Der Neckar fließt durch und um Rottweil herum – ohne jegliche Anbindung an die Stadt. Der Erholungswert geht gegen Null. Foto: Nädele Foto: Schwarzwälder-Bote

Landesgartenschau: Das Konzept von Planstatt Senner / Gewässer erlebbar machen, ist ein Ziel

"Grüne Aussichten: Rottweiler Perlen am Neckar". Das ist der Arbeitstitel eines Konzepts für eine mögliche Bewerbung der Stadt Rottweil um eine Landesgartenschau. Das Büro Planstatt Senner hat das Konzept erstellt und am Mittwochabend im Gemeinderat vorgestellt.

Rottweil (az). Im Folgenden geben wir einen Überblick über die einzelnen Teilprojekte – die Neckarperlen, um in der Sprache des Planungsbüros zu bleiben.

  Grüngürtel um historische Innenstadt – Entlang des Grüngürtels gebe es an einigen Stellen Handlungsbedarf: Im Bereich des historischen Nägelesgraben (Stadteingang Nord) westlich des Kriegsdamms sei der Graben- und Grüngürtel nicht mehr erlebbar. Das Gelände sei aufgefüllt worden und am Kriegsdamm sei ein 7000 Quadratmeter großer Parkplatz mit rund 150 Parkplätzen entstanden.

Die Gartenschau biete, so Planstatt Senner, die Chance, den historischen Grüngürtel wieder herzustellen und einen der ältesten Stadt Baden-Württembergs angemessenen Stadteingang im Norden zu schaffen. Die im Untergrund vorhandenen Altlasten könnten demnach saniert werden und die Autos in einer Tiefgarage verschwinden. Auf der Tiefgarage könnte sich ein moderner Stadtpark für alle Generationen befinden mit einem "Aussichtsbalkon" ins Neckartal.

  Roßwasenpark und Alte Gärtnerei – Hier befinde sich innenstadtnah ein Bereich, dessen Potenzial als stadtnaher Freiraum aktuell überhaupt nicht genutzt werde, so die Planer. Über die Jahre habe hier Wildwuchs stattgefunden. Eine öffentliche Zugänglichkeit sei nur stellenweise vorhanden. Im Zusammenhang mit der alten Gärtnerei könnte der Roßwasenpark zu einem stadtnahen, ökologischen wertvollen Freiraum entwickelt werden, in dem Sukzession, private Kleingärten, feuchte Mulden und Spielwiesen ein buntes Mosaik von Freizeit- und Erholungsflächen im Stadtraum bildeten.

  Neckarpark und Gleispark – Die Stadt liege zwar am Neckar, jedoch sei eine Verbindung zum Neckar aktuell in der historischen Innenstadt nicht spürbar. Der Höhenunterschied zwischen Stadt und Neckar und die Gleisanlagen trennten die Innenstadt vom Gewässer. Im Aue-Bereich befänden sich großflächig versiegelte Bereiche und ein Gaswerk, heißt es in dem Konzept. Zugänge zum Neckar seien kaum möglich. Die Uferböschungen des Neckars seien an vielen Stellen noch aus Beton.

Der Bahnhof sei fußläufig nur über einen 800 Meter langen, die Höhendifferenz überwindenden Weg angebunden. Mit einer Verlegung des Gaswerks würden Flächen frei, die zu einem "Neckarpark" für alle Generationen entwickelt werden könnten. Der Neckar würde zugänglich gemacht werden, die Betonhalbschalen wo möglich entfernt und die Uferböschung abgeflacht wird. An dieser Stelle könnte ein Park entstehen, der den Bewohnern und Besuchern unterschiedliche Aktions- und Erholungsräume sowie einen Neckarstand direkt am Neckar bietet.

Im Bereich zwischen Stadtmauer und Gleisen (eventuell könnten auch Gleise zurück-gebaut werden) könnte im Anschluss an den Neckarpark der "Gleispark" entstehen. Im Gleispark können Ausstellungen, Veranstaltungen und Gastronomie ihren Schwerpunkt finden.

Mit einem neuen Bahnhaltepunkt am Neckar vor dem Tunnelportal, unterhalb der Innenstadt, könnte man die Reisenden deutlich näher an die historische Stadt bringen. Über einen Aufzug könnte der Höhenunterschied überwunden werden. Mit einer zusätzlichen Brücke über die Gleise könnte der Neckarpark angebunden werden.

  Drehersche Mühle, Spittelmühle bis Gewerbepark Neckartal – aktuell sei die einzige Fußwegeverbindung von der Innenstadt zum Gewerbepark Neckartal entlang der Duttenhofer Straße oder entlang eines geschotterten Weges zwischen Gleis und Neckar.

