Fred Frech zeigt auf das jüngste Sorgenkind: die B 14, hier nahe des Abzweigs nach Aixheim. Foto: Parage Foto: Schwarzwälder-Bote

Problemfelder: Hangrutschungen und Felsabgänge stellen den Landkreis vor ganz besondere Herausforderungen

Die Bundesstraße 14 zwischen Rottweil-Neufra und Aldingen-Aixheim wird kurzzeitig zur Baustelle. Zumindest vorerst. Bohrungen sollen erklären, woher die Risse auf der Fahrbahn resultieren. Dann wird sich zeigen, wie dem Problem beizukommen ist.

Kreis Rottweil. Markierungen in Neonfarben sind der erste Hinweis: Zwischen Mittwoch und Freitag, 26. und 28. April, finden auf der B 14 zwischen Neufra und der Abzweigung nach Aixheim an drei Stellen Bohrungen statt. An Stellen, an denen selbst der Nichtfachmann Verdrückungen und Risse erkennen kann. Woher sie stammen? Das ist auch für Fred Frech, Projektleiter im Straßenbauamt des Landkreises Rottweil, die große Frage. Der Kreis betreut die Arbeiten für das zuständige Regierungspräsidium Freiburg – denn Bundesstraßen sind eigentlich Sache des Bundes.

Einer der Bohrpunkte liegt auf Höhe von Neufra. Ausgerechnet dort, wo erst vor einem Jahr die Fahrbahn geflickt worden war. Offenbar setzt sich der Boden, womöglich weil im Untergrund Gipskeuper liegt. Kommt er mit Wasser in Verbindung, kann der Boden je nach Zusammensetzung entweder aufquellen oder sich absenken. Oder gibt es am Ende statische Probleme auf der Strecke wegen des Schwerverkehrs, der von Tuttlingen und vom Heuberg in Richtung Autobahn rollt?

Darüber sollen die Bohrungen Aufschluss geben. Während der Untersuchungen Ende April gibt es auf der Bundesstraße eine Ampelregelung. Ab 2. Mai wird zudem auf angrenzenden Wiesen gebohrt, auch dort sind Absenkungen zu sehen. Je nach Methode führen die Bohrungen bis zu acht Meter in die Tiefe.

Anhand der Bohrkerne wird sich dann entscheiden, welche Reparaturmöglichkeiten es gibt. Frech rechnet damit, dass der Straßenbau in der zweiten Jahreshälfte beginnt. "Dann natürlich unter Vollsperrung." Anders gehe es nicht. Die Umleitungsstrecke wird über Wellendingen und Frittlingen verlaufen. Für die Autofahrer ist das eine Belastung, das weiß auch der Mitarbeiter des Straßenbauamts. Allerdings erklärt Fred Frech: "Wir machen es nicht aus Schikane. Wir machen es zur Verbesserung."

Investitionen ins Straßennetz stehen auf der Prioritätenliste eines Landkreises mit ganz oben. Zu den erheblichen "gewöhnlichen" Aufwendungen im Sinne eines Substanzerhalts kommen zunehmend Notfallmeldungen: Rutschende Hänge und Felsabbrüche drohen immer mehr zu einer markanten Kostengröße zu werden. Im Straßenhaushalt des Landkreises liegen die vermögenswirksamen Ansätze für Baumaßnahmen heuer bei 6,9 Millionen Euro und damit in Rekordhöhe. Nachdem die Kreisstraße 5563 Mariazell – Hardt mit begleitendem Radweg vergangenes Jahr ihrer Bestimmung übergeben werden konnte, soll nun bald das nächste Großprojekt angegangen werden. Für den ersten Bauabschnitt der K 5508 Hopfau – Neckarhausen (Hopfau – Glatt) steht das Straßenbauamt in den Startlöchern.

Landrat spricht von zusätzlichem Aufwand von acht bis zehn Millionen Euro

"Neue Stabilitätsprobleme an Kreisstraßen" ist ein Stichwort auf der Agenda-Liste des Landkreises, das nicht nur Kämmerer Gerald Kramer zusammenzucken lässt. Landrat Wolf-Rüdiger Michel spricht von "grobgeschätzt acht bis zehn Millionen Euro", die in den kommenden Jahren für den Erhalt der Nutzbarkeit von Straßen wie zwischen Epfendorf-Trichtingen im Raum stünden. Auch die bereits für 4,9 Millionen Euro (Eigenanteil Landkreis 2,016 Mio.) befestigte Bergstraße von Wilflingen zum Lemberg hinauf gibt noch keine Ruhe. Deshalb wird für die Beruhigung einer weiteren Schwachstelle geplant, Straßenbauamtsleiter Martin Osieja spricht derzeit von weiteren Kosten von etwa einer halben Million Euro. Schon länger wird von der Straßenbauverwaltung auch der Böschungsstabilisierung Gößlingen-Zimmern u.d.B. ein Augenmerk gewidmet. Dass sich auch hier die Kosten von Untersuchungen und Planungen im sechsstelligen Bereich bewegen, lässt erahnen, wie teuer auch hier eine Stabilitätsverbesserung werden kann. Neu im Fokus steht eine Rutschung im Bereich Vaihingerhof – Zimmern u.d.B. Als Ursache wird eine defekte Abwasserleitung vermutet. Deswegen sei auch die Frage einer Schadensersatzforderung zu stellen, betonte Landrat Wolf-Rüdiger Michel im Umwelt- und Technikausschuss des Kreistags zu dieser Fall-Situation, bei der aber noch kein akuter Handlungsbedarf reklamiert wird. Kreisdezernent Gerald Kramer weist darüber hinaus auf gefährliche Felsabgänge im westlichen Kreisgebiet mit Tennenbronn – Bernecktal als der markantesten "Problemzone". Aber auch Lauterbach – Forenbühl oder Bochingen - Brittheim bringen den Landkreis wegen seiner Verkehrssicherungspflicht in Zugzwang. Längst getüftelt mit einem sechsstelligen Planungsaufwand wird für die Hangsicherung an der K 5563 Epfendorf-Bösingen, wo insbesondere der Neubau einer Krainer-Stützwand im Mittelpunkt steht.

Dass für Kostenerstattungen bei Aufwendungen für Landes- und Bundesstraßen ein Kreiskämmerer großen Kampfgeist entwickeln muss, ist ein weiterer Mosaikstein im landauf, landab zu beobachtenden Straßenbaudilemma. Da laufe man sonst leicht Gefahr, beim Regierungspräsidium mit der Antwort, "die Schatulle ist leer", abgespeist zu werden, konstatiert Kramer.

Auch die florierende Baukonjunktur macht dem Straßenbau des Landkreises das Leben nicht gerade leichter, geschweige denn kostengünstiger. Für die Instandsetzung der Starzelbrücke am Ortsausgang von Wellendingen in Richtung Wilflingen, an der sich der "Zahn der Zeit" bemerkbar macht, wurden im Rahmen einer Ausschreibung acht Firmen angeschrieben. Ein Angebot flatterte nicht ins Haus. So wird die Maßnahme mit Verzögerung in die Wege geleitet werden.