Als äußerst schwierig und schmerzhaft gestaltet sich der Betrieb der kommunalen Kliniken in Schramberg und Rottweil. Foto: Archiv

Den kommunalen Kliniken droht ein Defizit in Millionenhöhe - höher als im vergangenen Jahr.

Kreis Rottweil - Den kommunalen Kliniken im Landkreis droht ein weiteres Defizit in Millionenhöhe. Es soll sogar noch höher ausfallen als im vergangenen Jahr. Von über fünf Millionen Euro ist die Rede.

Paukenschlag am Montag im Kreistag: Der Geschäftsführer der Gesundheitszentren im Landkreis Hans-Martin Kipp spricht von einem voraussichtlichen Minus in diesem Jahr von "fünf Millionen Euro plus X". Damit rutschen die Krankenhäuser vor der geplanten Privatisierung im kommenden Jahr immer tiefer in die roten Zahlen. Im vergangenen Jahr kostete der Betrieb der beiden Krankenhäuser in Rottweil und Schramberg den Kreistag 4,392 Millionen Euro (wir berichteten mehrfach). Und selbst dies bedeutete eine Zunahme der Abschreibungen gegenüber dem Jahr 2008 um 1,1 Millionen Euro.

Selbst CDU-Kreisrat Stefan Teufel, der angesichts von 15.000 behandelten Patienten im Jahr 2009 von "Wertschätzung und Vertrauensbeweis gegenüber den Häusern Rottweil und Schramberg" spricht, kommt nicht umhin, die Mängel in der gestrigen Kreistagssitzung zu benennen: "strukturelle Schwächen und Doppelstrukturen".

Hohe Ausgaben für Honorarärzte

Die Hauptprobleme sieht Kipp, Kliniken-Geschäftsführer, nach wie vor unter anderem in den verhältnismäßig hohen Ausgaben für Honorarärzte. So habe es im vergangenen Jahr am Haus Schramberg Probleme gegeben, freie Arztstellen wieder zu besetzen. Dieses Manko konnte auch in diesem Jahr nicht ausgeräumt werden. Auch im Bereich der Pflege setze sich die Tendenz fort, dass frei gewordene Stellen für Fachpersonal nicht zeitnah besetzt werden könnten, so Kipp.

Auf der einen Seite sind es steigende Personalkosten, auf der anderen zurückgehende Fallzahlen, die die Bilanz vermiesen. Hinzu kommt, dass der Landkreis mit seinen Gesundheitszentren immer wieder im Schein der Öffentlichkeit steht. "Wir kommen aus den Schlagzeilen einfach nicht heraus", klagt Kipp.

Eine positive Nachricht wenigstens will Landrat Wolf-Rüdiger Michel noch los werden. Er weist darauf hin, dass die Matrix, ein Bewertungskatalog für den Verkauf der beiden Kliniken, in geheimer Sitzung vom Kreistag in der vergangenen Woche einstimmig verabschiedet worden sei. Das bedeute, so Michel, dass das Papier von den Kreisräten sowohl aus dem Bereich Rottweil als auch Schramberg voll mitgetragen werde. Einigkeit soll das signalisieren.

Dabei geht ein anderes Signal von SRH aus, einem privaten Klinikbetreiber, der das Haus in Oberndorf unter seine Fittiche nimmt und als Bieter auch um die Häuser in Schramberg und Rottweil im Rennen war. Bis gestern. SRH ist ausgestiegen, die Fronten sind damit geklärt.

Der Heidelberger Gesundheits- und Bildungskonzern SRH, der das städtische Krankenhaus in Oberndorf übernehmen wird, zieht sich aus der Bieterrunde um die Kreiskrankenhäuser Rottweil und Schramberg zurück. "Wir wollen jetzt unsere Kraft vollkommen auf Oberndorf konzentrieren. Ein weiteres Engagement im anstehenden Bieterverfahren um die Gesundheitszentren würde zu viel Zeit kosten", erklärte gestern der SRH-Vorstandsvorsitzende Klaus Hekking unserer Zeitung gegenüber.