Noch liegt das Grundstück im Neckartal brach. Hier, auf der Rückseite der Indy-Kart-Bahn, soll der Test-Turm von ThyssenKrupp Elevator entstehen. Foto: Schickle

ThyssenKrupp Elevator will erst 2014 starten. Suche nach Generalunternehmer dauert.

Rottweil - Diese Nachricht warf im Bauausschuss gestern Abend alles über den Haufen: ThyssenKrupp Elevator will mit dem Bau des Mega-Test-Towers im Neckartal nun doch nicht wie geplant noch in diesem Jahr beginnen. Diese von Oberbürgermeister Ralf Broß vorgebrachte Kunde sorgte in der Sitzung nicht nur für einige verdutzte Gesichter, sondern ließ auch die eigentlich angesetzte Diskussion über die Art des Verfahrens überflüssig werden.

Das von der Verwaltung angesichts des straffen Bauzeitenplans eigentlich angestrebte beschleunigte Verfahren war der Fraktion FFRundPRoFi nämlich ein Dorn im Auge. Ihr Antrag, den Bebauungsplan eben nicht im beschleunigten Verfahren abzuwickeln, kam in der vergangenen Gemeinderatssitzung nach heftiger Diskussion nicht zur Abstimmung (wir berichteten), und wurde jetzt schlichtweg Makulatur. "Natürlich machen wir angesichts der neuen Situation nun im Normalverfahren weiter", so der Oberbürgermeister.

Seit "einigen Tagen" sei bekannt, so Broß, dass ThyssenKrupp Elevator den Bauzeitenplan "überarbeitet" hat. Im Klartext: Der Baubeginn verschiebt sich auf schätzungsweise April/Mai 2014. Dabei hatte der Bauherr ursprünglich Druck gemacht, dass das Projekt unbedingt noch in diesem Jahr begonnen werden soll. Jetzt aber habe ThyssenKrupp Elevator laut Broß beschlossen, bei der Auswahl des Generalunternehmers ein "mehrstufiges Verfahren" anzuwenden. Und das dauere.

Eine Überraschung, die Pessimisten und Unkenrufern gleich Sorgenfalten auf die Stirn treiben mag, die aber für das Verfahren Entlastung bedeutet. Alle weiteren Schritte werden nun im Normaltempo absolviert – aber keineswegs, wie Broß nochmals in Richtung FFRundPRoFi betonte, weil man im beschleunigten Verfahren die Sorgfaltspflicht verletzt hätte.

FFRundPRoFi-Sprecherin Marianne Wucher zog den Antrag logischerweise zurück, nicht ohne sich über die heftige Debatte der vergangenen Sitzung und den unschönen Umgang mit der "Mindermeinung" ihrer Fraktion zu beschweren.

"Kommunalpolitik ist kein Gesangsverein", konterte der OB, und belegte diesen Ausspruch gleich beim nächsten Wortgefecht mit Wuchers Fraktionskollege Max Burger. Der monierte, dass bei der Abstimmung zum Aufstellungsbeschluss absolutes Informationsdefizit geherrscht habe und nicht einmal die Planunterlagen mit dem Geltungsbereich präsentiert worden seien. Bevor Burger aber so richtig in Fahrt kommen konnte, beendete Broß dessen Wortbeitrag schlagartig: "Das ist völlig abwegig, was sie da sagen".

Was die Informationspolitik der Verwaltung in Sachen Mega-Tower angeht, sah jedoch auch Peter Schellenberg (FWV) Handlungsbedarf. Für die Bürger sollte seiner Ansicht nach eine Internet-Seite mit Aktuellem zum Turm eingerichtet werden. Doch Broß bat um Geduld: "Wir wissen von dem Projekt seit April und überschlagen uns gerade." Jetzt müssten erst die einzelnen Punkte abgearbeitet werden. Broß verwies auf die Bürger-Info-Veranstaltung und kündigte an, dass Anfang Juli eine Gesprächsrunde mit ThyssenKrupp und den Gewerbetreibenden im Neckartal geplant sei. Und auch beim von vielen mit Spannung erwarteten Ballon zur Höhendarstellung sei man "dran".