Aus der Autobiografie von Otto Färber / Sein Sohn Peter fordert: "Nie wieder Krieg"

Von Armin Schulz

Rottweil. 100 Jahre ist es her, dass der Erste Weltkrieg ausbrach. Vier Jahre später endete er. Die Stadt eröffnet am Donnerstag darüber eine Ausstellung. Peter Färber, der seit einigen Jahren in Rottweil lebt, hat vor 31 Jahren die Autobiografie seines Vaters, des promovierten Geschichtswissenschaftlers und Katholiken Otto Färber, herausgegeben: "Gott der Scherbenflicker. Erkenntnisse und Bekenntnisse" lautet der Titel.

Färber, am 22. Februar 1892 in Urach geboren, überlebte schwer verwundet den Ersten Weltkrieg, später das Konzentrationslager Dachau, schildert sein Sohn im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Vater war Mitglied des Direktoriums, das 1946 auf Geheiß der amerikanischen Besatzer die Stuttgarter Nachrichten herausgab. 1956 wurde er österreichischer Konsul in Stuttgart. Der der CDU nahe stehende Katholik war schon zuvor publizistisch tätig. Nach der Machtergreifung durch Hitler verließ Otto Färber Deutschland.

Er emigrierte 1934 nach Österreich und übernahm eine verantwortliche Stelle beim Tiroler Anzeiger in Innsbruck. Nach dem Anschluss Österreichs wurde er verhaftet. Sein streitbarer Geist brachte ihn ins Konzentrationslager, das er überlebte.

Sein wacher Geist, so ist dem Buch zu entnehmen und so schildert ihn sein jetzt 76-jähriger Sohn, habe ihn die Ereignisse rund um 1914 erahnen lassen. Er sah den Weltkrieg kommen. "Dass er kommen musste, sah ich nicht erst mit dem Mord am österreichischen Thronfolger", schreibt Otto Färber. Er führt alles auf Bismarck, den "skrupellosen preußischen Schachspieler" zurück, der die Donaumonarchie für seine Machtpolitik missbrauchte. "Berlin, der Weltfeindschaft wohlbewusst, verhinderte nach dem schicksalhaften Juni 1914 jede friedliche Lösung des serbischen Problems. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs glich das persönliche Schicksal der Einzelpersönlichkeit dem eines in den Sog der Niagarafälle geworfenen Schwimmers."

Färber erinnert sich an die Mobilmachung: "Ringsum war Kriegsgeschrei, fast hysterische Begeisterung... Mitten in der Nacht setzte sich der Zug mit dem Bataillon nach Westen in Bewegung. Unter dem Einfluss des Alkohols waren die Waggons mit wilden Kraftsprüchen verschmiert worden: ›Auf nach Paris!‹, ›Jeder Schuss ein Russ, jeder Stoß ein Franzos‹".

Doch die Lage sollte sich schnell ändern. Die Realität des Kriegs holt die deutschen Soldaten schnell ein: "Oben angelangt, füllten wir die Kette der schwachen Grenztruppe auf. Die Franzosen lagen jenseits nur 200 Meter entfernt. Vier tote Franzosen lagen zwischen uns. Tod? Was ist das?"

Färber gerät in eine gefährliche Situation. "Ich sah mich einem stehenden französischen Soldaten gegenüber. Ich dachte einen Moment an meinen Freund Coulon. Das Selbsterhaltungsgefühl ließ uns beide anlegen, zielen, schießen." Färber wird lebensgefährlich verletzt, kommt für Monate ins Lazarett. Er überlebt, um nur ein paar Jahre später einen neuen Wahnsinn durchleben zu müssen. Er überlebt auch diesen. Otto Färber stirbt am 15. März 1993, er wurde 101 Jahre alt.

Dieses Buch, so sein Sohn Peter, soll der jüngeren Generation helfen, aus den Weltkriegen die Lehren für die Zukunft zu ziehen. Diese heißt: "Nie wieder Krieg."