Bildung: Susanne Eisenmann schaut sich Realschule an / Kienzler: Kerngeschäft bleibt guter Unterricht

Rottweil. Normalerweise gehen in der Rottweiler Realschule 682 Schüler und 50 Lehrer aus und ein. Die, die kürzlich durch die Tür spazierte, war dann doch ein besonderer Gast: Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) stattete der Realschule einen Besuch ab. Rottweil war die erste Station auf ihrer "Klassentreffen – unterwegs in Sachen Bildung"-Tour. Dabei will die Ministerin einmal im Monat Schulstandorte im ganzen Land bereisen. Zum Auftakt am Montag bekam Rektor Andreas Kienzler die Gelegenheit, Eisenmann die Realschule und deren Profil vorzustellen.

Dazu gehört das Präventionsprogramm Lions-Quest, das Schülern beim Erwachsenwerden und der Entwicklung der Persönlichkeit helfen soll. "Wir haben einen Bildungs- und Erziehungsauftrag", erklärt Kienzler. Letzterer werde immer wichtiger. Dennoch: Das Kerngeschäft ist qualitativ guter Unterricht. Für Kienzler geht es "um die Stärkung der Realschule als Schule der Mitte", schwächere Schüler sollten unterstützt, stärkere gefördert werden.

Viel passiert ehrenamtlich

Susanne Eisenmann, berichtet Kienzler, habe von ihm und seinen Kollegen wissen wollen, wo es klemmt, und wo die Realschule noch auf Unterstützung angewiesen ist. Die Lehrerversorgung sei dabei immer ein Thema, aber aktuell kein großes Problem an seiner Schule. Das liege woanders. "Was wird den Lehrkräften eigentlich noch alles abverlangt?", fragt Kienzler – auch die Ministerin. Der Unterricht sei für einen Klassenlehrer inzwischen das wenigste. Zig Elterngespräche, verantwortliche Posten in der Schule, Coaching-Gespräche mit Schülern etc. "Viele Dinge machen Lehrer ehrenamtlich", sagt der Rektor. Er sagt aber auch: "Das soll kein Jammern sein." Die Kultusministerin hat sich das angehört, und beim Rektor dabei Pluspunkte gesammelt. Sie wirke sehr ehrlich, sagt er über die Politikerin. "Sie hat logischerweise auch nicht für alle Probleme eine Lösung", und das habe sie offen eingestanden. "Sie hört zu, sie redet nichts tot."

Was sie sagt, dürfte Kienzler ohnehin gefreut haben. Denn für Eisenmann ist "die Stärkung der Realschulen ein ganz zentrales Thema dieser Legislatur". Darüber hinaus lobte sie das pädagogische Konzept in Rottweil – bei ihrem Besuch hatte Susanne Eisenmann die Gelegenheit, sich Unterrichtsteile anzuschauen, erzählt Andreas Kienzler.

Und sie kam mit Elternvertretern von Schulen unterschiedlicher Arten aus dem Landkreis Rottweil zusammen. Thema war dabei unter anderem das achtjährige Gymnasium. Daran werde sich nichts ändern, berichtet Kienzler von Eisenmanns Aussagen. Zudem sei es um die nicht mehr vorhandene Verbindlichkeit der Grundschulempfehlungen. Die Auswirkungen bemerkt auch der Rektor. Früher hätten an der Realschule über 50 Prozent der Kinder eine Gymnasialempfehlung gehabt. Heute liegt die Quote viel niedriger, weil sehr viele Eltern ihre Kinder direkt aufs Gymnasium schicken. "Das hat Auswirkungen auf die ganze Schule."