Beunruhigt wegen der Standortdiskussion um einen Gefängnisneubau sind die Bewohner des Weilers Hochwald. In einer Interessensgemeinschaft wenden sie sich gegen einen Bau auf der grünen Wiese. Foto: Nädele

Angst vor Großgefängnis in direkter Nachbarschaft. Interessensgemeinschaft schreibt an Ministerpräsidenten.

Rottweil - Es ist vor allem die idyllische Ruhe, die die Bewohner des Weilers Hochwald so schätzen. Doch im Moment treibt sie die Sorge um, in ihrer direkten Nachbarschaft könnte ein Gefängnis auf die grüne Wiese gebaut werden.

53 Einwohner, 21 Häuser, zwei Gaststätten, eine Straße – das ist Hochwald. Wer nicht wegen des Reitvereins hier her kommt, steuert vermutlich die weithin bekannte Vesperstube an oder schätzt die Gegend für einen Wochenendausflug zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Ein Gefängnisneubau für 500 Insassen hier, auf einem Grundstück, das einer der Landwirte vom Hochwald dem Land angeboten hat, das passt in der Vorstellung der meisten Anwohner nicht so recht zusammen. "Eine solche JVA würde in durchgreifender Art und Weise die guten Strukturen verändern", sagt Peter Schuster. Er und Claudia Hauer sind die Sprecher einer Interessensgemeinschaft Hochwald, die sich wegen der neu aufkeimenden Standortdiskussion zusammengefunden hat. Das Schild "Keine JVA auf der grünen Wiese" (wir berichteten) ist eine der Aktionen, die daraus hervorgegangen sind. Ein Schreiben an Ministerpräsident Winfried Kretschmann gibt es außerdem.

"Einer der vier Standorte auf Rottweiler Gemarkung zu sein, die für den Gefängnisbau im Gespräch sind", schildert Schuster, "hat dazu geführt, dass sich auf Hochwald eine nennenswerte Anzahl von Bürgern zu dieser Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen haben." Zu zwei Bürgerversammlungen haben sie sich seit Juli getroffen, als das Thema JVA zum letzten Mal im Gemeinderat auf der Tagesordnung stand. "An die 40 Bewohner unterstützen unsere Anliegen aktiv", berichten Schuster und Hauer, dass die Standortdebatte auf Hochwald dazu geführt habe, dass man näher zusammenrückt.

Dass es nun seit einiger Zeit wieder ruhig um das Thema geworden ist und keine Neuigkeiten an die Öffentlichkeit dringen, befeuert die Sorge, die Regierung könnte schnell einen Knopf an die Sache machen wollen – und dafür auf den Standort zurückgreifen, wo der geringste Widerstand zu erwarten ist: auf den kleinen Weiler Hochwald.

In der zweiten Bürgerversammlung hat sich der Arbeitskreis deshalb das Einverständnis geholt, den Ministerpräsidenten zum Dialog einzuladen und eine Unterschriftenaktion zu starten.

Derweil wird im Amt Vermögen und Bau Konstanz im Auftrag der Landesregierung die Bewertungsmatrix der potenziellen Standorte aktualisiert – mit den Ergebnissen der Bohrungen und Untersuchungen in den zurückliegenden Monaten. Das Ergebnis werde dann, so der Leiter des Amts, Thomas Steier, nach Stuttgart weitergereicht. Die Pressestelle des Finanzministeriums bestätigt das. Als nächster Schritt stehe dann gemeinsam mit allen Beteiligten die Auswertung der Ergebnisse an. Die Standortentscheidung müsse dann die "große Politik" treffen. Das könne noch in diesem Jahr geschehen, "denn man will ja eine Entscheidung. Es soll ja Bewegung reinkommen".

Auf Hochwald zeigen die Bürger deshalb weiter Flagge gegen einen Bau auf der grünen Wiese. "Es muss doch zuerst an Konversionsflächen und Industriebrachen gedacht werden", meint Schuster. Insgeheim dürften sie hoffen, dass sich der Wunsch der Hochwald-Anwohner aus der Gemeinderatssitzung vom 23. Juli nach einem Dialog mit den Stadträten und der Verwaltungsspitze von alleine erübrigt. Dann nämlich, wenn Hochwald aus dem Rennen ist.