Stolze Besitzer: Pascal Kleider und seine Frau Anita haben die Zeitung von 1940 wieder in die Heimat zurückgebracht. Foto: Otto

Pascal Kleider entdeckt beim Urlaub in Frankreich eine Schwarzwälder-Bote-Ausgabe von 1940.

Dieses Urlaubs-Mitbringsel ist wirklich außergewöhnlich: Pascal Kleider hat bei einem Aufenthalt in Frankreich einen ehemaligen deutschen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg besichtigt – und darin eine Ausgabe des Schwarzwälder Boten von 1940 entdeckt.

Rottweil. Als der 55-jährige bei uns in der Rottweiler Redaktion vorbeikommt, kann er nicht nur von seinem erstaunlichen Fund berichten – er hat ihn auch gleich dabei: Vorsichtig holt er die vergilbte, aber sonst bestens erhaltene Ausgabe vom 6. Juni 1940 aus einem dicken Umschlag. "Als ich die Zeitung gesehen habe, wusste ich: Die muss ich haben, die will ich nach 76 Jahren wieder zurück in die Heimat bringen."

Das ist ihm gelungen – seiner Hartnäckigkeit sei Dank. Denn schon vor vier Jahren machte Pascal Kleider, der in Dietingen wohnt, beim Besuch des Bunkers "Batterie Todt" im französischen Audinghen am Ärmelkanal die überraschende Entdeckung. "In dem Bunker sind verschiedenste Dinge ausgestellt, die die deutschen Soldaten damals zurückgelassen haben", erzählt er. Und im ehemaligen Funkraum lag doch tatsächlich ein Schwarzwälder Bote. "Ich dachte ich trau’ meinen Augen nicht", erzählt er begeistert. Der charakteristische Titelkopf mit der Schwarzwaldkulisse sei ihm sofort ins Auge gesprungen.

Allerdings: Einfach mitnehmen geht ja nun mal nicht. Der Bunker ist heute ein Museum, Besitzer ist Clément Pouffary, mit dem Pascal Kleider, seine Frau Anita und Sohn Marc schnell ins Gespräch kamen. Die ganze Familie Kleider ist an der Geschichte des Zweiten Weltkriegs interessiert und hat schon viele Schauplätze an der französischen Küste besucht und besichtigt. Pascal Kleiders Vater war einst in Frankreich in Gefangenschaft und blieb nach dem Krieg noch viele Jahre dort. "Ich wurde in Frankreich geboren, erst später sind wir zurück nach Deutschland gekommen", erzählt der 55-Jährige, dessen Mutter eine gebürtige Böhringerin ist.

Seit dem ersten, eher zufälligen Besuch im Bunker "Batterie Todt" vor vier Jahren, sind die Kleiders jedes Jahr wieder hingefahren. Und jedes Jahr hatte Pascal Kleider den dort liegenden historischen Schwarzwälder Boten im Auge. Zu Bunker-Besitzer Clément Pouffary entwickelte sich bei den vielen Besuchen eine Freundschaft. Und Kleiders Begeisterung für die alte Zeitung blieb dem Franzosen natürlich nicht verborgen. "Vergangenes Jahr hat er dann gesagt, wenn ich dieses Jahr wiederkomme, dann krieg ich die Zeitung", erzählt der 55-Jährige. Keine Frage für die Familie, dass sie den weiten Weg wieder auf sich nahm. Und Museumsbesitzer Pouffary hielt sein Versprechen. "Er hat mir die Zeitung tatsächlich geschenkt", strahlt Pascal Kleider.

Erst am Freitag ist die Familie aus Frankreich zurückgekehrt – die Ausgabe von 1940 im Gepäck. Wie es das Exemplar allerdings überhaupt in den Bunker in Frankreich geschafft hat und welches Schicksal womöglich dahinter verborgen ist, bleibt unklar. "Ich vermute, dass man die Soldaten vielleicht mit Zeitungen aus der Heimat versorgt hat", meint Kleider. Der Großteil der Ausgabe wird logischerweise von Kriegsnachrichten dominiert, darüber hinaus finden sich Neuigkeiten aus dem Kreis Rottweil und der "Uhrenstadt Schramberg". Auch die Kleinanzeigen der Handwerksbetriebe aus der Region hat Pascal Kleider schon studiert. "Einfach faszinierend", sagt er.

Nach Angaben des Museumsbetreibers wurde die Zeitung als eine von vielen Hinterlassenschaften der Deutschen in der "Batterie Todt" – einem von mehreren Bunkern an der Landspitze Cap Griz-Nez – gefunden, genauso wie Uniformen, Mauser-Waffen und vieles mehr.

Pascal Kleider wird die Zeitung jedenfalls in Ehren halten. Sie wird eingerahmt und kommt an die Wand. "Für mich ist das schon etwas ganz Besonderes", sagt er. Doch auch wenn die Zeitung jetzt wieder in die Heimat zurückgebracht wurde – ihren neuen Freund Pouffary werden die Kleiders auch nächstes Jahr wieder im Museum besuchen.