Jürgen Knubben ist derzeit Herr einer ganz besonderen Flaschensammlung: 93 Künstler folgten der Einladung von Forum Kunst, eine "Nebukadnezar"-Flasche zum Teil eines Kunstobjekts zu machen. Einer von ihnen ist Paul Huxley, dessen Objekt Knubben gerade betrachtet. Zur Eröffnung will Huxley, der 1975 im Forum ausstellte, aus London anreisen. Foto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Forum Kunst gibt Künstlern die Flasche / Projekt eine Art Geschichtsaufarbeitung

Das musste ja kommen: Es geht um Flaschen. Die größten halbwegs handelsüblichen noch dazu. Fast 100 von ihnen werden ab 25. November bei Forum Kunst zu sehen sein. Der Name der Ausstellung ist der der Flasche: "NEBUKADNEZAR"

Rottweil. Es führen viele Linien zu diesem Ausstellungsprojekt im "Jahr der Türme". Dass Forum Kunst in diesem Jahr auch Position beziehen will, ist nachvollziehbar. Und so gibt es eine Aktion in einer Reihe, die mit dem Fahnenfest – dort allerdings mit größerer Öffentlichkeit – im Jahre 1974 ihren Anfang nahm. Es gab Koffer, Schilder, letzte Hemden. Immer waren Künstler eingeladen, ein vom Forum zur Verfügung gestelltes Objekt zum Gegenstand künstlerischer Auseinandersetzung zu machen.

So gesehen, taugt das Kofferfest 1980 vielleicht am besten als Wurzel: Definiertes Objekt, künstlerische Vielfalt, internationale Resonanz, Präsentation in einem Ausstellungszusammenhang sind die Zutaten. Zu ergänzen wäre noch "Aus der Küche der Künste", und zwar aus zwei Gründen: Einerseits ging es um Kunsterleben mit allen Sinnen, von da ist der Weg zu einem edlen Getränk, das eine opulente Flasche bergen mag, nicht weit. Andererseits aber gab es eine Art "Zulassungsbeschränkung". Eingeladen waren Kunstschaffende, deren Arbeiten im ersten Vierteljahrhundert des 1970 gegründeten Vereins in einer Ausstellung im Forum zu erleben waren.

Dieses Modell wird auch für "NEBUKADNEZAR" übernommen. Eingeladen waren alle Künstler, die seit 1970 in Einzel-, Doppel- oder kleinen Gruppenausstellungen vertreten waren oder im Ausstellungsprogramm 2018 zu sehen sind. Da kommen ungefähr 300 Kunstschaffende zusammen. Etwa ein Drittel davon ist inzwischen verstorben. Ein weiteres Drittel ist nicht mehr aktiv oder wollte sich nicht beteiligen. Bleiben knapp 100 Künstler, die tatsächlich einen Rahmen von 1970 bis 2018 spannen. So gesehen ist das Projekt eine Art Kunstgeschichte aus Sicht des Kunstvereins: Die Linie von "NEBUKADNEZAR" gründet im dreiteiligen Ausstellungsprojekt "Sammelsurium", einer Art Bestandsaufnahme, einer Zwischenbilanz mit hohem Erinnerungspotenzial.

2017 erhalten die Künstler eine Flasche. Sie ist aus Klarglas – die eher seltene Variante, die nur einmal pro Jahr produziert wird –, knapp 70 Zentimeter hoch, hat einen Durchmesser von mehr als 20 Zentimetern und wiegt schlappe 6,7 Kilogramm. Leer, wohlgemerkt. Normalerweise ruhen in – und verschwinden irgendwann aus – ihr 15 Liter Bordeaux. In Rottweil wird sie in 93-facher Ausfertigung Teil eines Kunstobjekts. Die Form einer Weinflasche schafft die formale Verbindung zum Turmmotiv, das Rottweil in diesem Jahr besonders umtreibt. Der Name der Flasche – und der Ausstellung – gibt durch den Verweis auf den Herrscher, der den Turmbau von Babylon vollenden ließ, und den damit verbundenen Hinweis auf den mythologischen Bruch des Turmbilds eine ambivalente Bindung aus Unmittelbarkeit und Distanz zum Thema Turm als hoch aufgeladenen Wert.

Weitere Informationen: Die Ausstellung wird am Samstag, 25. November, ab 19 Uhr im Bürgersaal am Friedrichsplatz eröffnet. Zur Eröffnung spricht Robert Kudielka. Der Eintritt ist frei. Für die anschließende "NEBUKADNEZpARty" im Sonnensaal des Kapuziners ist eine Anmeldung mit Teilnahmebeitrag erforderlich. info@forumkunstrottweil.de