Nein, der Bauhof macht hier nicht Platz für die Kunst. Es bleibt bei Blümchen auf dem Heimburger-Kreisverkehr. Ein Glaskunstwerk soll nun auf dem Wiesenstück neben dem Kreisel (rechts hinten) Platz finden. Foto: Otto

Hitzige Debatte im Bauausschuss. FW-Stadtrat Weiss wirft OB Befangenheit vor. Werk aus Glas soll jetzt auf Wiese.

Rottweil - Der neue Heimburger-Kreisel ist meist mit hübschen Blumenrabatten bepflanzt – nett anzuschauen, doch die Idylle trügt. Der Kreisverkehr birgt Zündstoff: Im Bauausschuss ging es zu später Stunde richtig rund.

Die Frage, ob auf dem Kreisel ein Kunstwerk installiert werden kann, und welches Kunstwerk es sein soll, sorgte zum wiederholten Mal für eine hitzige Debatte. Die wurde gleich mit Vollgas von Freie-Wähler-Stadtrat Karl-Heinz Weiss eingeleitet: "Der OB sollte prüfen, ob er befangen ist", forderte er Ralf Broß heraus und unterstellte, dass sich in der Kreiselkunst-Frage Broß’ "Verwandtschaft maßgeblich eingemischt" und er Einfluss auf die untere Verkehrsbehörde genommen habe. Broß wies diese "Unterstellung entschieden zurück" und wunderte sich über eine "derart unsachliche Äußerung". Er sei natürlich nicht befangen, Weiss Anschuldigungen nannte er eine "Unverschämtheit".

Kammerer soll’s sein

Klar ist: Ein "Mäzen" hatte sich vor geraumer Zeit bei der Stadt gemeldet (Broß: "Mit mir weder verwandt noch verschwägert") und will ein Kunstwerk für den Kreisverkehr spendieren – von einem Künstler aus dem Raum Stuttgart, der wiederum von Künstler Jürgen Knubben vorgeschlagen worden war. Klar ist außerdem: Auch die Freien Wähler (FWV) möchten, dass ein Kunstwerk auf den Kreisel kommt. Dass sie dabei an die Glaskunst von Tobias Kammerer denken, haben sie in der Öffentlichkeit schon deutlich gemacht. Fraktionssprecher Martin Hielscher verwehrte sich jedoch gegen Broß’ Aussage, man würde Kammerer "protegieren".

Welche Kunst auch immer – erschwerend kommt hinzu, dass ein Erlass des Landes von 2011 Kunst auf Kreisverkehren als Sicherheitsrisiko sieht. Wie Fachbereichsleiter Lothar Huber in der Sitzung erinnerte, hatte ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten im Mai ergeben, dass das Aufstellen von Kunst im Heimburger Kreisel nicht zulässig ist. Eine Einzelfallprüfung für das zur Debatte stehende Kunstwerk aus dem Raum Stuttgart bestätigte dies. Dass dieses Werk aber überhaupt auf den Prüfstand kam, brachte Karl-Heinz Weiss erneut auf die Palme: "Bei acht Metern Höhe und angespitzten Stahlrohrprofilen ist das ja auch kein Wunder."

Hielscher meinte dazu, die Freien Wähler hätten schließlich von Anfang an gefordert, dass alle Rottweiler Künstler einbezogen werden sollen. OB Broß wedelte daraufhin mit dem FWV-Antrag von damals: "Davon steht hier überhaupt nichts", stellte er klar.

Tempo 30 möglich?

Die Freien Wähler wollten so schnell nicht aufgeben: Peter Schellenberg hob die Vorzüge eines Kammerer-Werks hervor: "Das ist Sicherheitsglas. Es fällt bei einem Aufprall in sich zusammen." Der Künstler habe sich sogar bereit erklärt, einen verkehrstechnischen Versuch zu machen. Hermann Breucha brachte die Überlegung ins Spiel, dass für die Glaskunst auch ein privates Gutachten erstellt werden könne.

Der Vorschlag von SPD-Stadtrat Mehl, beim Kreisverkehr Tempo 30 einzuführen, ließ Fachbereichsleiter Bernd Pfaff leicht in sich zusammensacken. Nein, das sei an dieser Stelle nicht möglich – auch nicht, wenn man die Feuerwehrzufahrt ins Spiel brächte. "Das ist nunmal kein Pausenhof", so Pfaff.

In den Schlagabtausch schaltete sich schließlich CDU-Fraktionssprecher Günter Posselt ein: Er halte die Diskussion für "müßig". Im Zweifel müsse man den sicheren Weg gehen und das Thema eben "ad acta" legen. Schließlich sei die Stadt haftbar, wenn etwas passiert.

Broß’ "Vorschlag zur Güte": Neben dem Kreisverkehr, auf dem Wiesenstück zwischen Schramberger und Marxstraße, sei ohne Risiko Platz für Kunst – auch für Glaskunst. Der Vorschlag kam im Ratsrund an. Hubert Nowack (Grüne) ging die Streiterei allerdings doch "ziemlich nach" und auch Broß bedauerte, dass die Diskussion derart an Schärfe zugelegt habe. Für Jens Jäger ist das Thema halb so wild: "Ich finde auch die Blumen immer ganz nett."