Die Wölfe sind zurück in Baden-Württemberg. Auch in Rottweil? Foto: dpa

Bisher gibt es keinen Beweis für die Rückkehr. Foto auf facebook. Übelst zugerichteter Kadaver.

Rottweil - Jäger Franz Schmidt betreut das Revier Hardt in Neukirch. Was er in seinem Revier zu sehen bekommt, ist mitunter sehr unerfreulich. Im Mai war es ein verendetes Reh mit Kitz. Offenbar hatte ein streunender Hund die gebärende Geiß gerissen.

Ende Juli war es dann ein junger Bock, den ein Spaziergänger entdeckt hatte. Aufgefressen bis zu den Rippen. »Der hintere Part des Tierkörpers fehlte«, sagte Schmidt damals im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Jagdpächter ging angesichts der vorgefundenen Spuren,  davon aus, dass wieder ein »im Wildern erfahrener« Hund zugeschlagen hat.

Dass der Bock von einem Luchs oder Wolf gerissen worden sein könnte, schloss Schmidt  aus. Anders als Verena Riemer, die in Schwerin lebt, aber aus dem Südwesten kommt und regelmäßig im Schwarzwald Urlaub macht. Sie hatte unsere Berichterstattung über den jüngsten Riss verfolgt und ein Foto von dem verendeten Bock gesehen. Riemer jagt nach eigenen Angaben seit 40 Jahren und meint: Ein freilaufender Hund könnte keinen halben Rehbock verschlingen. Wohl aber Wölfe, mit denen sie es in ihrem Revier in Mecklenburg zu tun hat.

Die Bilder von Wolfsrissen, die Riemer mitschickt, sind wahrlich kein schöner Anblick.Die Wölfe in Mecklenburg seien »wenigstens noch einigermaßen scheu«. Allerdings stünde schon mal ein 60-Kilogramm-Rüde im Hof, wenn ein Bauer zum Melken wolle. Und Kinder dürften in den Dörfern im Dunkeln schon lange nicht mehr zum Schulbus laufen, der mancherorts um 6.30 Uhr fährt. Sie bemängelt, dass Wölfe ohne schlechte Erfahrungen mit Menschen nicht so scheu seien, wie vermeintliche Naturschützer »uns einreden«. Wenn es tatsächlich durchziehende Wölfe gebe, dann sollten insbesondere Tierhalter gewarnt werden, schreibt Verena Riemer.

Doch ist das nötig? Gibt es tatsächlich Wölfe in Rottweil? Zumindest für Baden-Württemberg lautet die Antwort seit Mitte Mai wieder »Ja«. Auf der Baar war damals ein Wolf gesichtet worden. Bereits im Juni 2015 wurde bei Lahr ein Wolf überfahren, ein weiteres Tier im vergangenen November in Merklingen. Nach der jüngsten Sichtung im Nachbarlandkreis hatte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) erklärt: »Ich freue mich  darüber, dass der Wolf bei uns wieder heimisch wird.« Für solch einen Fall sei der »Handlungsleitfaden Wolf« erstellt worden.Fünf Meldungen seit 2013Allerdings: Ein Wolf auf der Baar bedeutet noch nicht, dass es auch Hinweise auf  einen in Rottweil gibt.

Micha Herdtfelder von der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt kennt sich damit aus. Schließlich ist die Freiburger Behörde (Telefon 0761/4 01 82 74 und E-Mail info@wildtiermonitoring.de) die Anlaufstelle  für alle, die eine Wolfssichtung melden wollen. »Für den Landkreis Rottweil wurden seit 2013 insgesamt fünf vermeintliche Wolfsmeldungen erfasst. In drei Fällen (Trittsiegel und Foto) ließ sich der Wolf eindeutig ausschließen. Zwei Sichtungen wurden als unsichere Hinweise eingestuft«, erklärt Herdtfelder. »Es spricht somit nichts dafür, dass es im Landkreis Rottweil (oder Umgebung) derzeit Wölfe gibt.« 

Steffen Schmieder  von der unteren Jagdbehörde im Landratsamt und Joachim Gommel vom Bau-, Naturschutz- und Gewerbeaufsichtsamt im Kreis berichten ebenfalls, dass es keine konkreten Hinweise auf Wölfe im Landkreis gebe. Und was ist mit dem Foto  aus Zimmern, das eine Nutzerin auf der Facebook-Seite unserer Redaktion gepostet hat?  Am Ortsrand, neben einem Acker, ist ein großes, graues Etwas zu sehen. »Was ist das? ein Wolf ?😱 in unserer Straße ?????«, fragt daraufhin eine andere Nutzerin. Es wird spekuliert.

Joachim Gommel meint dazu: Die Größe allein gebe nicht den Ausschlag. Schließlich gibt es auch große Hunde. Sollten Wölfe  doch irgendwann in Rottweil heimisch werden, könnte dies zunächst  von vielen Menschen unbemerkt vonstatten gehen. »Wölfe, die in freier Wildbahn aufgewachsen sind und dort leben, sind dem Menschen nicht grundsätzlich gefährlich. Wölfe meiden im Gegenteil den Kontakt mit Menschen«, erklärt Micha Herdtfelder. Gefährlich könnten einzelne Tiere allerdings werden, wenn man sie füttere und sie auf diese Weise lehre, um Futter zu betteln.  »Man sollte zudem vermeiden, Wölfe gezielt zu verfolgen, um sie zu beobachten et cetera.«

Gefahr für Herden

Für andere Tierarten allerdings  bedeuten Wölfe eine Gefahr. »Aus diesem Grund erfordert eine permanente Anwesenheit von Wölfen einen entsprechenden Herdenschutz.« Der Freiburger Experte nennt beispielsweise Elektronetze. Doch trotz aller Herdenschutzmaßnahmen werde es sich nicht vermeiden lassen, dass es zu Wolfsübergriffen auf Nutztiere komme. »In einem solchen Fall erhält der Eigentümer eine Ausgleichszahlung«, erläutert er.Verena Riemer bezeichnet aus ihrer Erfahrung heraus spezielle Herdenschutzhunde als Schutzmöglichkeit sowie Wildkameras als hilfreich, »die den Wolf am Zaun zeigen«, wenn er die Lage erstmals sondiere. Eine solche Aufnahme sei eine Warnung für den Tierhalter und zugleich ein Beweis im Schadensfall. Vorsichtsmaßnahmen, die aus Sicht der Experten in Rottweil (noch) nicht erforderlich sind.

Weitere Informationen: http://www.forum-grossraubtiere.wildtiere-bw.de