Seit 25 Jahren unterstützt Rottweiler Bürgerinitiative weißrussische Stiftung "Den Kindern von Tschernobyl"

Von Verena Schickle

Rottweil. Wenn gefaltete Kraniche im Schwarzen Tor hängen, ist das ein deutliches Zeichen: Die "Bürgerinitiative für eine Welt ohne atomare Bedrohung" (BI) setzt sich noch immer, auch fast 29 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl – und jetzt erst recht, nach dem schweren Unglück im japanischen Fukushima 2011 – für ihr Anliegen ein. Bei der Gründung hatte sie sich zum Ziel gesetzt, Tschernobyl als Mahnung aufzugreifen und alternative Energieformen zu fördern.

Seit einem Vierteljahrhundert macht die Kooperation mit der Organisation "Den Kindern von Tschernobyl" in Weißrussland einen wichtigen Teil der BI-Arbeit aus. Das klingt weit weg, doch im Laufe der Zeit sind die Bande zwischen Minsk und Rottweil immer stärker geworden.

1990 war der Kontakt nach Weißrussland entstanden. In der Folge kamen zahlreiche Kinder, die unter den Folgen des Super-Gaus litten, zur Erholung nach Rottweil. Inzwischen konzentriert sich die Gruppe auf internationale Jugendprojekte und die Unterstützung von Projekten in Weißrussland, wie Angela Gessler, sie steht an der Spitze der BI hat und den Verein einst mitgegründet, erklärt.

"Den Kindern von Tschernobyl" hilft denen, die noch immer unter den Folgen des Unglücks zu leiden haben, darunter Diabeteskranke, Senioren und Behinderte. Und es gibt gemeinsame Projekte, seit 2000 mindestens zwei pro Jahr, für Jugendliche aus Deutschland und Weißrussland. Themen sind beispielsweise Energiewende, Solidarität oder Erinnern.

Anlässlich des Jubiläums plant die BI im Juni "Deutsch-belarussische Partnerschaftstage" in Rottweil. Dann soll eine Ausstellung Einblicke in die vielfältige Arbeit der vergangenen 25 Jahre geben. "Die Stationen dieser Partnerschaft", sagt Gessler, würden aufgezeigt. Die Eröffnung ist für den 18. Juni geplant.

Und natürlich sind Besucher aus Weißrussland zu Gast, darunter fünf Musiker. Sie sollen unter anderem am 20. Juni auf dem Samstagsmarkt auftreten, und hinterher bei einem "öffentlichen Mittanzen" im Stadtgraben zu hören und zu sehen sein. Das gemeinsame Tanzen "verbindet noch einmal auf eine ganz andere Weise", findet Gessler. Die Suche nach einer hiesigen Folkloregruppe, die sich beteiligt, läuft noch. Darüber hinaus ist für den 21. Juni ein Erzählcafé zum Thema "Brennpunkt Belarus" im Kutschenhaus geplant.

Die Vorbereitungen fürs Jubiläum laufen – allein diese Woche treffe sich das Planungsteam dreimal, erzählt Gessler. So viele Begegnungen passen zur BI: Schließlich sind auch sie ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Deshalb ist in den Osterferien eine weitere Reise nach Weißrussland geplant – zum ersten Mal mit Teilnehmern aus Japan. Denn dort war die BI im vergangenen Jahr, Hiroshima und Fukushima waren unter anderem Stationen. Im November folgt eine politische Bildungsfahrt nach Berlin. Dort wollen die Mitglieder der Bürgerinitiative mit Bundestagsabgeordneten ins Gespräch kommen – natürlich übers Thema Energiewende. u  Wer die Arbeit der Bürgerinitiative kennenlernen möchte, der bekommt heute Abend Gelegenheit: Die BI trifft sich um 19 Uhr in den Räumen der Lokalen Agenda, Flöttlinstorstraße 12, in Rottweil. Thema sind unter anderem die "Deutsch-belarussischen Partnerschaftstage".