Die Schulleiter Stefan Steinert (Erich-Hauser-Schule) und Axel Rombach (Nell-Breuning-Schule) haben das Modell (rechts neben den Bäumen in weiß der geplante Anbau, in dem neben Kiosk und Cafeteria vor allem ein großer, abteilbarer Mehrzweckraum für verschiedenste Gelegenheiten untergebracht wäre) im Blick, auf dessen Realisierung sie sehr hoffen. Foto: Scheidel

12,7 Millionen-Euro-Plan für Campus Rottweil: Architekten können weiter planen, doch bei Modernisierung scheiden sich die Geister.

Kreis Rottweil - Mit 12,7 Millionen Euro könnte der Landkreis das Berufsschulzentrum in Rottweil zu einer Einrichtung ertüchtigen, die seinesgleichen sucht. Ist dies angesichts der sonstigen Aufgabenfülle – nicht nur schnelles Internet und Straßenbau lassen grüßen – aber überhaupt leistbar?

Zu dieser Frage gibt es in den Kreistagsreihen viel Pro und Kontra. Dem Beobachter drängt sich dabei auch der Eindruck auf, dass für die Mandatsträger bei ihren Standpunkten Standortaspekte eine wesentliche Rolle spielen. Will heißen: Abseits des Schulzentrums Rottweil – in Oberndorf, Schramberg und Sulz –kommt Angst auf, dass durch eine erhebliche Attraktivitätssteigerung des Campuses Rottweil mit seinen 3000 Schülern im Berufsschulbereich in einer Zeit abnehmender Schülerzahlen anderen Berufsschulstandorten zusehends das Wasser abgegraben wird.

Solche Ansichten werden nur durch die Blume zum Ausdruck gebracht, auch wird jeder Kreisrat betonen, dass die möglichst attraktive Ausgestaltung des Berufsschulwesens – die Schramberger Berufsschule wird für 3,5 Millionen Euro erneuert – für den Kreis Rottweil mit oberste Priorität hat. Landrat Wolf-Rüdiger Michel garniert diese Marschrichtung auch gerne markig mit Hinweisen wie, "der einzige Rohstoff, den der Kreis Rottweil in Fülle hat, sind junge Köpfe".

Das leuchtet durchaus auch anderen am Ratstisch ein. Andererseits wird kritisch hinterfragt, wieso der politische Wind sich plötzlich weg von anderen bisherigen Premium-Themen entwickelt hat. Der Kreisrat und Schiltacher Bürgermeister Thomas Haas spricht am deutlichsten die Befindlichkeiten aus, die vor allem die Fraktion der Freien Wähler mit ihren zahlreichen Bürgermeistern aus dem ganzen Kreisgebiet umtreibt. Haas verweist insbesondere auf die im vergangenen Jahr im Gremium intensiv diskutierte Frage "Erhalt des Landratsamt-Hochhauses Ja oder Nein?" Da sei vom Landrat nicht zuletzt mit dem Argument eines dringenden Sanierungsbedarfs Druck für einen baldigen Plan zur Neuordnung des Rottweiler Landratsamtstandortes gemacht worden.

Gibt es plötzlich keine Gefahr mehr, dass vom Hochhaus die Platten wegfliegen, frägt Haas rhetorisch und dabei auch mit dem Tenor, wieviel der Aufschub eines Entscheids für- oder gegen einen Hochhauserhalt kostet, wenn in und an dem maroden Gebäude laufend Notfall-Reparaturen geleistet werden müssen. FWV-Räte wie Thomas Engeser, Markus Huber oder Hermann Acker weisen zudem auf die hohe Kosten-Hausnummer, die man in den kommenden Jahren für den möglichst flächendeckenden Breitband-Ausbau im Kreis Rottweil reservieren will. Auch beim Straßenbau sieht man viel Bedarf.

Beim Bekenntnis, "Berufsschulen haben hohe Priorität", verhehlt SPD-Fraktionssprecher Berthold Kammerer ebenfalls nicht, dass die Kostenfrage wegen des Blicks auf andere wichtige Aufgaben doch sehr beschäftigt. Man will vor einem Bauentscheid im Herbst nochmals Luft holen, um klarer zu sehen, in welche Größenordnung es kostenmäßig letztlich gehen kann.

Wieso steht die Hochhaus-Frage plötzlich im Abseits?

Im Gegensatz zu obigen Standpunkten bricht der Rottweiler CDU-Kreisrat Georg Schumacher "im Namen der gesamten Fraktion" eine Lanze für den Plan des Architekten Jul Vielmo und eines das Campusgelände betreffenden Landschaftsgestalters "ohne Wenn und Aber". Die akribische und ausgefeilte Planung verspreche eine Lösung aus einem Guss mit einem Erweiterungsbau und einer konzeptionell und funktionell überzeugenden Verzahnung von Alt und Neu. Diese Attraktivitätssteigerung bringe für das gesamte Berufsschulwesen im Kreisgebiet wichtige Impulse.

Obige Diskussion entzündete sich eigentlich "nur" am Beschlussvorschlag der Kreisverwaltung, für Honorare für Planungsleistungen der Architekten und Fachingenieure weitere 350.000 Euro im Kreishaushalt lockerzumachen, um im Herbst auf fundierter Planungsgrundlage einen Baubeschluss fassen zu können.

Eine große Mehrheit stimmte nach ausführlicher Diskussion für das Ansinnen. Bernhard Tjaden (FWV) stellte aber fest, dass bei den damit gegebenen Planungskosten von insgesamt 850.000 Euro ein klarer Zugzwang für eine Bauausführung am ganz oberen Level bestehe. Gerhard Aden (FDP) und Bernd Richter (ÖDP) lassen ohnehin keinen Zweifel daran, dass sie im Herbst mit der CDU vorbehaltslos für den in ihren Augen überzeugenden Vielmo-Plan und die ergänzende Campusgestaltung und damit für eine "absolut passgerechte Lösung stimmen werden.