Ein Fest für die ganze Familie: Als das Festival startete, waren die Besucher im Vordergrund noch lange nicht geboren. Beim Auftakt zum Rottweiler Jazzfest 2012 hatten sie dennoch ihren Spaß. Foto: Schnekenburger

Am ersten "Welttag des Jazz" wird die Rottweiler Innenstadt zur bunten Konzertbühne.

Rottweil - Voll, nicht immer überall, doch überall irgendwann, auch auf der Straße: Die Nacht zum ersten Mai tauchte die Innenstadt in ein Musikfest. Traditionsgemäß eröffnete "Jazz in Town" das Rottweiler Jazzfest.

Dieses Jahr gab es richtig 'was zu feiern. Vor 25 Jahren begann die wechselvolle, doch letztlich erfolgreiche Geschichte des Festivals. Daran erinnerten Simon Busch, der nach dem Generationswechsel im vergangenen Jahr an der Spitze des Vereins steht, und Oberbürgermeister Ralf Broß bei der Eröffnung auf der Bühne vor dem Alten Rathaus. Dort feierten zahlreiche Gäste bereits seit dem späten Nachmittag. Passend übrigens zu einem neuen "Welttag". Ob's den braucht, ist eine andere Frage, aber die Unesco hat den 30. April zum Welttag des Jazz ausgerufen. Dieses Jahr wurde er zum ersten Mal begangen. Dass der traditionelle Rottweiler Termin das Datum bestimmt haben soll, ist freilich ein nicht ganz ernst gemeintes Gerücht. Mitfeiern darf man trotzdem.

Und es wurde gefeiert. Sogar das Wetter spielte mit und sorgte dafür, dass nicht nur die Sets von "Bluesquamperfect" auf der Open-Air-Bühne sich regen Zuspruchs erfreuten, sondern beispielsweise am Friedrichsplatz Jazzfreunde teils von außen spannender Musik mit hart gespieltem Vibraphon lauschten. Die Klänge kamen aus dem Bürgersaal, wo das Trio um Carlos Vera Larrucea modernen Jazz mit viel Zug brachten.

Hier begann dann auch die Qual der Wahl: Allein in paar Meter rund ums Straßenkreuz hätte man die Nacht musikalisch bestens unterhalten verbringen können. Dabei lockte Zizenhausen mit dem gewohnt bunten Angebot von Oldtime-Piano-Jazz im Goldenen Apfel bis zu knackigem Bluesrock mit den "Streetdoctors" im Irish Pub, dazwischen – musikalisch, nicht unbedingt geografisch – viel Blues, Folk und Rock. Im Kutschenhaus noch ergänzt um den eher konzertanten Auftritt von "Le Petit Salon", die ihr Publikum nicht zuletzt mit starken Interpretationen französischer Chansons begeisterten, während nebenan im Sonnensaal "Intakt" endlich mal eine Räumlichkeit hatten, die ihrem Publikum ausreichend Platz bot. Und dann sei in der Ecke noch die L-Lounge erwähnt, wo es feine "klassische" Jazzmusik gab.

Zurück "d' Stadt nab" ein ähnliches Bild: Kernige Covermusik in klassischer Rockerlautstärke im Zimmertheater – dort übrigens ab 23 Uhr mit eigener Theaterband – oder eine Etage tiefer in der Stadtbücherei fein gespielte Jazzstandards und ein bunter Mix vom "Rädle" bis in den Löwensaal hinunter lieferten ein Komplettpaket. Bei Yves schlugen die jungen Deilinger von "Absperrband" am Montag auch Balladentöne an, das Schwarze Lamm war natürlich auch wieder mit von der Partie. Und wer noch ein paar Meter weiter stadtauswärts gehen wollte, durfte im Möbelwagen einen akustisches Crossover-Duo mit außergewöhnlichem Repertoire und starker Präsenz erleben. Mehr als 30 Lokalitäten aller Art hatten zum großen Konzert mit (Jazz-)Musik aller Art geladen – und das Publikum feierte.