Münzen, Marken und mehr gibt es beim Großtauschtag in der Rottweiler Stadthalle. Foto: Riedlinger Foto: Schwarzwälder-Bote

Großtauschtag: Fans von Postwertzeichen bieten ihre Schätze an und teilen ihre Erfahrungen

In der Stadthalle war am Samstag in Sachen Postwertzeichen einiges geboten: Der Briefmarkensammlerverein Rottweil veranstaltete seinen jährlichen Großtauschtag.

Von Thomas Riedlinger

Rottweil. Vor drei Jahren feierte der Verein sein 50-jähriges Bestehen, erläuterte der Vorsitzende Georg Wilsch im Gespräch mit unserer Zeitung. Zu guten Zeiten habe der Verein bis zu 400 Mitglieder gezählt, heute sind es noch 170. Wie vielen anderen Vereinen fehlt leider der Nachwuchs, der sich für andere Dinge zu interessieren scheint. Dabei kann diese Hobby hoch interessant sein. Wird man doch beim Sammeln von Briefmarken unwillkürlich mit Geschichte konfrontiert.

Anfangs mit der Schere ausgeschnitten

So haben zum Beispiel Alt-Württemberg in den Jahren 1850 bis 1920, Baden, Bayern oder Stadtstaaten wie Hamburg oder Lübeck oftmals eigene Briefmarken gedruckt. Nicht so schöne wie heute, weil sie zum Teil sogar wie das "Basler Täubchen" mit einem Steindruckverfahren produziert wurden und das eventuell auch noch mehrfarbig. Das heißt, in Steinvorlagen wurden die zu druckenden Muster und Formen eingebracht und dieser Stempel zum Druck verwendet.

Zuerst habe man die Briefmarken mit der Schere aus dem Bogen ausgeschnitten. Da hab sich der Postbeamte schon mal vertan, erzählte Wilsch schmunzelnd, und es habe dann eine Ecke gefehlt.

Der Bezug zur Geschichte ergibt sich auch über die deutschen Kolonialgebiete im heutigen Togo oder Kamerun. Er erschließt sich freilich nur dem, der sich damit befasst. Denn hier wurden zum Teil die ursprünglich aus Deutschland stammenden Marken überdruckt und so zu eigenen umfunktioniert.

Früher seien Mitglieder des Briefmarkensammlervereins in die USA, nach Asien oder fast alle Länder Europas gereist, um große Briefmarkenausstellungen zu besuchen. Nach ein bis zwei Tagen habe man die Schau gesehen und dann Zeit für Land und Leute gehabt, so Georg Wilsch.

Noch bis vor zwei Jahren seien noch Busreisen veranstaltet worden, zuletzt in die Toscana. Doch die meisten Mitglieder würden sich das heute aus Altersgründen nicht mehr zutrauen. So treffen sich die Philatelisten beim Großtauschtag in der Stadthalle oder mit befreundeten Vereinen in der Umgebung, die dasselbe Hobby pflegen.

Dieses Hobby wirkt beruhigend

Am Tauschtag in der Stadthalle beteiligten sich diesmal über 30 Händler, die große Bestände an Briefmarken, Münzen oder Ansichtskarten anboten. Und beim Fachsimpeln oder dem Erfahrungsaustausch freuen sich die Mitglieder, wenn sie wieder einmal die Reise einer Marke anhand von Stempeln von Hoboken über Hamburg bis nach Bremen nachvollziehen können, oder sie diskutieren über jeden Monat neu erscheinende Sonderstempel.

"Man müsste die Jugend mit Marken zu Themen wie Sport, Olympia oder Tieren zu gewinnen versuchen", sagte ein Besucher. Doch so einfach ist das nicht. Die Anzahl der möglichen Freizeitaktivitäten ist so groß, wie sie kaum einmal war. "Eines ist jedenfalls sicher: Briefmarkensammeln beruhigt. Und manch einem der heute jungen Generation täte ein wenig mehr Ausgeglichenheit sicher gut", meinte Wilsch schmunzelnd.