Mehr als 750 Mal dürfte die Feuerwehr Rottweil noch zu einem Einsatz ausrücken, bevor der Umzug von der Schlachthausstraße an die Schramberger Straße über die Bühne geht. Foto: Nädele

Bauausschuss stellt Neubau nicht in Frage. Einsparpotenzial ausgelotet. Kosten auf sieben Millionen Euro geschätzt.

Rottweil - Kostenprognose, Kostenschätzung, Übertragungsfehler in den Haushaltsplan – am Ende war es egal, wie aus 5,5 Millionen Euro fürs neue Feuerwehrhaus sieben Millionen werden: Einstimmig gab der Ausschuss grünes Licht für die nächsten Schritte.

Es zeichnete sich am Mittwochabend in der Sitzung des Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschusses schnell ab, dass am Projekt der Rottweiler Feuerwehr nicht wirklich gerüttelt werden wird. Der große Ärger über den 1,5-Millionen-Sprung bei den erwarteten Kosten für den Neubau an der Schramberger Straße war verraucht. Angesagt waren vielmehr Erklärungsversuche, warum es dazu gekommen ist – und die bei Weitem nicht nur von der Bank der Stadtverwaltung.

Peter Schellenberg (FWV) vermutete angesichts der Übereinstimmung mit der aktuellen Kostenschätzung schlichtweg einen Übertragungsfehler. Die 5,5 Millionen Euro im Haushalt seien demnach lediglich die Baukosten. Die Nebenkosten habe man dabei aus Versehen vergessen. Für ihn steht deshalb außer Frage: "Die sieben Millionen sind der richtige Betrag. Das kostet die Feuerwehr." Günter Posselt (CDU) pflichtete da bei und verwies auf den bautechnischen Aufwand, den das Grundstück notwendig mache.

Wichtig war ihm aber die Erkenntnis, dass durch die Diskussion über den Kostenrahmen, jetzt "jede Position kritisch hinterfragt" wurde und man dabei auch bis an die Schmerzgrenzen der Feuerwehr gegangen sei. Jürgen Mehl (SPD) und Hubert Nowack (Grüne) teilen diese Auffassung. Die Einsparmöglichkeiten seien ausgelotet, freut sich Nowack, dass dadurch nun noch von sieben statt von 7,4 Millionen Euro die Rede ist "und wir dafür trotzdem noch mehr bekommen, als zunächst gedacht".

Bezug nahm er damit auf die Überdachung für die Stellplätze im rückwärtigen Bereich des Baus. Stefan Hermann aus der Hochbauabteilung der Stadtverwaltung hatte eingangs erläutert, welche Änderungen am Entwurf seither geschehen sind. Und ein guter Teil der Einsparungen – von insgesamt übrigens 800 000 Euro – wird dadurch erreicht, dass das Gebäude nicht so stark wie zunächst geplant, in den Hang gebaut wird.

Den Wunsch der Feuerwehr nach einem Vordach an der Fahrzeughalle stellte gestern Abend niemand in Frage. Ebenso blieb es bei den vorgeschlagenen Einsparungen. Das Feuerwehrhaus bekommt also Sektional- statt Falttore und auf eine Sichtbetonfassade wird ebenso verzichtet wie auf die Begrünung des Daches. Fast zur Posse geraten ist lediglich die Debatte über Sinn und Notwendigkeit eines Aufzugs. Dass mit Jens Jäger ausgerechnet der Behindertenbeauftragte der Stadtverwaltung erklärte, er könnte angesichts der Notwendigkeit zum Sparen darauf verzichten, traf nicht nur bei Nowack und Oberbürgermeister Ralf Broß auf Unverständnis. Das Feuerwehrhaus solle ein Vorzeigeobjekt werden, sprach sich Broß dafür aus, am Aufzug festzuhalten. Die Seminarräume im Obergeschoss sollten schließlich barrierefrei erreicht werden können, um sie auch für Veranstaltungen nutzbar zu machen.

Stadtbrandmeister Rainer Müller und eine stattliche Anzahl von weiteren Feuerwehrmännern dürften die Diskussion entspannt verfolgt haben. Auf der Kippe stand das Projekt nie.

Die kritischste Stimme gehörte gestern Abend Hermann Breucha (FWV). Aber auch er stellte die Zustimmung dabei nie zur Debatte. Keine Zweifel ließ Breucha aber, dass er sich das Ergebnis der intensiven Suche nach Einsparmöglichkeiten anders vorgestellt hat. Die Aufmerksamkeit lenkte er aber auf die Zukunft. "Sind diese Kosten jetzt echte Kosten oder Hochrechnungen, die an die Schmerzgrenze gehen, damit man mal beginnt", fragte er nach der Verlässlichkeit der vorliegenden Zahlen. Die Vertreter des Büros kplan, die mit der Projektsteuerung beauftragt sind, stellten aber klar: Die jetzt vorliegenden Zahlen beruhen auf Schätzungen, erst der nächste Schritt sei die tatsächliche Berechnung der Kosten. Nochmals davon abweichen könne dann das Ergebnis der Ausschreibung.

Da blieb für Breucha die Frage in Richtung des Finanzbürgermeisters Werner Guhl, ob sich die Stadt Rottweil den Neubau denn überhaupt leisten könne. "Welche Projekte müssen denn zugunsten der Feuerwehr verschoben werden", sprach er das Droste-Hülshoff-Gymnasium oder die Göllsdorfer Halle an. Guhl räumte mit Blick auf das Investitionsprogramm denn auch ein, dass er – Stand gestern Nachmittag – davon ausgeht, dass 2016 neue Kredite über sechs Millionen Euro aufgenommen werden müssten, sollen die derzeit bekannten Vorhaben realisiert werden. Keine Schätzung und auch nicht unbedingt eine Prognose war dabei aber seine Feststellung: "Es wäre falsch, nichts mehr zu investieren, nur um keine Kredite aufnehmen zu müssen."