Foto: Bartler-Team

Narrenmeister sendet Abstauber aus. Kooperation zwischen Stadt und Zunft zum Thema Sparen.

Rottweil - Dass Literatur in der ältesten Stadt des Landes keine unbedeutende Rolle spielt, ist bekannt. An Dreikönig wird diese Erkenntnis noch einmal kräftig untermauert, als Narrenmeister Christoph Bechtold die Abstauber auf den Weg schickt.

Es ist immerhin einem – wenn auch wenig literarischen – Text zu verdanken, dass sich Rottweil mit dem Attribut der ältesten Stadt schmücken darf. Dass es als Kulturstadt auch Heimstatt für allfällige literarische Betätigung ist, verwundert nicht. Da konnte es nur eine Frage der Zeit sein, dass dem geschriebenen Wort auch im Narrennest Rottweil besondere Bedeutung zufallen soll.

Der Narrenmeister hat die Zeichen erkannt und sich so seine Gedanken gemacht. Als er gestern nach der Aufwärmrunde im Café Schädle auf den kirsnerschen Balkon hinaus trat, harrten zahlreiche Menschen schon einige Zeit bei herrlichem Wetter aber frostigen Temperaturen, um diesen offiziellen Start in die Vorfasnet nicht zu verpassen.

"100 Rezepte der Wirtschaftsförderung" im Rathaus

Und was gab es da nicht zu erfahren! Angesichts der Buchhändlerdichte in Rottweil, Bechtold sieht das Apothekenangebot dagegen bald verblassen, drängt sich auf, was sich andernorts bewährt hat: eine Bestenliste – die tief blicken lässt. Spannend wäre es, wenn die dort gelisteten Bücher, zumeist Sachbücher, auch tatsächlich irgendwann erscheinen würden. Zum Beispiel die "Märchensammlung der Gebrüder Herbert und Rolf Sauter". Oder das neuen Mezger-Buch zur Rottweiler Fasnet. Okay, das wird sicher kommen. In der städtischen Bauverwaltung hat Bechtold den Urheber einer Neuasugabe der "unendlichen Geschichte" ausgemacht. Aktuell geht es weniger um Weltanschauung und Erkenntnis denn vielmehr um Baustellen.

Im Alten Rathaus entstand dagegen "100 Rezepte der Wirtschaftsförderung" und sei das Nachfolgewerk, das deren Umsetzung zum Inhalt habe, im Entstehen. Auf denselben Platz haben es zwei Werke aus den Chefetagen von Hauptstraße 23 und Hauptstraße 1 geschafft: Oberbürgermeister Ralf Broß’ "Kommunikation leicht gemacht" und Zunftschreiber Frank Hubers Abhandlung zur »offenen und transparenten Kommunikation der Narrenzunft« mit dem Untertitel "Was die Stadt noch von uns lernen kann" teilen sich einen Platz im Mittelfeld.

Deutlich begehrter ist Rainer Müllers Ratgeber zum verschärften Ruhestand: »Der Tag danach«. Und dan hat es doch tatsächlich eine städtisch-närrische Kooperation gegeben: Bürgermeister Werner Guhl und Zunftsäckelmeister Stefan Roth haben lange getüftelt und den Klassiker in Finanzfragen schlechthin neu geschrieben: "Der Entaklemmer im 21. Jahrhundert."

Ob es das Standardwerk für die Fasnet 2015 wird, bleibt offen. Wenn, dann erst ab Aschermittwoch. Denn mit dem Sparen nahmen’s die Abstauber gestern jedenfalls nicht so genau.