Über die Entwicklung des Umfeldes Dreher’sche Mühle mit zwei neuen Stegen über den Neckar könnte eine durchgängige Verbindung entlang des Neckars bis zur Spittelmühle und darüber hinaus zum Gewerbepark Neckartal geschaffen werden.   Gewerbepark Neckartal – der Gewerbepark Neckartal sei aufgrund seiner Lage im tief eingeschnittenen, bewaldeten Neckartal und seiner Historie als ehemalige Pulverfabrik von der Stadt abgekoppelt. Wege vom Hegneberg zum Gewerbepark könnten diesen mit dem Neckartal verbinden. Zugänge zum Neckar würden diesen erlebbarer machen. Ein zusätzlicher Bahnhaltepunkt vor dem Tunnelportal würde eine engere Anbindung an die Stadt ermöglichen. Eine barrierefreie, fußläufige Anbindung des Bahnhaltepunkts zum Kraftwerk sei topografisch gut möglich, stellen die Planer fest.   Berner Feld – das Gewerbegebiet/Industriegebiet Berner Feld stelle zukünftig einen besonderen Anziehungspunkt für Touristen und technikinteressierte Besucher dar, heißt es in der Konzeptstudie. Der Testturm mit seiner deutschlandweit höchstgelegenen Besucherplattform und der geplanten Innovationslunge würde neue Ein- und Ausblicke in die Industrie 4.0 bieten. Die geplante Hängebrücke werde eine Verbindung von der Historie zur Innovation ermöglichen. Daneben sollten Fuß- und Radwege weiter gestärkt und neue Mobilitäts- und Parkkonzepte entwickelt werden.   Gewerbepark bis Hofgut Neckarburg – der Neckartalradweg verlässt ab Bühlingen den Neckar, verläuft fernab des Flusslaufes entlang der Sportplätze am Stadion, durch die historische Innenstadt, über den Hegneberg und das Esch, um am Hofgut Neckarburg wieder an den Neckar zu gelangen. Durch Bau von zwei Brücken wäre ein durchgängiger Fuß- und Radweg möglich. Damit würde der Lückenschluss vom Kulturerlebnis, durch die historische Innenstadt über die Anlagen der ehemaligen Pulverfabrik im Gewerbepark, hin zu einem Naturerlebnis entlang des Neckars mit seinen steilaufragenden Felswänden zu den Umlaufbergen gelingen.   Natur- und Badeinsel – südlich der Lehrstraße, in der Altstadt sei der Neckar wenig erlebbar, kaum zugänglich und schlafe in der Aufmerksamkeit der Bewohner einen Dornröschenschlaf. An einigen Stellen gebe es kleine Kanäle und Abstürze für die Wasserkraft, die aktuell wenig beachtet seien. Zwei neue Fußstege und ein neuer Fußweg von der Brücke Lehrstraße zum Pelagiussteg würden den Bereich erlebbar machen, die kleine Insel am Fußballplatz erschließen, die dortige Wasserkraft zeigen und eine Verbindung entlang des Neckars ermöglichen. Durch kleinere Maßnahmen sollen die alten Badestellen reaktiviert und als schöne Orte am Wasser wieder wahrnehmbar gemacht werden.   Kulturinsel – ein Fußweg entlang des Neckars vom Pelagiussteg zur Tuttlinger Straße sei derzeit nicht vorhanden. Nördlich des Festplatzes der Altstadt stehe zwischen Neckar und Triebwerkskanal, auf einer Insel ein Gewerbebetrieb (August Müller GmbH). Diese Insel werde bei einem 100-jährigen Hochwasserereignis teilweise überflutet. Das prioritäre Ziel für den Neckar im Bereich südlich der Brücke Lehrstraße sei, einen durchgängigen Fußweg am Wasser zu schaffen. Langfristig könnte über eine Verlegung des Gewerbebetriebs und ein Ausbau der Insel zu einer Kulturinsel nachgedacht werden. Dies würde die Möglichkeit bieten, für die Altstadt direkt am Neckar und in Verbindung mit dem bereits vorhandenen Festplatz einen besonderen Ort für öffentliches Leben, Veranstaltungen oder Märkten zu schaffen.  Entdeckerinsel und Skulpturenpark – ein Fußweg entlang des Neckars fehlt. Zu der schönen Bade- und Freizeitstelle südlich der Tuttlinger Straße gelange man nur über die Tuttlinger Straße selber. Der Skulpturenpark liege abgehängt in Nachbarschaft zum Gewerbegebiet Saline. Von der Bade- und Freitzeitstelle an der Tuttlinger Straße könnte ein Fußweg bis nach Süden zum Skulpturenpark führen.