So könnte das alte Postgebäude bald von vorne aussehen. Foto: Nils Horst

Gemeinderat stimmt Konzept zum Umbau des alten Postamts zu. Architekt muss allerdings nachbessern. Mit Video

Rottweil - Klare Zustimmung hat der Gemeinderat am Mittwochabend für das Konzept zur Revitalisierung des ehemaligen Postamtes in der Fußgängerzone signalisiert. Ebenso deutlich war aber die Kritik an den vorgelegten Entwürfen des Architekten.

Fast zwei Stunden hatte der Rottweiler Gemeinderat am Mittwochabend bereits über das Projekt von Bernhard Merz und Alexander Keller diskutiert, als Oberbürgermeister Ralf Broß die Sitzung für 20 Minuten unterbrach, um sich mit Vertretern der Fraktionen, den Investoren, dem Einzelhändler und Architekt Matthias Jarcke zurückzuziehen und die Anregungen und Bedenken der Stadträte zu besprechen. Zurück kam die Runde mit einem erweiterten Beschlussvorschlag.

Einer der Knackpunkte: Wie weit darf der neue Baukörper in die Blumengasse hineinragen? Zu dieser Frage hatten sich die Räte schon eine Stunde vor Sitzungsbeginn vor Ort getroffen, wo Mitarbeiter des Betriebshofs die mögliche Baulinie markiert hatten. Und das traf dort nicht nur bei den Nachbarn auf Ablehnung. Der Wunsch von Investoren und Betreiber: Im Erd- und ersten Obergeschoss soll für das Modehaus Hoffmeyer aus Oberndorf, das derzeit schon drei Geschäfte in Rottweil betreibt, eine möglichst große Fläche entstehen. Da gleichzeitig an der Ecke Blumengasse/Hohlengrabengasse die Einfahrt zur Tiefgarage Platz finden muss, will der Architekt den Bau gut zweieinhalb Meter in die Blumengasse ragen lassen, so dass hier noch sechs Meter Straßenbreite verblieben.

Dem erteilte das Gremium gestern Abend eine Absage. Nun muss geprüft werden, wie weit darauf wieder verzichtet werden kann, ohne die Wirtschaftlichkeit des Fachhandels für Damen- und Herrenbekleidung aufs Spiel zu setzen. Nacharbeiten muss Jarcke auch, was die Fassadengestaltung der Rückseite betrifft. Der Entwurf mit "Schießscharten" ließ im Gremium Vergleiche mit U-Boot-Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg aufkommen.

Die dritte Ergänzung des Beschlussvorschlags betrifft die Höhe des Gebäudes. Geplant ist, die Fassade zur Fußgängerzone und zur Hohlengrabengasse bis zum zweiten Obergeschoss zu erhalten und darauf die Dachkonstruktion aufzusetzen. Rund 850 Quadratmeter für Wohnungen sollen so über der Einzelhandelsfläche entstehen – durch ein überdachtes Atrium mit Sonnenlicht versorgt. Das ausgegebene Ziel ist nun, dabei die vorhandene Firsthöhe einzuhalten, den Entwurf also um rund 60 Zentimeter an Höhe verlieren zu lassen.

Einstimmig begrüßte der Gemeinderat das Gesamtkonzept schließlich. Bei vier Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde die Entwurfsplanung zum Überarbeiten geschickt. Und mit ebenfalls vier Gegenstimmen stellt das Gremium Fördermittel aus dem Sanierungsprogramm Stadtmitte in Aussicht.

Nun, die Investoren müssen den Notartermin nicht platzen lassen, doch nachbessern ist angesagt. Und die Frage nach den Dachziegeln, die die Gestaltungssatzung vorschreibt, ist noch gar nicht richtig gestellt.