Für den Großeinkauf ist die ganze Woche vor Weihnachten Zeit. An Heiligabend, einem Sonntag, bleibt dieser Lebensmittelmarkt in Rottweil zu. Foto: Otto

24. Dezember ist ein Sonntag. Edeka-Chef erteilt Sonderregelung klare Absage. Mit Umfrage

Rottweil - Der Heiligabend ist dieses Jahr ein Sonntag – und trotzdem dürfen Lebensmittelsgeschäfte einige Stunden öffnen, wenn sie wollen. Für Detlev Maier, Chef des Edeka Culinara in Rottweil, ein Unding. Er erteilt der Sonderregelung eine klare Absage.

Wer kennt es nicht: An Heiligabend noch schnell in die Stadt flitzen, die letzten Einkäufe erledigen und womöglich noch ein Geschenk besorgen. In diesem Jahr müssen sich Last-Minute-Shopper umstellen. Der 24. Dezember ist ein Sonntag. Für den Lebensmittelhandel bedeutet das aber nicht zwingend, dass die Türen dicht bleiben müssen. Eine Sonderregelung im Ladenschlussgesetz sieht vor, dass Verkaufsstellen, die überwiegend Lebens- und Genussmittel anbieten, maximal drei Stunden bis längstens 14 Uhr geöffnet sein dürfen.

Mitarbeiter im Blick

Große Discounter wie Aldi und Rewe haben bereits angekündigt, ihre Filialen trotzdem in diesem Jahr geschlossen zu halten. Auch die Kaufland-Filialen bleiben zu, teilt das Unternehmen mit. Edeka dagegen hat den selbstständigen Kaufleuten vor Ort die Entscheidung überlassen. Detlev Maier, Rottweiler GHV-Vorsitzender und Betreiber des großen Neukauf Culinara in der Stadt, hat an eine Öffnung an Heiligabend "keinen Gedanken verschwendet". Im Gegenteil: Er hält es für "ausgemachten Blödsinn", die Regelung auch an einem Sonntag zu nutzen – gerade auch im Sinne der Beschäftigten. Den Mitarbeitern sei es dieses Jahr gegönnt, auch einmal den ganzen 24. Dezember frei zu haben. Sonst ist bekanntermaßen immer bis 14 Uhr geöffnet.

Maier ist sich sicher, dass die Kunden auch ohne den Sonntag die drei Feiertage problemlos überbrücken können. "Von Montag bis Samstag ist Zeit zum Einkaufen, eine volle Woche. Weihnachten liegt so eigentlich ideal", meint er. Umsatzzahlen früherer Jahre bestätigen ihm, dass der 24. nicht übermäßig genutzt wird: "Man holt seine Frischwarenbestellung ab und nimmt dann noch mit, was man vergessen hat".

Viele Kunden sind der gleichen Meinung. "Ich finde es gut, wenn die Läden zu bleiben", sagt eine Rottweilerin, die gerade ihre Einkäufe ins Auto einlädt. "Wer’s bis Samstag nicht hinkriegt, dem ist wirklich nicht zu helfen", meint ein anderer. Und ein älterer Herr kann die ganze Diskussion nicht verstehen. "Früher ist das doch auch gegangen."

Dass der Heiligabend ausgerechnet auf einen Sonntag fällt, war zuletzt 2006 der Fall. Und diese besondere kalendarische Konstellation stellt auch die Kirchen vor Herausforderungen: "Der vierte Adventssonntag fällt damit weg, das ist für uns schon ein Problem", sagt Dekan Martin Stöffelmaier. Normalerweise werden am Vormittag des vierten Advents Gottesdienste gefeiert, diese würden dann aber in diesem Jahr fast nahtlos in die Krippenfeiern am Nachmittag übergehen. Man sei nun übereingekommen, zwar am Vorabend eine Eucharistie in "Ruhe-Christi" zu feiern, die Vormittagsgottesdienste am 24. dann aber ausfallen zu lassen.

Dass die Läden an Heiligabend – und auch sonst sonntags – geschlossen bleiben, sieht Stöffelmaier auch als sozialen Schutz für die Beschäftigten. Ob in Rottweil wirklich nirgendwo mehr Last-Minute-Shopping möglich ist, steht allerdings noch nicht hundertprozentig fest. So hat sich Lidl beispielsweise noch nicht abschließend zur Heiligabend-Frage geäußert.