Auf dem Hegneberg baut die Stadtbau Rottweil derzeit mit hohen Fördermitteln ein Mehrfamilienhaus für Flüchtlinge. Nach zehn Jahren können die Wohnungen auch anderweitig genutzt werden. Foto: Otto

Stadtbau: Gute Zahlen, aber lange Warteliste. Unmut im Gemeinderat. Neues Projekt auf Spitalhöhe?

Rottweil - Die Stadtbau Rottweil hat 2016 so viel Geld in Bauprojekte gesteckt wie noch nie: 1,91 Millionen Euro. Die Warteliste von Menschen, die günstigen Wohnraum suchen, wird trotzdem nicht kürzer. Nicht nur im Gemeinderat sorgt das für Unmut.

Wer sich im Internet die Wohnungsgesuche der vergangenen Tage und Wochen anschaut, sieht schnell, wo in Rottweil das Problem liegt: "Mein Sohn und ich suchen immer noch eine Wohnung in Rottweil. Dringend!", inseriert eine junge Mutter, die die mögliche Miete im unteren Preissegment angegeben hat. Eine Familie schreibt in ihrer Anzeige: "Sind seit mehreren Monaten auf der Suche, Vermieter bitte melden." Wer die Suchfunktion betätigt und Wohnungen im unteren Preislevel sucht – für Rottweil Fehlanzeige.

Die Warteliste ist lang

Die guten Zahlen für 2016, die Stadtbauchef Peter Hauser im Gemeinderat präsentierte, sorgten deshalb nicht für wirklich große Euphorie. Dass Hauser und sein relativ kleines Team etliche große Projekte – Stichwort Sanierung Omsdorfer Hang – erfolgreich und wirtschaftlich umgesetzt haben, blieb unbestritten. Der Wohnraum ist attraktiver geworden, die Fluktuation hat abgenommen, die Mietrückstände haben einen Tiefststand erreicht. Dafür gab es ausdrücklich Dank.

Doch eine Zahl ist für etliche Stadträte so nicht akzeptabel: 113 Personen, die günstigen Wohnraum suchen, stehen bei der Stadtbau auf der Warteliste. Die Zahl ist seit Jahren mehr oder weniger konstant und wird sich wohl auch nicht so schnell ändern. Denn: Die Bautätigkeit der Stadtbau bezieht sich vor allem auf Sanierungen. Ein Neubau entsteht derzeit auf dem Hegneberg, hier nutzt die Stadtbau hohe Fördermittel um für Flüchtlinge zwölf Wohnungen zu erstellen, die nach dem Ablauf von zehn Jahren dann auch anderweitig genutzt werden können.

"Fakt ist: Wer in Rottweil preiswerten Wohnraum sucht, findet nichts. Und die Stadt unternimmt nichts dagegen", ärgert sich Guido Speiser, Vorsitzender des Rottweiler Mietervereins, im Gespräch mit unserer Zeitung. Mittlerweile sei er das Thema schon fast leid, weil das Problem seit Jahren bekannt, aber seitens der Stadt kein Konzept erkennbar sei.

Hauser: Bauprojekt auf der Spitalhöhe ist anvisiert

Im Gegenteil: Der Eigenbestand der Stadtbau-Wohnungen habe sich reduziert. Dabei, so betont Speiser, stehe in der Satzung der Stadtbau klar, dass sie sich um die sozial verantwortbare Wohnungsversorgung kümmern muss. In dieses Horn stießen auch mehrere Stadträte in der jüngsten Gemeinderatssitzung: Die lange Warteliste zeige deutlich den Bedarf, so Arved Sassnick (SPD), der auf die prekäre Situation in vielen Großstädten verwies. Hier sollte man dringend gegensteuern. So sollte in Neubaugebieten der Stadt jeweils ein Bauplatz für günstigen Wohnraum reserviert werden.

Stadtrat Martin Hielscher (FWV) hat dies bereits für das Baugebiet Spitalhöhe eingefordert und rief dazu auf, den Bedarf auf lange Sicht zu schätzen und Grundstücke ins Auge zu fassen. Man müsse der Zahl der Wohnungssuchenden Rechnung tragen, meinte auch Ingeborg Gekle-Maier (Grüne). Monika Hugger (CDU) räumte ein, dass für die Stadtbau nicht alles leistbar sei. Man habe gemeinsam entschieden, ein entsprechendes Konzept nochmals um ein Jahr zurückzustellen.

Peter Hauser versicherte den Räten, dass das Ziel, neuen Wohnraum zu schaffen, nicht vergessen sei. "Wir machen, was wir können." Ein entsprechendes Bauprojekt auf einem der neuen Mehrfamilienhaus-Bauplätze auf der Spitalhöhe sei anvisiert.