Foto: Bodo Schnekenburger

650 Besucher gehen mit der Stadtkapelle auf Entdeckungsfahrt. Die Reise geht nach Lateinamerika.

Rottweil - Nach Südamerika führte am Sonntagabend die Reise der Stadtkapelle. Das Fasnetskonzert vor 650 Besuchern stand ganz im Zeichen heißer Musik.

Die kam freilich nicht nur aus Buenos Aires und Havanna, oder einer mexikanischen Strandbar, sondern natürlich auch aus dem vertrauten Vierklang Elzach, Oberndorf, Rottweil und Überlingen. Und, klar, auch wenn sich der musikalische Nachwuchs unter Sombreros und als Rastaman verkleidet versteckt, der Alte Jägermarsch sitzt einfach.

Ganz sicher sitzt auch das Elzacher Latschari-Lied, und das nicht nur instrumental, sondern auch textsicher, wie das Vokalensemble 2013 der Narrenzunft auf der Bühne und das Publikum im Saal eindrucksvoll unter Beweis stellten. Nicht zum Missvergnügen von Karl Lambrecht übrigens, aber doch so, dass sich die Brauen des Rottweiler Originals und Fastnachtskenners bedenklich in die Stirn schoben: Lambrecht erläuterte den Gästen gewohnt launig nämlich das Brauchtum vor allem im Viererbund. Und da musste er feststellen, dass die Rottweiler Narren bei diesem speziellen Lied inzwischen kräftiger mitsingen können als beim eigenen Narrenmarsch – für den er übrigens eine Textänderung vorschlug. Denn das mit dem "großen Haus", hat sich mit dem Umzug des "Spitals" als Einrichtung in den Neubau am Nägelesgraben erledigt.

Dass die Stadtkapelle am Fasnetskonzert nicht nur jede Menge Stress, sondern auch jede Menge Spaß hat, kann man sich vorstellen. Das Niveau sollte allerdings nicht erst an dritter Stelle kommen, und so hatte Dirigent Clemens Berger für die Latin-Hits à la "Soul Bossa Nova" oder auch die optisch mächtig aufgewerteten Tänze ansprechende Arrangements ausgesucht, die einerseits die sinfonische Fülle der Kapelle präsentierte, andererseits aber den Charme der Musik stimmungsvoll ausspielte. Dass das bei einem Tango ganz anders funktioniert als bei einer Samba, ließ sich so eindrucksvoll darstellen. Für den optischen Beweis der Größe solcher Unterschiede sorgten zwei Tanzpaare.

Gleich zu Beginn nach dem klassischen Einzug hatte das Orchester sein Pflichtstück hingelegt: Zwei Sätze aus der Second Suite von Alfred Reed, breit angelegt, atmosphärisch dicht vermittelt, waren sie sozusagen der strenge konzertante Teil des Konzerts. Und auch die Jugendkapelle präsentierte sich zwar launig, doch bewies auch viel Musikalität.

Bevor die Stadtkapelle im zweiten Teil knallbunt wieder die Bühne betrat, wurden die Besucher Zeuge einer besonderen Aufführung. Da hatten drei Mexikaner mit starken Rottweiler Wurzeln eine wunderliche Schlange aus einem Narrenkorb gezaubert – und anschließend erstaunliche Kompetenz im Nasenflötenspiel bewiesen.