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Abschied von Stadtschreiberin Carola Gruber

Von Tatsiana Zelenjuk

Auch in drei Monaten kann man in einer Stadt durchaus viel bewirken und tiefe Spuren hinterlassen. Vor allem, wenn man ein aufmerksamer Beobachter und ein leidenschaftlicher Erzähler ist.

Rottweil. Davon überzeugte die Verabschiedung der Rottweiler Stadtschreiberin Carola Gruber. Von Mitte September bis Mitte Dezember war sie als 15. Stadtschreiberin in Rottweil zu Gast. Am Dienstag wurde die Münchner Autorin im Zimmertheater verabschiedet.

Ein Hauch von Wehmut haftete diesem Abend an: Der Abschied falle ihr nicht leicht, verriet Gruber. Als Zuhörer hatte man das Gefühl, aus einer Heimat auf Zeit sei mehr geworden. Das Bischöfliche Konvikt wurde für die Stadtschreiberin zum Domizil auf Zeit. "Du hast mit uns Konviktoren zusammen gelebt, gelacht und gearbeitet", blickte die Haussprecherin des Konvikts, Antonia Löffler, zurück. Bei literarischen Fragen habe die Autorin mit Rat zur Seite gestanden; sie habe die Schüler motiviert und inspiriert, eigene Texte zu schreiben. Auch die große Hilfe bei der Neuordnung der Konviktsbibliothek schätze man sehr.

"Schauend durch unsere Stadt gegangen"

Zuvor hatte OB-Stellvertreter Walter Stegmann Passagen aus Grubers Blog zitiert und festgestellt, dass die Autorin "schauend und beobachtend durch unsere Stadt gegangen ist". Schwangere Häuser habe sie in Rottweil entdeckt, Graffiti fotografiert und Weisheiten in Form von Schriftzügen auf Gehwegen gefunden. Ein "gewisses Pflichtprogramm" habe die Stadtschreiberin absolviert, aber auch viel mehr als das: Sie habe sich als Schreibsportlerin erwiesen, ungewöhnliche Formate ausprobiert, ihre neue Umgebung erkundet und Interessierten spannende Einblicke ins Stadtschreiberleben gewähre.

Ein vorerst letztes Mal würde Carola Gruber an diesem Abend für die Rottweiler lesen – eine Formulierung, die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen macht. Der Abend bereitete auch einen ganz besonderen literarischen Genuss: Laura Kraemer, Angelika Probst und Robin Hagenbach lasen im Wechsel aus ihren Texten, die im Rahmen der Jugendschreibwerkstatt unter der Leitung von Carola Gruber entstanden waren.

Ihre Begeisterung für Schreiben und Literatur mit anderen zu teilen, das war eine der zentralen Aufgaben von Carola Gruber. Ob bei Schreibwerkstätten, Lesungen oder Literatur auf Bestellung – sie war eine Stadtschreiberin mit Herzblut.

Auf ihre Lieblingsmomente in Rottweil schaute sie zusammen mit den Gästen noch einmal zurück: auf die Ankunft am Bahnhof und die offizielle Begrüßung im Konvikt, auf die Jugendschreibwerkstatt und mehrere Lesungen, auf die obligatorische Taufe im Konvikt und die Schreibsportveranstaltung im Kutschenhaus.

Freundlich, aufgeschlossen, humorvoll – so wirkte Carola Gruber bei der Verabschiedung. Die Gelegenheit, mit ihr ins Gespräch zu kommen, schätzten und nutzten die Gäste der Veranstaltung. Doch auch nach der offiziellen Verabschiedung kann man ihre Impressionen aus Rottweil nachlesen und den besonderen Blick auf Stadt und Leute entdecken.

Weitere Informationen: rottweil.carolagruber.de