Aufmerksam verfolgen die Mitglieder der Volksbank Rottweil die Berichte von Vorstand und Aufsichtsrat. Fotos: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Volksbank Rottweil hebt genossenschaftliche Werte hervor / Kommunikation in der Kritik

Trotz der Niedrigzinspolitik und der zunehmenden Regulatorik sieht sich die Volksbank Rottweil aktuell gut aufgestellt. Das wurde bei der Mitgliederversammlung am Montag deutlich – bei der allerdings auch Kritik nicht ausblieb.

Rottweil. Für das Geschäftsjahr 2016 präsentierte der Vorstandsvorsitzende Henry Rauner gute Zahlen und unterstrich besonders, wie wichtig die genossenschaftlichen Werte auch in der Zeit der Digitalisierung und der Globalisierung seien. Mit relevanten wirtschaftlichen Daten skizzierte er zunächst die Entwicklung am deutschen Arbeits- und Börsenmarkt, sprach die Inflationsrate und die Niedrigzinspolitik an. Die Volksbank könne für das abgelaufene Jahr 1,6 Milliarden Euro betreutes Kundenvolumen und eine Bilanzsumme von 878 Millionen Euro vorweisen, berichtete Rauner. 99 Millionen habe die Volksbank an Krediten zugesagt, 466 038 Euro an Dividenden ausgeschüttet. Zuwächse habe es bei den Kundeneinlagen (um 9,3 Prozent) und beim Bilanzvolumen (um 9,2 Prozent) gegeben. Von 41 878 Kunden der Volksbank Rottweil seien inzwischen 22 309 Mitglieder.

"Auch wenn das Zinsniveau uns Grenzen setzt, können Sie sicher sein, dass wir unsere Verpflichtungen wahr- und ernstnehmen", versprach Rauner. "Sie sind die Eigentümer. Für uns stehen Sie an erster Stelle", versicherte der Bankchef. Auch für die Region fühle sich die Volksbank verantwortlich. Dies belegte Rauner mit der Sozialbilanz: 101 150 Euro habe man für soziale Projekte und Vereinsförderung ausgegeben. Sein Fazit: Für 2016 habe man dank eines hohen Zinsüberschusses und geringer Verwaltungsaufwendungen ein gutes Betriebsergebnis erzielt. "Wir sind besser unterwegs als vergleichbare Volksbanken in Baden-Württemberg", stellte er fest. Allerdings müsse man in der Zukunft mit einem sinkenden Ergebnis rechnen. Der Fokus werde 2017 auf genossenschaftlicher Beratung und Kostenmanagement liegen.

Boris Braun, Bereichsleiter Privatkunden, gab einen Einblick in die Entwicklung im Raum Rottweil und Dietingen mit Teilorten. Die Mitgliederzahl sei leicht gesunken – für Braun ein Zeichen, dass man aktiv an der Gewinnung junger Menschen für die genossenschaftliche Idee arbeiten müsse. Erfreulich sei, dass sich die Privat-Kundeneinlagen ordentlich entwickelt hätten. Viele würden gerade die Niedrigzinszeit nutzen, um sich den Traum von der eigenen Immobilie zu erfüllen.

Für den aus dem Aufsichtsrat scheidenden Günter Posselt, der sich nicht mehr zur Wiederwahl stellt, wurde Bürgermeister Christian Ruf mit einer Enthaltung zur Wahl in den Aufsichtsrat der Volksbank nominiert. Wählen darf allerdings erst die Vertreterversammlung im Juni.

Für eine symbolische Scheckübergabe wurden die Vertreter der Narrenzunft Dietingen und der Feuerwehr Göllsdorf auf die Bühne gebeten. Mit je 1000 Euro werden die Institutionen von der Volksbank unterstützt. Anschließend wurden von Gislinde Sachsenmaier 46 Mitglieder für ihre jahrzehntelange Treue zur Volksbank geehrt (wir werden noch berichten).

Etwas andere Töne gab es dann zum Ende der Mitgliederversammlung. Ein Anwesender meldete sich zu Wort und zeigte sich über die fehlende Information und Kommunikation im Fall des wieder ausgeschiedenen dritten Vorstandsmitglieds Michael Hellerling verwundert. "Ich habe erwartet, dass wir heute darüber etwas hören", sagte er. Auch für das "komische Geschäftsverfahren" bei der Aufgabe des Bereiches Hausverwaltungen könne er kein Verständnis aufbringen.

Nun musste zuerst Günter Posselt, der gerade am Mikrofon auf der Bühne stand, Rede und Antwort stehen: "Es gab eine Einigung und eine Vereinbarung, was die Kommunikation nach außen anbelangt. An diese Vereinbarung halten wir uns als Aufsichtsrat", erklärte er. Eine der Entscheidungsgrundlagen sei die Tatsache gewesen, dass eine Bank in der Größe wie die Volksbank Rottweil mit nur zwei Geschäftsführern besetzt werden könne. "Es wird nicht nur bei den Indianern, auch bei den Häuptlingen gespart", kommentierte Posselt.

Vorstandsvorsitzender Henry Rauner erklärte die Situation im Bereich Hausverwaltungen: "Es ist nicht unser Kerngeschäft. Die Entwicklung hat leider nicht unseren Erwartungen entsprochen, sodass wir das relativ schnell einstellen mussten." Die meisten Eigentümer habe man zufriedenstellen können, einige Versammlungen stünden noch bevor, informierte der Bankchef.