konzept.

12.10 Uhr: Die Jungs der Klasse 9 stürmen im großen Pulk auf die Mensa der MKS zu. Schnell noch gemeinsam Hände waschen und ran an die Buletten – beziehungsweise an diesem Tag an Fischstäbchen mit Bratkartoffeln. In einer langen Reihe stehen die Schüler an. Koch Peter Gulde und sein Team fragen jeden einzelnen: "Wie viel möchtest du? Mehr Fischstäbchen oder mehr Kartoffeln? Ein Paar Schnitze Orange dazu?" Wahlweise gibt’s auch ein vegetarisches Gericht. Und kaum zu glauben, aber wahr: Etliche Schüler bedienen sich auch am großen, gesunden Salatbuffet oder nutzen das neue Suppenangebot. Petersilienwurzelsuppe wird eifrig geschöpft. Die Mensa ist voll. Der Hunger groß.

"Wir wollen zeigen, dass es funktioniert", sagt Markus Mauch, Tagesheimleiter an der Maximilian-Kolbe-Schule. Hier verfolgt man die Debatte in Rottweil um die "uncoole" Mensa mit Sorge. "Wir wollen nicht, das diese Meinung auf unsere Schüler und Eltern überschwappt", meint Mauch. Und auch die dieser Tage veröffentlichten Studienergebnisse über wenig schmackhaftes und ungesundes Mensaessen will man nicht einfach so stehen lassen, sondern einen Kontrapunkt setzen. "Es geht nämlich auch anders." Im dortigen Ganztagsschulbetrieb ist das Mittagessen schließlich eine wichtige Komponente im Konzept.

Nicht nur das Essen an sich, das Konzept drumherum sei eben auch entscheidend, ist man an der MKS überzeugt. Die Schüler essen im Klassenverband an einem großen Tisch, bei den jüngeren Klassen isst der Lehrer immer mit. Und auch die übrigen Lehrer und Mitarbeiter fahren über Mittag meist nicht nach Hause, sondern versammeln sich an einem Tisch zum gemeinsamen Essen. Die Mensa als Treffpunkt – für alle an der MKS selbstverständlich.

So richtig vergleichbar mit den Problemen in Rottweil oder andernorts ist das freilich nicht: Das Mittagessen gehört an der Hausener MKS als Ganztagsschule verbindlich dazu. Und dank der Insellage der Schule sind Döner-Buden und Fastfood-Tempel weit weg. "Dadurch haben wir natürlich die Möglichkeit, auch mal Essen auszuprobieren, das die Schüler vielleicht noch gar nicht kennen", räumt Mauch ein. Das Konzept werde ständig weiterentwickelt. Es gibt Sonderaktionen wie gemeinsames Grillen oder Themenwochen, und auch Anregungen und Wünsche der SMV werden ins Angebot mit eingebunden.

In Rottweil sorgt die geringe Auslastung der Mensa derweil weiter für Kopfzerbrechen. Wie mehrfach berichtet, holen sich viele Schüler lieber einen Snack in der Stadt oder machen aus anderen Gründen einen Bogen um die Mensa. Seit Monaten versucht ein Arbeitskreis, für mehr Attraktivität zu sorgen.

In einem Antrag, der gestern Abend dem Gemeinderatsausschuss vorlag, schlägt die SPD-Fraktion nun vor, zu modernen Mitteln zu greifen: Die Einrichtung eines Internet-Hotspots, mit dem die Schüler mit dem Handy freien Zugang ins Netz haben, soll für eine Aufwertung der Mensa sorgen. Die Meinungslage dazu war im Ausschuss so eindeutig, dass entgegen der Planung gleich abgestimmt wurde – gegen den Antrag.

Markus Mauch in Hausen muss über den Hotspot-Vorschlag schmunzeln. An der MKS würde das ganz und gar nicht ins Konzept passen: "Bei uns in der Mensa herrscht absolutes Handyverbot. Und das wird auch so bleiben."

Seite 2: Pro und Contra

In der Diskussion, wie die Anziehungskraft der Rottweiler Schulmensa erhöht werden kann, bringt die SPD-Stadtratsfraktion den Vorschlag, einen Internet-Hotspot zu installieren. Die Reaktionen darauf sind geteilt.

Contra: Hotspot macht noch kein warmes Essen

Patrick Nädele

Schnitzel und Pommes oder Gemüse und Salat – das eine wollen die Schüler, das andere die Erwachsenen für die Schüler. Was bekommt das Kind denn zuhause auf den Teller? Frisches? Vitaminreiches? Soll die Mensa geradebiegen, was daheim nicht geboten wird oder werden kann?

Aus diesem Dilemma den Ausweg zu finden, wird nicht gelingen, auch nicht mit einem Hotspot in der Mensa, den wiederum die Schüler begrüßen, die Erwachsenen für ihre Kinder aber ablehnen: Die Pause sollen sie doch zum Essen mit den Kameraden nutzen und nicht dazu, im Internet Antworten für die Hausaufgaben zu suchen. Was zu meiner Zeit noch der Kopierer in der Schulbücherei war, ist heute das Smartphone in der Mittagspause. Pimpt denn freies WLAN die Mensa so auf, dass zusätzliche Schüler zum Essen angelockt würden? Wohl kaum, irgendeiner am Tisch hat eine Flatrate und kann diktieren.

Tja, wenn wir Älteren also schon besser wissen wollen, was für unsere Kinder das Beste ist, dürfen wir uns auch nicht aus der Verantwortung stehlen. Wir müssen also vorleben. Eltern und Lehrer müssen – bildlich gesprochen – die Schüler an die Hand nehmen und sie überzeugen. Denn das Fatale ist bislang: Das Problem wird auf dem Rücken der Mensabetreiber ausgetragen.

Zur Person: Patrick Nädele ist Redakteur in der Redaktion Rottweil

Pro: Ein bedeutendes Leckerli für Schüler

Sarah Vinci

Probieren geht über studieren. Schluss mit Fast Food und ungesundem Essen. Die Mensaküche bietet Schülern eine echte Alternative zu Pommes, Kebab und Co. Wer denkt, dass Essen in der Schule immer fad und langweilig sein muss, der irrt sich.

Aber der eigentliche Clou ist doch der Hotspot, der in die Rottweiler Mensa kommen soll. Denn es sieht doch so aus: Mensagänge waren schon zu meiner Schulzeit uncool. In die Stadt zum Essen gingen die Coolen und die Streber aßen in der Schule. Aber wir hatten auch noch keine Smartphones, geschweige denn einen Hotspot in der Mensa. Heutzutage wollen die Kids stets und überall erreichbar und online sein – im Übrigen gilt das nicht nur für die Jungen. Wer kennt das nicht: Das Internet schmiert immer genau in dem Moment ab, wenn man eine wichtige Nachricht erwartet. Dann starrt man auf den Bildschirm, während das Uhrensymbol bei Whatsapp eine Warteschleife wegen schlechter Verbindung anzeigt. Die Idee, einen Hotspot in den Mensen zu installieren, finde ich also ganz praktisch. Gutes Essen und ununterbrochen online sein, was will man mehr.

Vor allem, da der Winter vor der Tür steht, könnte ich mir vorstellen, dass einige Schüler auf den Schnellimbiss nebenan verzichten und lieber das Mensa-Angebot nutzen.

Zur Person: Sarah Vinci ist Volontärin in der Redaktion Rottweil