Der Fall des Jugendlichen, der wegen Totschlags verurteilt wurde, schlägt weiter Wellen. Foto: Didi01/pixelio

Artikel über Mitschuld an Totschlag von Vöhringen ruft viele Reaktionen hervor. Ehemaliger Mitarbeiter spricht von Desinteresse.

Kreis Rottweil - Viele Reaktionen hat unser Artikel über die Vorwürfe der Psychotherapeutin Annette Skrypski gegen das Rottweiler Jugendamt hervorgerufen. Ein 15-Jähriger aus Vöhringen wurde im Juli vom Landgericht Rottweil wegen Totschlags zu sechs Jahren Haft verurteilt. Die Therapeutin kennt den Fall durch die persönliche Beziehung zur Mutter des Jugendlichen, und sie spricht von einer Mitschuld des Jugendamts Rottweil.

Gemeldet haben sich seit der Veröffentlichung nicht nur einige Familien, die sich nach eigenen leidlichen Erfahrungen mit dem Jugendamt gefreut haben, dass auf die Missstände aufmerksam gemacht wird, sondern auch ehemalige Mitarbeiter. Fast alle wollen aber anonym bleiben. Sie bestätigen den Vorwurf, dass sich das Jugendamt Rottweil in der Rolle gefalle, in der Region die geringsten Ausgaben für stationäre Jugendhilfemaßnahmen zu haben.

Michael Conrad, ein ehemaliger Jugendamtsmitarbeiter eines benachbarten Landkreises, meldet sich hingegen namentlich mit einem Kommentar unter unserem Artikel im Internet. Er ist sich sicher, dass viele von "Desinteresse, Ignoranz und Willkür des Jugendamts Rottweil betroffene Mütter und Väter aufatmen". Und er berichtet aus seiner mittlerweile 15 Jahre zurückliegenden beruflichen Praxis, dass das Jugendamt Rottweil "sich schon damals damit hervortat, von den drei aneinandergrenzenden Landkreisen die geringsten Ausgaben für stationäre Jugendhilfemaßnahmen zu haben". Die dortige, über Jahre hin auffällig hohe Personalfluktuation habe im Übrigen ihre eigene Sprache gesprochen.

Leidliche Erfahrungen mit diesem Amt habe er machen müssen, da sich für "den in BGB Paragraf 1666 klar definierten Begriff der Kindeswohlgefährdung" und die dem Amt zur Verfügung stehenden Instrumente, sich dort auch schon damals niemanden interessiert habe. Conrad behauptet gar, von Vorgängen aus der Vergangenheit zu wissen, die, würden sie bekannt werden, noch heute strafrechtliche Konsequenzen für mehrere Mitarbeiter des Amts mit sich bringen würden.

Für den Kommentarschreiber ist klar, dass sich die "offenbar auch noch heute katastrophale Arbeitsauffassung wohl erst" ändern werde, wenn einmal ein Amtsleiter eingestellt werde, "der nicht dem hauseigenen Filz entstammt".

Wie berichtet, hat Amtsleiter Bernd Hamann die Vorwürfe zurückgewiesen: "Wir haben intensiv an dem Fall gearbeitet." Er hofft nun, dass das Amt von den Eltern und dem verurteilten Jugendlichen von der Schweigepflicht entbunden wird. Dann könne man zu den erhobenen Vorwürfen ausführlich Stellung beziehen.