Die beiden SPD-Kandidaten Georg Sattler (links) und Mirko Witkowski. Foto: SPD Foto: Schwarzwälder-Bote

Bundestagswahl: Sattler und Witkowski wollen für SPD punkten

Kreis Rottweil (shr). Zwei Kandidaten für die Kandidatur zur Bundestagswahl hat die SPD im Wahlkreis Rottweil/Tuttlingen im Moment noch im Rennen. Und darauf ist sie stolz. "Ich finde es toll, dass wir zwei so gute und altgediente Bewerber auf Augenhöhe haben", begrüßte SPD-Kreisvorsitzender Torsten Stumpf die Kandidaten Georg Sattler und Mirko Witkowski bei einer Bewerbervorstellung. So unterschiedlich die beiden sind, sehen sie sich doch als ein Team, wie sie bei einem Treffen im Deißlinger Hotel Hirt betonten. Egal, wer von ihnen am 14. Januar gewählt werde, der andere werde ihn im Wahlkampf unterstützen.

Darum stellen sie sich auch gemeinsam vor, in dem Fall den Genossen aus Rottweil, Wellendingen und Deißlingen. Sattler, der Bodenständige, Arbeiterkind, Hauptschulabschluss, Maschinenbauerlehre, heute technischer Angestellter in einer medizintechnischen Firma in Tuttlingen, Vater zweier Söhne, passionierter Motorradfahrer und Musiker. Dazu Gewerkschafter, jahrelang Betriebsratsvorsitzender, Gemeinderat in Wurmlingen, Kreisrat, Mitglied im Aufsichtsrat der Tuttlinger Klinik und ehrenamtlicher Arbeitsrichter. "I bin dr Schorsch", stellte er sich vor und betonte: "Mir kann man keinen Doktortitel nehmen". Seine Überzeugungen: Politik muss von innen gemacht werden, der Akademikeranteil im Bundestag sei mit 80 Prozent zu hoch, und die SPD muss wieder die Arbeiterpartei werden, die sie einmal war. Klare Kante gegen rechts, mit Blick auf die deutsche Vergangenheit, aber auch zu rigide EU-Normen stören ihn.

Mirko Witkowski, mit 48 vier Jahre jünger, ist Redakteur, arbeitet von zuhause aus, hat den Sohn großgezogen, seiner Frau die Karriere als Schulrektorin überlassen. Mit 16 trat er in die SPD ein, die Großeltern Genossen, der Urgroßvater als Gewerkschaftssekretär von den Nazis gejagt. Er habe Berufssoldat werden wollen, doch den Zahn zog ihm der Opa mit seinen Geschichten vom Russlandfeldzug. Also Zivi bei der AWO, heute ist er deren stellvertretender Kreisvorsitzender, hat den Stadtverband Soziales Schramberg mitgegründet, ist seit vielen Jahren im Gemeinderat. Studierter Verwaltungswissenschaftler, das Volontariat neben dem Studium her gemacht, bei Klaus Kirschner gearbeitet, zwei Wahlkämpfe gemanagt, den letzten ohne Kandidaten, der erkrankte nämlich mittendrin. Damit seien die 8,6 Prozent für die SPD im Kreis durchaus nicht zu verachten – der Tuttlinger Kandidat habe gewirbelt und auch nur 8,9 Prozent erreicht. "Man konnte machen, was man wollte". Seine Empfehlung: Das AfD-Programm anschauen, "auch wenn’s wehtut", die Leute, die aus Protest ihr Kreuz gesetzt haben, fragen, ob sie wirklich so leben wollen. Demokratie heiße auch zuhören.

Koalitionswünsche? Auch hier zeigen sich Sattler und Witkowski einig: Am liebsten Rot-Rot-Grün, aber nach der Wahl müsse man halt rechnen, was geht. Beide wollen nicht nur einmal kandidieren, Witkowski sagte für drei Wahlen zu, Sattler will wegen seines Alters möglicherweise nur zwei machen.

Überzeugt ist Sattler, dass Europa zu schnell in Richtung Osten gewachsen ist: "So haben wir jetzt Europäer wie Orban". Witkowski betont die Verdienste der EU: "Wir leben seit 70 Jahren in Frieden und wirtschaftlicher Sicherheit".

Und ihr gemeinsames Ziel: Irgendwann wieder einen SPD-Direktkandidaten aus dem Wahlkreis, denn "nichts ist unmöglich", so Sattlers Schlusswort, bevor er sich zur Theaterprobe nach Wurmlingen aufmacht.