Ein Gerichtsbeschluss aus dem Jahr 186 macht Rottweil zur ältesten Stadt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Dominikanermuseum behauptet sich seit einem Vierteljahrhundert

Vor 25 Jahren wurde ein alter Traum Wirklichkeit. Ein Vierteljahrhundert später kann man feststellen: Ja, die Realisierung hat sich verändert, angepasst, hat auf Anforderungen reagiert. Vor allem aber hat sich das Dominikanermuseum nachhaltig etabliert.

Rottweil. Ein Museum, das wäre schön, war man sich bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts sicher. Immerhin gibt es auch was zu zeigen in Rottweil. In der Lorenzkapelle sind die mittelalterlichen Bildwerke der Sammlung Dursch, die der württembergische König 1851 der Stadt vermachte, untergebracht. Es handelt sich immerhin um Objekte, deren Bedeutung weit über die Region hinaus reicht.

In der "Altertumshalle", im heutigen Stadtmuseum sind die Ergebnisse der bereits 1784 begonnenen Ausgrabungen zu sehen. Besonders stolz ist der Geschichtsverein nicht ohne Grund auf das Orpheus-Mosaik. Nach dem Ersten Weltkrieg rückte die zu diesem Zweck der Stadt vermachte Villa Duttenhofer als Museum ins Visier, wurde allerdings als ungeeignet verworfen.

Es folgten Zeiten, in denen Überleben mitunter Aufgabe genug und später Kulturpflege vor der politischen Kulisse in Frage zu stellen waren. Ab der 800-Jahr-Feier im Jahre 1950 fängt man in der Stadt wieder an, an ein Museum zu denken. Und man bekommt neues Futter: Das berühmte Schreibtäfelchen mit dem Textfragment aus dem Jahr 186 wird in einem ehemaligen Brunnen ausgegraben – und macht Rottweil zur ältesten Stadt Baden-Württembergs. Bis Ende der 1970er Jahre gibt es bereits wieder verworfene Überlegungen eines Neubaus, einen Förderverein, die Schließung der Lorenzkapelle – da wiederholt sich Geschichte sogar bei der Präsentation von Geschichte – und Bemühungen, Partner an Land zu ziehen.

Die Zahl der antiken Fundstücke wächst durch die verschiedenen Grabungskampagnen weiter. Nebenbei: Auch die aktuelle Präsentation, die nach einer Neukonzeption seit 2011 die römische Vergangenheit Rottweils neu erschließt, kann in der Interpretation der Befunde nur einen Status der Alltagsbeschreibung zu einem bestimmten Zeitpunkt darstellen. Neue Befunde draußen können unter Umständen neue Schlussfolgerungen nach sich ziehen. Die von Philipp Filtzinger konzipierte ursprüngliche Präsentation schien noch eher auf das bis dahin durchaus praktizierte Primat, möglichst viel zu zeigen, geleitet. Aufsehen erregende Stücke wie das Facettenschliff-Glas aus einem Grab oder die bronzenen Sattelhörnchen als vier von vielen Objekten in einer Virtrine wurden trotz Erläuterung als einige Stücke von vielen wahrgenommen.

Doch noch ist es nicht so weit. Stadt und Land einigen sich 1980 auf einen Museumsbau, der Gemeinderat stimmt dem Entwurf 1984 zu, am 24. Juni 1986 ist Spatenstich, gut fünfeinhalb Jahre und knapp 20 Millionen Mark wird mit einem römischen Festzug und einer Weihezeremonie Eröffnung gefeiert.

Das Museum ist in drei Abteilungen gegliedert: Die Sammlung Dursch und die Abteilung für die Antike, für die das Land verantwortlich zeichnet, werden durch das Dominikanerforum, in dem zeitgenössisches kulturelles Leben in Forum von Ausstellungen und Veranstaltungen Platz erhalten soll, ergänzt. Der architektonische Entwurf, ein mit seinen plakativen Strukturen bereits ein wenig aus der Zeit gefallener Vertreter der Postmoderne, macht insbesondere den Vertretern der zeitgenössischen Kunst zu schaffen. Gleichzeitig werden in der Stadt immer wieder Stimmen laut, die das Konzept in Frage stellen und das Museum, zumindest aber das Forum, am liebsten schließen würden. So kommt es dann auch. Nach und nach können aber neue Ideen umgesetzt und das von zwei Landesmusseen und der Stadt getragene Dominikanermuseum neu belebt werden: Das frühere Forum teilen sich die Antiken-Sammlung "Arae Flaviae" und die Trägergemeinschaft "kunst raum rottweil", von Stadt, Landkreis, Kreissparkasse und Forum Kunst, die einen Raum für Gegenwartskunst geschaffen hat. Und nach der Neukonzeption der Sammlung Arae Flaviae in nächster Zukunft wird auch die Präsentation der Sammlung Dursch deutlich anders sein.

Rottweil

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Rottweil (bos). Neben dem normalen Programm lädt das Dominikanermuseum im Jubiläumsjahr ab kommender Woche auch zu einer Reihe Vorträge, jeweils dienstags ab 18 Uhr bei freiem Eintritt, und Präsentationen.

Neues zu bestaunen

Erstmals ist im Jubiläumsjahr ab Ende März eine etwa einen Meter hohe Hercules-Skulptur zu sehen, die 2014 bei einer Grabung im Bereich der Sol-Villa zum Vorschein kam. Am 9. Mai referiert Martin Kemkes deshalb über "Antike Heldengeschichten – Ein Hercules aus Arae Flaviae".

Sammlung Dursch

In Sachen mittelalterlicher Sakralkunst muss sich Rottweil nicht verstecken. Schon wegen des Kapellenturms. Und dann wegen Pfarrer Johann Georg Martin Dursch, der als Sammler Mitte des 19. Jahrhunderts Bildwerke des Spätmittelalters zuzsammentrug. Eines der populärsten Stücke ist die Gößlinger Schutzmantelmadonna. Am 7. Februar beleuchtet Ingrid-Sibylle Hoffmann den Kirchenrat Dursch als "Ein wegweisender Sammler und Vermittler der spätmittelalterlichen Skulptur". Am 21. März spricht Tilmann von Stockhausen am Beispiel des neu aufgestellten Augustinermuseums in Freiburg zum Thema "Mittelalterliche Kunst präsentieren".

Arae Flaviae

Seit Jahrhunderten blitzt die römische Vergangenheit im Alltagsleben von Rottweil immer wieder auf. Funde verweisen auf das Leben am Neckar in der Antike. Darunter sind Preziosen, die sich dem ungeübten Auge erst auf denzweiten Blick offenbaren wie der Schuhleisten – nördlich der Alpen ein wahrhaft rarer Fund. Am 4. April berichtet Klaus Kortüm über "Aktuelle Forschungen zum römischen Rottweil". Am 20. Juni beleuchtet Christof Flügel unter dem Titel "Gebaute Macht" das Thema "Römische Kastelltore und Türme".