Erste Hilfe: Leitstellen stehen auf Prüfstand / Was wird aus Rottweiler Standort?

Wer im Kreis Rottweil die Notrufnummer 112 wählt, der landet bei der Integrierten Leitstelle in Rottweil – noch. In Zukunft vielleicht in Tübingen, Villingen-Schwenningen oder Tuttlingen? Landesweit werden derzeit die Leitstellen auf den Prüfstand gestellt.

Kreis Rottweil. Mit dem Projekt der Evaluierung der Leitstellen im Land befasst sich seit wenigen Wochen eine Lenkungsgruppe im Auftrag von Innenminister Thomas Strobl (CDU). Immer mal wieder hatte es in den vergangenen Jahren Stimmen gegeben, die eine Zentralisierung der Leitstellen und damit die Schließung von Standorten forderten. Das Thema findet sich auch im Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Regierung. Während sich im Zollernalbkreis die Beteiligten von DRK, Feuerwehr und Landratsamt klar gegen das Vorhaben positionieren, sehen die Rottweiler Akteure einer möglichen Zusammenlegung der Leitstellen gelassener entgegen.

Die Kreisgeschäftsführerin des DRK Rottweil, Ute Swoboda, erachtet es als zu früh, eine Einschätzung zu dem Prozess zu geben, der noch in den Anfängen steckt. Beim DRK gehe man im Moment davon aus, dass sich grundsätzlich an der gut bewährten Struktur der Leitstellen nichts ändern werde. Doch die Entscheidung liege nicht bei den Landkreisen, sondern werde anhand einer landesweiten Konzeption entschieden.

Auch von Seiten des Landratsamts, das zusammen mit dem DRK die Leitstelle trägt, wird die beabsichtigte Leitstellenreform im Moment zurückhaltend behandelt. "Da der Prozess erst angelaufen ist, liegen uns noch keinerlei Erkenntnisse vor. Eine ernsthafte Bewertung ist daher noch nicht möglich", heißt es auf Anfrage unserer Zeitung.

Noch bevor die Lenkungsgruppe die Arbeit Ende 2016 aufgenommen hatte, meldeten sich der Landesverband des DRK sowie die Ärztekammer Baden-Württemberg zu Wort: Nach deren Meinung gibt es zu viele Leitstellen im Land. Deren Zahl solle von derzeit 34 auf acht bis zehn reduziert werden. Die Folge wäre – analog zur Polizeireform –, dass die verbliebenen Leitstellen künftig für deutlich größere Gebiete zuständig wären.

Eine mögliche Zusammenlegung einzelner Leitstellen zu größeren Gebieten findet der Rottweiler Stadtbrandmeister Frank Müller zwar aus finanzieller Sicht sinnvoll, doch dürfe sich das Ganze nicht in dem flächenmäßigen Ausmaß entwickeln, wie bei der Polizeireform 2012. Beispielsweise sei eine Leitstelle Schwarzwald-Baar-Heuberg denkbar, so Müller. Da könnten Einsparungen generiert werden, ohne die Qualität maßgeblich zu schmälern "Die heutige Leitstellentechnik empfinde ich als so gut, dass das Argument Ortsunkenntnis selbst in weit gefassten Gebieten nicht stark ins Gewicht fallen dürfte. Die Disponenten müssen sich die Ortskenntnis aneignen, die Technik hilft dabei gut."

Rund um die Uhr besetzt

Die Rottweiler Leitstelle im ehemaligen Krankenhaus ist rund um die Uhr von zwei Disponenten besetzt – Rettungskräfte mit Zusatzausbildung. Im vergangenen Jahr gingen dort 96 500 Notrufe für Rettungsdienst und Feuerwehr ein. Zusätzlich wird von der Leitstelle aus der Ärztenotdienst an Wochenenden koordiniert.

Die Disponenten alarmieren die verfügbaren Rettungskräfte vor Ort. Dabei zählt jede Sekunde, wenn es um Menschenleben geht, betont Frank Müller.

Bereits jetzt besteht eine Kooperation der Rottweiler Leitstelle mit der in Villingen, die vor wenigen Wochen eingeweiht wurde. Sind alle Leitungen der Rottweiler besetzt oder wird das Gespräch länger als 20 Sekunden nicht entgegengenommen, springt die Alarmierung automatisch in die Leitstelle in VS über. Müller berichtet in dieser Hinsicht von guten Erfahrungen.

Nicht die besten Erfahrungen gibt es zur Zusammenlegung der Leitstellen in der Nachbarschaft: Die Leitstelle Oberschwaben, die Ende 2011 den Betrieb aufgenommen hat, ist für die Landkreise Ravensburg und Sigmaringen zuständig. Immer wieder gab und gibt es dort Kritik wegen der angeblich fehlenden Ortskenntnisse der Disponenten, was mitunter zu Verzögerungen bei Rettungseinsätzen führe.