Gruppenbild am Schwarzen Tor mit Rottweiler Feuerwehrauto aus der D-Rad-Zeit: Die Gäste genießen den Aufenthalt in Rottweil und die Gastgeber sind froh über den reibungslosen Ablauf des internationalen Treffens. Fotos: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

D-Rad-Fahrer können Aufenthalt und Ausfahrt genießen / Mehr als 70 historische Motorräder versammelt

Von Bodo Schnekenburger

Rottweil. Die Erleichterung ist ihm anzumerken: "Mir fällt gerade ein Stein vom Herzen", sagt Ingo Kern. Jetzt in der prallen Sonne auf der oberen Hauptstraße fällt die Anspannung ab: Gut 70 D-Räder nebst Piloten sind da, es herrscht gute Laune.

Der Stein hatte ordentliches Felsbrockenformat, denn Kern stellt an sich selbst hohe Ansprüche. Gut organisiert sollte es sein, das 19. D-Rad-Treffen der Neuzeit, das 20. seit der Pfingstfahrt auf den Brocken, an der mehrere Tausend beteiligt gewesen sein sollen. Nach Rottweil kamen gut 70 der nach gut 80 Jahren nach Ende der Marke übrig gebliebenen Räder. Vertreten sind so ziemlich alle Modelle, dazu in verschiedenen Versionen, und allein die unterschiedlichen Seitenwagen wären eine gesonderte Betrachtung wert.

Nachdem die Fahrer der historischen Gebrauchsbikes ihre Schätzchen – manche auf Hochglanz poliert, andere so, wie man sich eine gut gepflegtes, aber auch viel gebrauchte Maschine vorstellt – im unteren Bereich der Fußgängerzone abgestellt haben, zieht es sie Richtung Schwarzes Tor. Dort wirtet die Feuerwehr, die eigens ihre historische Drehleiter aufgebaut hat, die aus der selben Zeit stammt wie die D-Räder. Es wird gefachsimpelt, ge- und bestaunt.

Eine der Teilnehmerinnen ist Susi Ranacher. "Wir sind eine D-Rad-Familie", sagt sie. Der Vater fing 2001 an, die beiden Brüder und der Lebensgefährte haben auch Maschinen der Traditionsmarke. "Jedes Modell" sei in der Familie vorhanden, vier davon fahrbereit, eines in Arbeit. Ach ja, und bei einem von den vieren steht auch wieder Arbeit an. Susi Ranacher hatte Pech. Ihre Maschine musste die Ausfahrt am Samstag wegen Getriebeschaden auf dem Anhänger beenden. Trotzdem ist sie begeistert: "Erster Eindruck: Perfekt. Zweiter Eindruck: Noch perfekter", sagt sie. Das D-Rad-Treffen in Rottweil sei von Anfang bis Ende gut durchgeplant, finde in einer "super Umgebung" und in "toller Landschaft" statt. Sie weiß, wovon sie spricht. Ranachers veranstalteten im vergangenen Jahr das internationale D-Rad-Treffen im Vogtland.

Über solches Lob freut sich Ingo Kern natürlich, auch wenn er sagt, dass er die nächsten Jahre solche Treffen "sicherlich nicht" mehr organisieren werde. Denn so gut die Vorbereitung auch ist, Anspannung bleibt nicht aus. Werden die Teilnehmer das Angebot akzeptieren? Die Frage stellt sich schon bei der Verpflegung. Das Göllsdorfer Gasthaus Sonne hat er eingespannt, um die Gäste in der Göllsdorfer Halle, wo sich "Dissenhorn 08" um die Teilnehmer kümmerte, zu verköstigen. Mit schwäbischen Spezialitäten, versteht sich. Am Freitag gab es Maultaschen, am Samstag ein Bratenbüffet mit Spätzle. "Manche haben das noch nie gegessen", sagt Kern. Geschmeckt hat es allen. Der Höhepunkt war dann die Ausfahrt, die über Flözlingen mit Besuch in der Hirschbrauerei und Schramberg – auch hat es gut funktioniert, das Vesper war "auf den Punkt" beim Fahrzeugmuseum und den D-Rad-Fahrern – schließlich durchs Schwarze Tor in die Rottweiler Fußgängerzone führte.

Pannen hat es gegeben, vor allem wohl wegen der Hitze, meinen die Begleitfahrer, die auf modernen Maschinen mit unterwegs waren. Was bei ihnen die Elektronik regelt, mussten die meisten der Pannenfahrer mit Schraubenzieher und viel Muskelkraft nachjustieren. Unfälle hat es nicht gegeben, "das ist die Hauptsache", ist die einhellige Meinung. Und Anfragen hat Ingo Kern auch schon. Und zwar für Weihnachtsgeschenke. Wegen eine Brandes in Horgen musste man kurzfristig eine Ausweichstrecke "basteln". Die führte über Niedereschach und Fischbach nach Flözlingen, die steile Abfahrt Richtung Kirche dort inklusive. Und die hat ordentlich Bremsklötze gekostet.