Um hochbegabte Schüler geht es demnächst in einer Gesprächsrunde bei der IHK. Foto: Leonhardt

Nur 13 statt 16 Fünftklässler: Zum dritten Mal gehen Superkluge am Leibnitz-Gymnasium leer aus.

Rottweil - Es ist das dritte Jahr hintereinander, dass am Leibniz-Gymnasium (LG) keine neue Förderklasse für hochbegabte Schüler eingerichtet werden kann. Der Grund: Nur 13 Fünftklässler haben sich angemeldet. 16 wären notwendig gewesen. Damit verliert das LG – und somit der Schulstandort Rottweil – schleichend ein Alleinstellungsmerkmal.

Im ganzen Land gibt es nur 15 Gymnasien mit Hochbegabtenklassen. Rottweil ist das einzige in einem weiteren Umkreis. Die nächst gelegenen Schulen befinden sich in Lahr, Lörrach, Konstanz und Tübingen. Wobei bis auf Tübingen alle mit demselben Problem zu kämpfen haben: zu wenig Schüler, daher keine neuen Förderklassen ab Klasse 5. In Südbaden gibt es daher keine neue Klasse für Hochbegabte.

Das hat seinen Grund. Schulleiter Wolfgang Mack: "Der Grund ist in allen Fällen ähnlich. In ländlichen Räumen ist das Gebiet, welches mit dem ÖPNV erreicht werden kann, zu klein." Beförderungsmöglichkeiten der Schüler über Kreisgrenzen hinaus würden von den Fahrzeiten her unzumutbar, die Kostenübernahme sei über Kreisgrenzen hinweg nicht organisiert. "Dahinter steckt eine Kirchturmpolitik der Landkreise oder mehr", so Mack.

Beispiel Rottweil: Das Einzugsgebiet habe etwas mehr als 400 Übergänger nach Klasse 4 auf alle weiterführenden Schulen (Gymnasium, Realschule, Werkrealschule und Gemeinschaftsschule). Zwei bis drei Prozent der Schüler seien hochbegabt, das mache acht bis zwölf Schüler pro Jahr – "zu wenig", so Mack. In diesem Jahr habe man die vom Kultusministerium geforderte Zahl von 16 positiv getesteten Schülern am Leibniz-Gymnasium angemeldet. Drei davon seien indes abgesprungen wegen zu langer Anfahrtswege zur Schule.

Der Schulleiter des LG schlägt vor, dass für wenige weit entfernt wohnende Schüler in Klasse 5 und 6 – da sind manche Hochbegabte erst acht bis neun Jahre alt – ein Fahrdienst zugänglich gemacht werden sollte, wie es ihn für viele Kinder gibt, die Sonderschulen besuchen (Malteser, Rotes Kreuz).

Laut Mack müssten Organisation und Kostenübernahme landkreisübergreifend in einer Region, die als Einzugsgebiet eines Hochbegabtenzuges definiert wird, abgesprochen werden. Dazu sei die Änderung der Kreissatzungen zur Schülerbeförderung zu ergänzen, eine Aufgabe, die von einer Schule nicht umgesetzt werden könne. Das sei Sache der Kreistage. Tatenlos bleiben die Verantwortlichen indes nicht. Demnach werden die betroffenen Schulleiter diese Problematik bei einem runden Tisch vortragen, der voraussichtlich am Freitag, 21. November, bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg stattfindet. Eingeladen sind die Spitzen der Verwaltungen in der Wirtschaftsregion Schwarzwald-Baar-Heuberg und des Zollern-Alb-Kreises.

Das nächst gelegene Gymnasium von Rottweil aus ist Tübingen. Dort hat es dieses Jahr geklappt. 19 Schüler bilden eine Förderklasse in Klasse 5. Im vergangenen Jahr hat es indes auch in Tübingen nicht gereicht. Da wurden die hochbegabten Schüler zusammen mit "Freiwilligen" zusammengeschlossen. Diese "Leistungsklasse", so Schulleiter Andrejs Petrowski, befasse sich mit dem Stoff einer Hochbegabtenklasse.

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