Hier auf dem Berner Feld ist am Donnerstag der Spatenstich für den Test-Turm geplant. Foto: Nädele

Arbeitskreis Klimaschutz vermisst bei Plänen Energieideen. "Enttäuscht von der devoten Haltung der Stadt."

Rottweil - "Die Stadt Rottweil ist wie der Arbeitskreis Klimaschutz sehr daran interessiert, dieses im Wortsinn herausragende Bauvorhaben auch zu einem Leuchtturmprojekt für die Nutzung erneuerbarer Energien zu machen." Das hatte Oberbürgermeister Ralf Broß im August des vergangenen Jahres an den Arbeitskreis der Lokalen Agenda 21 geschrieben. Mehr als ein Jahr später muss Johannes Haug nach dem Blick in den Bebauungsplan, der heute Abend in der Sitzung des Gemeinderats verabschiedet werden soll, beklagen: "Worte und Taten liegen zu weit auseinander".

Von der Idee, der Test- und Entwicklungsturm für Hochgeschwindigkeitsaufzüge von ThyssenKrupp Elevator könnte eine Photovoltaikanlage erhalten, hat sich der Arbeitskreis mittlerweile verabschiedet. "Der Zug ist abgefahren", räumt Haug wegen der Konstruktion mit der Membranfassade aus Glasfasergewebe ein. "Ein Windrad wäre aber grundsätzlich denkbar", verweist er als Beispiel auf das World Trade Center in Bahrain, an dem bei 240 Metern Höhe gleich drei Windräder Platz finden.

Ein kleines, mit maximal 20 Metern Rotordurchmesser, stünde dem Rottweiler Tower of Light ganz gut zu Gesicht, finden Mitglieder des Arbeitskreises Klimaschutz – zwar sicher nicht als Renditeobjekt, aber als sichtbares Zeichen. Und die in Deutschland bislang einmalige Nabenhöhe, rechnet Haug vor, ließe sogar Windgeschwindigkeiten von 6,5 Metern pro Sekunde erwarten.

Doch weder in den Plänen von ThyssenKrupp Elevator, noch im Bebauungsplan kann der Arbeitskreis der Lokalen Agenda 21 erkennen, dass den wohlklingenden Worten aus dem vergangenen Jahr nun auch Taten folgen sollen. Haug, der sich als Turmkritiker, nicht als Turmgegner versteht, zeigt sich deshalb "enttäuscht von der devoten Haltung der Stadt". Seine Nachfrage bei Oberbürgermeister Broß sei bislang unbeantwortet geblieben.

In der Sitzung des Gemeinderats, die heute um 18 Uhr im Neuen Rathaus beginnt, steht der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan "Industriegebiet Berner Feld – 2. Änderung – Testturm" auf der Tagesordnung. Es ist die letzte Entscheidung vor dem Baubeginn, der am Donnerstagnachmittag mit einem Spatenstich gefeiert werden soll.

Die Stadträte treffen sich heute um 17.30 Uhr, um zunächst nicht öffentlich andere Themen zu beraten. Gegen 18 Uhr dürfte der öffentliche Teil beginnen – mit der Bürgerfragestunde.