n Abend voller Leben, Akrobatik und magischer Momente (im Uhrzeigersinn, von unten): Eine tanzende Kalinka aus Schonach, Magier Peter Valance, staunende Kinder im Publikum und die Turner bei ihrem Schul-Auftritt. Foto: Kammerer

Zum Jubiläum gibt’s eine Gala mit Tanz, Akrobatik, Musik und magischen Momenten. Unterhaltung für Jung und Alt.

Rottweil - 30 Jahre Lebenshilfe – das ist mehr als "bloß" ein Vereinsjubiläum. Seit 30 Jahren haben behinderte Menschen im Landkreis vielmehr eine Stimme, eine Institution, die sich kümmert. Das wurde am Samstag mit einer prächtigen Gala gefeiert.

Vor 30 Jahren sind die behinderten Menschen aus Rottweil zum Teil noch täglich zwei Stunden in eine Werkstatt nach Villingen-Schwenningen gefahren, erinnert sich Lebenshilfe-Vorsitzender Frank Weniger. Wenn sie daheim nicht mehr betreut werden konnten, mussten sie umziehen. Bis schließlich 1983 eine  Hand voller Idealisten die Lebenshilfe gegründet habe.1994 wurde die erste Werkstatt in Rottweil in Betrieb genommen, 2003 kam ein Wohnheim für Menschen mit Behinderungen dazu.

"Heute können wir als Verein stolz feststellen, dass wir eine nahezu vollständige Infrastruktur aufgebaut haben für eine Bevölkerungsgruppe, die wahrlich nicht vom Leben verwöhnt ist", so Weniger. Mehr will er dann aber auch nicht reden – es soll schließlich ein Gala-Abend und kein Vortrag werden.

Im Anzug eröffnet das Quartett der Stadtkapelle das Programm. Die Stadthalle ist fast bis zur hintersten Reihe gefüllt, ein Hauch von Glamour kommt auf.  Die Zuschauerreihen sind bunt gemischt: Jung und Alt, aus Rottweil und von weiter her, Menschen mit und Menschen ohne Behinderungen.Für die spektakulären Momente sind an diesem Abend die Turner aus Schonach verantwortlich. »The Wall« ist ihr erster Programmpunkt. Nein, sie singen kein Lied von Pink Floyd.

Sie hangeln sich vielmehr – mal auf- und abwärts, mal einhändig, mal kopfüber – an einer Wand mit Griffen entlang. Für ihre zweite Nummer haben sie sich in schmucke Hemden und zartrosa Pullunder geworfen. Es geht in die Schule – ein Narr sei der, der denkt, dass man auf Holzstühlen lediglich sitzt und die Schulbänke nur zum Schreiben benutzt. Nein, die Schonacher stolzieren vielmehr im Handstand über Bänke, stapeln diese meterhoch aufeinander, werfen sich die Stühle locker flockig zu.

Akrobatik, Show und Charme: Das Publikum ist begeistert.  Ihre letzte Nummer   entführt die Zuschauer in die 80er-Jahre. Selbst im Hippie-Ganzkörperanzug machen die Turner eine gute Figur und stellen ihr Können am Barren unter Beweis.Auch die Schonacher Mädels haben den Rhythmus und die Show im Blut, wie es scheint. Sie wirbeln in einer fein und absolut synchron getanzten Performance als russische Kalinkas über die Bühne. "Das Örtchen sollte besser ›Shownach‹ heißen", stellt ein begeisterter Frank Weniger daraufhin fest.

Dann weht ein Hauch von Magie durch den Saal. Peter Valace betritt die Bühne. Mit 19 Jahren war er der jüngste Profizauberer Deutschlands, unter anderem hat er den »Merlin-Award«, den Oscar der Zaubererszene, gewonnen. Seine Show kommt ohne große Effekte aus, er steht die meiste Zeit alleine auf der Bühne. Ein paar seiner Tricks sind altbekannt – das Zersägen der Jungfrau oder die Nagelkiste. Besonderen Pep erhält der Auftritt durch Valaces’ Charme.

Er witzelt locker und flockig, improvisiert gerne mal und scheut den Kontakt zum Publikum nicht.Ein Herr aus dem Publikum stellt dem Magier 50 Euro für  eine »Geldvermehrung« zur Verfügung. Leider kommt lediglich ein Zehn-Euro-Schein dabei raus. Ein paar Witze und Tricks später hat der lachende Zuschauer sein Geld natürlich wieder. »Wie hat er das gemacht?« fragen sich die Kinder, die vorne, mitten im Gang, freie Sicht auf die Bühne genießen, erstaunt. Ja, Jung und Alt sind bestens unterhalten, bei diesem Gala-Abend.