Der Aufzugtesturm auf dem Berner Feld. Foto: Schickle

Waghalsige Kletteraktion: Am Fuß des Test-Turms sind Aufnahmen der "Grave Yard Kidz" Thema. Tenor: "Die spielen mit dem Leben."

Rottweil - Wer am Fuße des Aufzugtestturms steht und nach oben schaut, muss aufpassen: Schon bei diesem Anblick kann einem schwindlig werden. Das zeigt, wie groß die Gefahr war, in die sich die Kran-Kletterer begaben. Was meinen die Baustellenbesucher dazu?

Am Fuße des Turms ist das Video der "Grave Yard Kidz" ein großes Thema: Viele derer, die am Donnerstag gekommen sind, um sich den Aufzugtestturm von unten anzuschauen, haben die Aufnahmen von oben, die bei einer illegalen Kletteraktion entstanden waren, im Internet bereits angeschaut. Zwei Jugendliche waren verbotenerweise auf den 256 Meter hohen Baukran geklettert und hatten sich auf dem Ausleger gefilmt (wir berichteten).

Die Aktion kommt bei einer Studentengruppe aus Friedrichshafen, die gerade eine Baustellenführung hinter sich haben, gut an. Die meisten der zehn Studenten, die als Grüppchen zusammen auf der Besucherplattform stehen, finden sie "cool". Nils H. hat den Respekt vor den beiden Jugendlichen. Allerdings sei ihre Aktion auch grob fahrlässig. Nur einer in der Gruppe findet sie "unverantwortlich, schon allein aus rechtlicher Sicht".

Stadtführerin Margot Groß, die den jungen Leute die Baustelle erklärt hat, kann nicht nachvollziehen, wie jemand sein Leben so aufs Spiel setzen kann wie die "Grave Yard Kidz". Ihr sei am Morgen fast schlecht geworden, als sie deren Fotos gesehen habe. Und es gibt noch einen Grund, warum sie die Kletteraktion bedauert: Die Mitarbeiter auf der Baustelle würden sich so viel Mühe geben, damit alles gut abläuft und nichts passiert. Und dann so etwas. "Ich verstehe es nicht."

Einem 72-jährigen Sulgener, der vom "Feldherrenhügel" auf den Turm blickt, geht es anders: Er kann nachvollziehen, dass jemand in schwindelerregender Höhe auf einem Kran herumklettert. "Was ist dabei?", fragt er. Als Heizungsbauer war er früher selbst auf dem Bau tätig. Er erinnert sich noch an eine Baustelle in der Schramberger Talstadt, 1975. Damals habe sich ein Seil am Kran verheddert. "Da haben zwei drauf müssen", auf den Kranausleger – der Kranführer und er als Freiwilliger. Das sei natürlich nicht so weit oben gewesen, aber auch hoch.

Hans Haller aus Aldingen, den es mit seinem Fahrrad immer wieder zum Testturm zieht, steht daneben und hat absolut kein Verständnis für die Kranbezwinger. "Die spielen mit dem Leben", sagt er. Zudem hätten sie nicht nur sich, sondern auch andere in Gefahr gebracht. Was, wenn tatsächlich einer der Adrenalinjunkies abstürzt? Die Rettungskräfte am Einsatzort würden die Bilder vom Unglücksort wohl nie mehr los, vermutet der 66-Jährige. Sein Leben aus Sensationslust riskieren? "Das sind einfach junge Spinner", meint er.

Gegen die Aussicht auf die Turmbaustelle von oben hätte auch Uwe Nester nichts einzuwenden: Der Villingendorfer kommt jeden zweiten oder dritten Tag aufs Berner Feld und macht Fotos vom Testturm. Bisher nur von unten, bisher seien es 30.000, schätzt er. "Ich würd’s auch gern von oben sehen, aber nicht vom Kran aus." Das Video der beiden Jugendlichen hat sich Uwe Nester angeschaut. Und er fragt sich: "Wenn etwas passiert wäre, was wäre dann?"

Er jedenfalls hofft, dass die Baustelle jetzt in der Folge nicht abgeschirmt wird. Damit auch er weiterhin gute Aufnahmen machen kann. Von unten.

Hier ist das waghalsige Video:

Instagram-Bilder von der Kletteraktion:

Umfrage: Stimmen zur waghalsigen Kletteraktion

Was sagen Schüler zur waghalsigen Kletteraktion zweier Jugendlicher auf den Kran am Aufzugtestturm? Unsere Praktikantin Violetta Mir hat sich umgehört.

Ines Breithaupt (18), Chiara Bob (17), Nicole Fischer (17):

"Es war blöd, aber wenn alle sich darüber aufregen, bekommen sie gerade die Aufmerksamkeit, die sie wollen", meinen Ines und Chiara. "Die Bilder waren krass. Es ist schon cool, dieser Ausblick, aber selber machen würde ich es nie", findet Nicole.

Fabio Fröhlich (18):

"Dumm, es ist einfach nur dumm. Die setzen ihr Leben für so was Unnötiges aufs Spiel. Ich kann es einfach nicht verstehen, warum man das macht", sagt der 18-jährige Schüler.

Sebastian Grassenbach (18) und David Heger (17):

"Wenn’s denen Spaß macht, ihr Leben dabei zu riskieren, sollen sie es machen. Ich kann’s aber nicht nachvollziehen", findet David. "Ja, dumm aber bestimmt interessant, der Ausblick von da oben", meint Sebastian.