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"Nordisch Nobel": Reise in die anspruchsvolle Sphäre der Nordischen Musik.

Rottweil - Zurück zu den Wurzeln: Im Festsaal der Gymnasien, wo die Stadtkapelle viele Jahre lang musizierte, begeisterten Dirigent Clemens Berger und seine Musiker das fachkundige Publikum bei ihrer Reise in die anspruchsvolle Sphäre der nordischen Musik.

Der Standortwechsel war nur aus der Not geboren, wie Vorsitzender Ralf Stölzl den Zuhörern vorweg erklärte. Die Stadtkapelle Rottweil verzichtete an diesem Tag zugunsten des Schneelaufvereins auf die Stadthalle. Ansonsten hätte dieser seinen weitum bekannten Skibasar dieses Jahr nicht mehr anbieten können. "Mir gefällt es hier, vielleicht wird der Festsaal auch wieder zur Regel, falls es den Besuchern auch gefallen hat", meinte Stölzl, als er auf die sehr gut gefüllten Ränge blickte. Nur die ersten drei Reihen waren leer geblieben. Zum Publikum zählten auch Freunde aus der Partnerstadt Brugg.

"Nordisch nobel" – so war der musikalische Abend mit der Stadtkapelle und der Jugendkapelle umschrieben. Dirigent Clemens Berger hatte dafür interessante und ansprechende Werke aus dem reichhaltigen, bei reinen Blasmusikliebhabern aber doch eher unbekannteren Fundus skandinavischer Komponisten ausgewählt. "Nobel" – also fein, kultiviert und vornehm – waren die Musikstücke, gehörten sie doch teilweise den Kategorien Oberstufe/Höchststufe an.

Im Mittelpunkt des Jahreskonzertes stand mit der "Hans Christian Andersen Suite" des dänischen Komponisten Søren Hyldgaard ein Werk aus der sinfonischen Blasmusik. Mit diesem Musikstück in sechs Sätzen würdigte der zeitgenössische Tonschöpfer das Lebenswerk des bekanntesten dänischen Dichters und Schriftstellers, der auch durch seine zahlreichen Märchen bekannt wurde.

In vielen und intensiven Proben hatten sich die Gastgeber dieses musikalische Epos hart erarbeitet. Es stellte nicht nur hohe Ansprüche an die Musiker. Auch den Zuhörern wurde beim Zuhören ein großes Maß an Konzentration und Einfühlungsvermögen abverlangt. Beeindruckende, teilweise recht komplexe Klangbilder durch sämtliche Register hindurch, vielfältige Rhythmik, vom Dirigenten differenziert herausgearbeitet und von den Musikern hervorragend präsentiert, interessante dynamische Akzentuierungen, außergewöhnliche Harmonien – dies alles forderte das Werk von den Akteuren auf der Bühne, und war gleichsam von den Zuhörern zu verarbeiten. Dirigent und Musikern gebührt ein Kompliment, dass sie dieses musikalische Abenteuer angegangen sind und so ausgezeichnet umgesetzt haben. Der heftige Schlussapplaus war mehr als verdienter Lohn für die zeitaufwendige Probenarbeit.

Die Stadtkapelle hatte den ersten Konzertteil mit dem Stück "Nobiltas" von Jan van der Roost eröffnet. Nach der Pause starteten die Rottweiler Musiker mit dem Flugzeug in den hohen Norden. Zur Aufführung kam das Solostück "Vidda" aus der Feder des norwegischen Startrompeters Ole Edvard Antonsen, der sich als Musiker und Komponist in vielfältiger Weise in den Bereichen Klassik und Popmusik engagiert. Volker Braun interpretierte mit viel Schmelz und reichlich Wärme im klaren und sauber geblasenen Ton die melancholisch wirkende Beschreibung des Flugs über die norwegische Finnmark.

Danach brachte die Stadtkapelle den Zuhörern den finnischen Sommer nahe. Die vertonten Landschaftsimpressionen, basierend auf finnischen Volksmelodien, hat Johann de Meij geschaffen.

Zum Programm zählte auch der ursprünglich für Sinfonieorchester komponierte Konzertmarsch "Mon Salut à St. Petersbourg" von Hans Christian Lumbye (Dänemark) mit slawischen Klangelementen. Vom selben Komponisten, der auch der "Strauß des Nordens" genannt wurde, stammte die spätere Zugabe "Champagner Galopp". Eine niveauvolle Zusammenstellung schwedischer Volkslieder und Tänze beinhaltete das Werk "Svenska Folkvisor och Danser" von August Södermann.

Den Konzertauftakt machte wie in den Vorjahren die Rottweiler Jugendkapelle, ebenfalls von Clemens Berger dirigiert. Die Jugendlichen überzeugten dabei mit ihren Vorträgen "Robinson Crusoe" und "The Lion King". Auch der Nachwuchs erhielt für den gelungenen Auftritt reichlich Applaus.