Über eine filigrane Hängebrücke zu Fuß ins Herz der Stadt zu gelangen und so Moderne und Mittelalter, Natur und Landschaft auf neue, eindrucksvolle Weise zu erleben, halten die Grünen für einen Gewinn. Foto: Stadt Rottweil

Moderne und Mittelalter: Grünen-Politiker verknüpfen Projekt mit anstehender Verkehrswende.

Rottweil - Gleich doppelte Freude bei Rottweils Grünen: über den Gemeinderatsbeschluss für den Bürgerentscheid zur Hängebrücke und über die Ergebnisse der Dialoggruppe.

"Die Erwartungen an diesen bürgerschaftlichen Dialog sind voll erfüllt", meinte Ingeborg Gekle-Maier in der gemeinsamen Sitzung von grünem Ortsvorstand und der Stadträte. Nun stehe, wie es in der Pressemitteilung der Grünen heißt, "eine Rottweiler Verkehrswende an, die die Verkehre der Stadt, die sich touristisch neu erfindet, menschen-, umwelt- und stadtbildschonend steuert".

Anders als bei den Großprojekten JVA und Testturm sind die Ortsgrünen sich bei der Hängebrücke einig: Bei aller Verschiedenheit der Geschmäcker halten sie es für einen Gewinn, über ein filigranes Bauwerk zu Fuß ins Herz der Stadt zu gelangen. So erlebe man Moderne und Mittelalter, Natur und Landschaft auf neue, eindrucksvolle Weise – ähnlich wie auf Baumwipfelpfaden. "Man kann nur das tief lieben, was man auch mit allen Sinnen genossen hat", sagte Frank Sucker. So reiften Gefühle für heimatliche Schönheiten und so stärke man den Nahtourismus.

Die grüne Runde hat den Eindruck, dass die Hängebrücke die Rottweiler Bürger weniger erregt als zuvor die Themen Testturm und Gefängnisneubau. Gespannt sind Ortsvorstand und Stadträte deshalb, ob beim Bürgerentscheid das notwendige Quorum überhaupt erreicht werden wird. Die Grünen wollen jedenfalls fürs Abstimmen werben und bitten insbesondere die Rottweiler Lehrer, darüber zu informieren, damit auch möglichst viele Jugendliche teilnehmen. Gerade sie hätten ja noch viel Zukunft vor sich.

Die Empfehlungen des Bürgerdialogs zeigten, laut Pressemitteilung der Grünen, dass zu den Hauptrisiken vor allem die Verkehrsbelastung gehöre. Der Druck wachse also für eine Rottweiler Verkehrswende.

Eine der vielen Facetten in diesem Zusammenhang war in der Vorstandssitzung das Thema Elektromobilität. Rottweil könne den Stadtverkehr nicht alleine unter Strom setzen, sehen die Grünen dabei vor allem Berlin gefordert. "Eine zukunftsfreudige Stadt kann aber das ihre tun, damit die unumgängliche Elektromobilität hier möglichst früh einzieht", betonte Sucker und sprach laut Mitteilung etwa den eigenen Fuhrpark der Stadtverwaltung an. Aber auch die Verbindung zwischen Testturm und Innenstadt sollte etwas Besonderes bieten, das die nachfossile Mobilität symbolisiert. "Wie wär’s mit einem Projekt fürs autonome Fahren?", fragte Jochen Baumann.

Rottweil erscheine topografisch wie geschaffen für E-Bikes. Doch diese benötigten sichere Radwege. Anregungen des Verkehrsgutachtens von 2003 seien bis heute noch nicht eingelöst. Gabriele Schneider meinte: "Es wäre toll, wenn Touristen sich gleich am Bahnhof E-Bikes leihen können und bequem hoch in die Innenstadt radeln." Das Thema kommunale Elektromobilität vertieft am Freitag, 9. Dezember, Matthias Gastel, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion.