Deutsch-tschechische Freundschaft: Nicole Eckenweber und Pia Schmitz (beide mit Sonnenbrille) mit zwei tschechischen Schülerinnen vor der astronomischen Uhr am Prager Rathausturm. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder-Bote

Leibniz-Gymnasium: Schüleraustausch zwischen Rottweil und Prag

Rottweil und Prag: Zwei ehemalige Reichsstädte treffen sich auf Augenhöhe. Wenn auch nicht wie einst im Mittelalter und der frühen Neuzeit auf hoher politischer Ebene, so doch voller Elan in der Gegenwart.

Rottweil/Prag. 30 Schüler der achten Klassen des Leibniz-Gymnasiums Rottweil und des Dvorakovo-Gymnasiums in Kralupy nehmen am deutsch-tschechischen Schüleraustausch, von Englischlehrer Stefan Naumann organisiert, teil. Voller positiver Eindrücke kommen die deutschen Schüler und Lehrer nach den fünf Tagen an der Moldau wieder am Neckar an.

Die 13-jährige Pia Schmitz aus Lackendorf erzählt spontan: "Unsere Familien waren sehr gastfreundlich, sie haben uns sehr herzlich aufgenommen, das fand ich super." Die 14-jährige Eva Muschal aus Weilen unter den Rinnen fügt hinzu: "Wir haben uns auf Englisch mit den Austauschpartnern verständigt und in der einen Woche enorm viel dazugelernt."

Von den Sehenswürdigkeiten fand Sven Fetzer (14 Jahre) aus Schömberg das "Knochenhaus" in Melnik am interessantesten. Für die Schömbergerin Nicole Eckenweber (13 Jahre) war es einfach toll, die Hauptstadt der tschechischen Republik kennenzulernen.

Ihre ebenfalls 13-jährige Freundin Lorena März aus Dotternhausen lobt das gute Essen: "Spezialitäten wie Chlebicky sind einfach lecker!" Das sind Weißbrotscheiben, liebe- und phantasievoll belegt, ähnlich den international bekannten Canapés. Deutschlehrerin Anette Pfannes ist begeistert von Knedliki mit Sauce, die ihre Gastmutter hervorragend zuzubereiten weiß.

"Die Orientierung nach Osten ist wichtig"

Doch nicht nur in kulinarischer Hinsicht ist so ein Austausch ein Höhepunkt im Schuljahr. Stefan Naumann erklärt: "Er hilft vor allem dabei, das Zusammenwachsen von Europa für Jugendliche erlebbar zu machen. Die Orientierung nach Osten ist wichtig, da wir uns sonst oft nach Westen orientieren. Es ist eine Erweiterung des Horizonts, unser Nachbarland Tschechien und dessen Kultur und Sprache zu entdecken."

Daher hat Robin Janosch, Lehrer für Englisch und Sport am Gymnasium in Kralupy, für die deutschen Gäste ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt.

Beeindruckend? Auf jeden Fall der Spaziergang durch die Prager Altstadt mit der 500 Jahre alten astronomischen Uhr am Rathausturm sowie der St.-Veits-Dom auf dem Hradschin. Die Begleitlehrer gaben der Rottweiler Gruppe viele Tipps beim Rundgang. "Wenn man die Skulptur des Heiligen Johannes von Nepomuk auf der Karlsbrücke berührt, darf man sich etwas wünschen, das so bald wie möglich in Erfüllung gehen wird", verrät zum Beispiel Inka Senova, Deutschlehrerin vom Dvorakovo-Gymnasium.

An einem Tag folgte die Busfahrt ins ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt. Besonders betroffen machten die Führung und der Rundgang mit Marek, aber auch der NS-Propaganda- und Dokumentarfilm im Gettomuseum. Am Nachmittag wurde Melnik besucht. Hier fließen Elbe und Moldau zusammen, ein schönes Fotomotiv von einer Aussichtsplattform aus. Gemeinsames Bowling bildete den Abschluss dieses Tages.

Berührung lässt Wünsche in Erfüllung gehen

An einem anderen Tag fuhr die Reisegruppe mit dem Zug nach Kutna Hora. Diese Stadt – 70 Kilometer östlich von Prag gelegen – gehört seit 1995 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Kirche St. Barbara ist eine außergewöhnlich große und schöne Kathedrale; sie ist der Schutzpatronin der Bergleute geweiht, denn in Kutna Hora wurde früher Silber- und Kupfererz abgebaut. Im Anschluss an die Führung bekamen die Rottweiler Gelegenheit zum Bummeln und Eisessen in Kleingruppen.

Für alle Teilnehmer ist der Austausch eine persönliche Bereicherung mit reichlich Spaß und vielen schönen Erlebnissen. Die LG-ler freuen sich schon auf den Gegenbesuch der tschechischen Schüler vom 9. bis 14. Mai in Rottweil.