Konrad Flegr (rechts), Kreisjugendreferent im Kreis Rottweil, sowie Herbert Stemmler, Leiter Kinder- und Jugendreferat der Stadt Rottweil (KiJu) kümmern sich um die kommunale Jugendarbeit im Kreis Rottweil. Foto: Maier

Kommunale Jugendarbeit im Kreis Rottweil bietet viele Möglichkeiten. Wahrnehmung ist aber gering. Mit Kommentar.

 Wahnsinnig viele Angebote, die in der Öffentlichkeit aber nicht die gleiche Aufmerksamkeit erfahren: Mit diesem Problem kämpft die kommunale Jugendarbeit im Kreis Rottweil. Dabei unternehmen ihre Vertreter einiges, um die Jugendlichen mit attraktiven Angeboten zu begeistern.

Wenn Konrad Flegr, Kreisjugendreferent im Kreis Rottweil, sowie Herbert Stemmler, Leiter Kinder- und Jugendreferat der Stadt Rottweil (KiJu), von ihrer Arbeit und den Angeboten ihrer Einrichtungen erzählen, brauchen sie lange. So viele Bereiche der Jugendarbeit und Möglichkeiten für junge Menschen gibt es in der Region. Zudem sind sie die zentrale Anlaufstelle für Jugendarbeit im Kreis Rottweil und bei der Stadt Rottweil.

"Jugendarbeit ist eine Pflichtaufgabe von Kommunen", sagt Flegr. Er nennt vier Bereiche, die per Gesetz vorgegeben sind. "Erstens gibt es allgemein die Jugendarbeit, die jungen Menschen einen Freiraum garantieren soll", erklärt er. Als zweites erwähnt Flegr die verbandliche Jugendarbeit. Hier nennt er den rein ehrenamtlich organisierten Kreisjugendring. "Der Landkreis stattet ihn mit Geldmitteln aus." Als dritten Bereich spricht er über die Jugendsozialarbeit. Hier geht es um besondere Bedarfe wie die Schulsozialarbeit. "Viertens versucht der Jugendschutz über Aktionen wie ›Jugendschutz Na klar‹ präventiv zu arbeiten", sagt Flegr.

Der Landkreis Rottweil fördere die Jugendarbeit jährlich mit rund 250.000 Euro. "Enthalten darin sind die Personalkostenzuschüsse für hauptamtliche Fachkräfte, die Förderung des Kreisjugendrings und die Zuschüsse für Maßnahmen der Jugendarbeit von freien Trägern", erklärt Flegr.

Er sieht sich als Servicestelle für die anderen Einrichtungen im Kreis. "Ich habe nur selten direkten Kontakt zu den Jugendlichen", bedauert er.

Näher dran an den jungen Menschen ist dagegen Stemmler. "Bei einigen Veranstaltungen des KiJu arbeite ich direkt mit den Jugendlichen zusammen", sagt er. Aber natürlich sitze auch er viel im Büro, um sich mit seinen Mitarbeitern abzustimmen. Ein klassicher Bereich des KiJu seien die betreuten Jugendtreffs im Mehrgenerationenhaus Kapuziner sowie auf dem Hegneberg. Zudem gebe es selbstverwaltete Jugendclubs. "Dazu zählen der Bauwagen Bühlingen sowie die Jugendclubs in Lackendorf und Feckenhausen. Derjenige in Zepfenhan wird bald eröffnet", erklärt der Leiter des KiJu. Räumlich ist man laut Stemmler in diesem Bereich gut aufgestellt. Neben diesen Einrichtungen bietet das KiJu verschiedene Aktionen an. Vor der Kommunalwahl in diesem Jahr hat es zum Beispiel die Veranstaltung "Wählen ab 16" gegeben. Auch an der Fasnet sowie mit den verschiedenen Ferienprogrammen bietet das KiJu den Jugendlichen in Rottweil viele Möglichkeiten. Von Mittwoch bis Samstag, 22. bis 25. Oktober, feierte das KiJu sein 25-jähriges Bestehen. "Die Stadt Rottweil hat im Jahr 2014 Ausgaben in Höhe von rund 420.000 Euro für das KiJu", sagt Tobias Hermann, Pressesprecher der Stadt Rottweil. Zudem erwähnt Stemmler die private Einrichtung Stadtjugendring Rottweil (STJR), die als selbstverwaltetes Jugendprojekt in Rottweil ebenfalls Jugendarbeit betreibt.

"Es ist schwieriger geworden, bei den Jugendlichen mit unseren Angeboten durchzudringen", sagen die beiden Jugendarbeiter. Die Angebote seien eine Möglichkeit unter vielen. Die wirklich verfügbare Freizeit werde bei den jungen Menschen zudem immer geringer. Und vor allem wüssten die Jugendlichen und auch deren Eltern zu wenig über die vorhandenen Angebote Bescheid, sagen die beiden Jugendarbeiter.

Weitere Informationen: www.kijuversum.de/  www.landkreis-rottweil.de/de/landratsamt/%C3%A4mter/Sozialamt/Aufgabenbereiche/Aufgabenbereich?view=publish&item=level1&id=92

Kommentar: Falsche Angebote?

Jürgen Maier

Sinnvolle Angebote – aber viel zu wenigen jungen Menschen sind sie bekannt: So lässt sich das Problem der kommunalen Jugendarbeit im Kreis Rottweil zusammenfassen. Mangelndes Engagement kann man den Verantwortlichen und Jugendarbeitern in der Region nicht vorwerfen. Die Jugendarbeiter bieten den jungen Menschen zahlreiche Möglichkeiten. Sie bewerben ihre Angebote offensiv – auch im Internet. Kreis und Kommunen lassen sich die Jugendarbeit einiges kosten. Trotzdem stellen sich gleich mehrere Fragen: Warum wissen trotz aller Bemühungen so wenige jugendliche Menschen über die Angebote der kommunalen Jugendarbeit Bescheid? Und warum erreichen die Jugendarbeiter ihre Zielgruppe weniger als früher? Liegt es etwa an den Angeboten ihrer Einrichtungen, die vielleicht die falschen sind?