Die Statue des Hercules lockte zahlreiche Interessierte ins Dominikanermuseum. Fotos: Martina Meyr Foto: Schwarzwälder-Bote

Dominikanermuseum: Statue aus Einzelteilen zusammengesetzt / Vorträge im Jubiläumsjahr

Berufserfahrung und ein archäologisches Auge – so wurde in Rottweil im Ausgrabungsfeld Arae Flaviae eine römische Hercules-Statue aus Einzelsteinen erkannt.

Rottweil (hf). Grabungsleiter Thomas Schlipf machte bei neuen Grabungen im ehemaligen Zentrum des römischen Municipiums in der Rottweiler Altstadt diese Entdeckung und so konnte am Sonntag im Dominikanermuseum die kleine Statue unter dem Motto "Hercules, ein antiker Held aus Arae Flaviae" der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Nach Zusammenfügen und Restaurieren der Einzelteile bereichert die Statue jetzt die Abteilung "Römisches Rottweil – arae flaviae".

Bürgermeister Christian Ruf begrüßte im Jubiläumsjahr des Dominikanermuseums die Gäste und verwies im Zusammenhang mit der römischen Vergangenheit Rottweils auf die größte römische Badeanlage im Südwesten. Er freue sich, dass in der römischen Abteilung nun eine Steinskulptur stehe, denn in Rottweil seien nur wenige Funde erhalten.

Jörg Heiligmann, Direktor des archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg, verwies auf das partnerschaftliche Verhältnis des Landesmuseums zum Zweigmuseum Rottweil und betonte den hohen Stellenwert der Rottweiler Einrichtung. Die 2011 erfolgte Umgestaltung der römischen Abteilung bezeichnete er als großen Gewinn, könnten doch so Funde vor Ort ausgestellt werden.

Dieter Planck, Vorsitzender der Förderstiftung Archäologie Baden-Württemberg, in Rottweil kein Unbekannter, war er bei der Neukonzeption des Dominikanermuseums ein wichtiger Partner, hob die Bedeutung der Stadt für die Archäologie hervor. Rottweil zähle heute zu den am besten erforschten Kleinstädten, nachdem vor 50 Jahren unter seiner Leitung mit großflächigen Ausgrabungen begonnen worden war. Die 2010 durch die Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern gemeinsam mit dem Förderkreis Archäologie in Baden gegründete Stiftung vermittle die wissenschaftliche Landesarchäologie einer breiten Öffentlichkeit, indem wichtige Funde in Dauerausstellungen präsentiert werden können. Die gefundene Steinskulptur verweise auf die prächtige Ausstattung der römischen Villen in Arae Flaviae. In seiner Einführung zum Fund bewertete Klaus Kortüm vom Landesamt für Denkmalpflege dieses als Geschenk zum Jubiläum. Am Ruinenplan des römischen Arae Flaviae zeigte er den Besuchern die Lage des Fundes, innerhalb der Sol-Villa.

Der Kopf fehlt

Im Rahmen einer Ausgrabung wurden 2014 die Bruchstücke gefunden, indes, es fehlt der Kopf. Der Bezug zur 1784 entdeckten Sol-Villa lasse Rückschlüsse auf die Herkunft des Fundes zu. Vermutlich stand die Hercules-Statue im Garten des Hauses, Ausgrabungen anderer römischer Städte bezeugten solche Gärten mit Statuen mit Darstellungen aus der Mythologie.

Zu einer spannend detektivischen Aufarbeitung des Fundes gestaltete Martin Kemkes vom Archäologischen Landesmuseum seine Einführung. Hercules mit Löwenfell und Keule war eine kanonische Darstellung, wie es sie zu Hunderten im Römischen Reich gegeben habe. Der mythologische Hintergrund und seine Weiterentwicklung lasse unterschiedliche Darstellungen des Hercules zu. In Rottweil sei Hercules ein Beschützer der Zivilisation, der an seinen Taten gemessen wurde, was der römischen Oberschicht natürlich bekannt gewesen sei.  Vorträge zum römischen Rottweil sind im Jubiläumsjahr am 4. April von Klaus Kortüm und am 9. Mai von Martin Kemkes – jeweils ab 18 Uhr – geplant.